Raps ist eine anspruchsvolle Kultur. Viele Krankheiten und insbesondere Schädlinge können ihm zu schaffen machen. An Bedeutung verloren hat zuletzt der Rapskrebs (Sklerotinia). «Die typischen Sklerotinia-Behandlungen haben heute schweizweit fast keine Bedeutung mehr. Die Produktverkäufe für solche Behandlungen sind die letzten Jahre stark zurückgegangen. Da in die Blüte spritzen nicht gern gesehen wird und die Wirkung in trockenen Frühjahren unbedeutend ist, gibt es mittlerweile nur noch sehr wenige Landwirte, die dies machen», erklärt Andreas Friedli, Leiter Product Management bei Stähler.
Fungizid zu letzter Glanzkäfer-Behandlung ist eine Option
«Was zum Teil gemacht wird, ist die Beimischung eines Fungizids bei der letzten Rapsglanzkäfer-Behandlung», erklärt Friedli. Ähnlich sieht das Philippe Huber, Pflanzenschutz-Berater der Firma Bayer. «Die Zeiten, in denen man in die Vollblüte gespritzt hat, sind vorbei.» Huber gibt zu bedenken, dass der Raps ausgesprochen gut kompensieren kann.
Bis zu 70 Prozent des Ertrages kommt aus den Seitentrieben. Wenn der Raps gut im Schuss ist, könne auch ein kleiner Befall mit Sklerotinia verkraftet werden, so Huber. Damit der Raps gut im Schuss ist, ist es wichtig, dass die Schädlinge Rapserdfloh, Stängelrüssler und Glanzkäfer in Schach gehalten werden. Aber auch die Durchwurzelung des Bodens ist zentral, ebenso wie eine frühe Versorgung mit Nährstoffen.
Weshalb müsste eine wirksame Behandlung gegen Sklerotinia eigentlich zur Blüte erfolgen und lässt sich nicht bereits vorher erledigen? Andreas Friedli von Stähler gibt Auskunft: «Da der Raps in der Streckung sehr schnell und viel wächst, gibt es starken Verdünnungseffekt der Wirkung. Der Raps verdoppelt während der Blüte sein Volumen und die Pilze gelangen über die Blütenblätter auf die Rapsstängel.»
Versuche zeigen: Mehr als ein Fungizid lohnt sich selten
Das Forum Ackerbau hat von 2013 bis 2015 unterschiedliche Fungizid-Strategien im Raps untersucht. Das Ergebnis: Mehr als eine Fungizid-Anwendung war aus wirtschaftlicher Sicht in den meisten Fällen nicht sinnvoll. Zwei Fungizid-Anwendungen rechneten sich aus wirtschaftlicher Sicht für die Rapsproduzenten kaum und drei Behandlungen waren in keinem der drei Jahre wirtschaftlich.
Sonja Basler, Autorin des Versuchsberichtes und am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg tätig, sagt, dass sich an dieser Erkenntnis bis heute nichts geändert habe. Auch aus ihrer Sicht hat die Sklerotinia-Behandlung in die Vollblüte ausgedient. Aus Imagegründen, aber auch aus rein praktischer Sicht: «In den letzten zehn Jahren hatten wir nur eine Situation, in welcher Sklerotinia aufgetreten ist», so Basler. Die Spritzung in die Vorblüte mit Proline oder Propulse habe erwiesenermassen einen Effekt. Und alles andere sei nicht mehr zeitgemäss, so Basler.
Ein biologisches Mittel gegen Sklerotinia
Sklerotinia könnte man auch mit einem biologischen Mittel bekämpfen. Das Produkt Contans der Firma Bayer enthält Sporen eines natürlichen Bodenpilzes (Coniothyrium minitans), der die im Boden vorhandenen Sklerotien befällt.
Dieses Mittel werde vor allem im Gemüsebau eingesetzt, gibt Philippe Huber von Bayer Auskunft. Für den Ackerbau sei die Anwendung meistens zu teuer und das Schadenpotenzial von Sklerotinia zu gering. Eine Anwendung von 4 kg Contans pro Hektare kostet 180 Franken.
Sklerotinia
Sklerotinia ist eine Pilzkrankheit, die nebst bis zu 400 Wirtspflanzen auch den Raps befallen kann. Die Krankheit wird auch Rapskrebs oder Weissstängeligkeit genannt. Grund dafür sind die Symptome, die mit Sklerotinia befallener Raps zeigt. Durch den Pilzbefall im Stängel knicken Pflanzen oder sterben vorzeitig ab.
Sklerotinia verbreitet sich vor allem über den Boden. Bei hoher Bodenfeuchte und Temperaturen von rund 10 Grad keimen die Sklerotien. Nach ihrer Reifung setzen sie Sporen frei, welche die Stängel infizieren können.
Ersichtlich ist ein Befall mit Sklerotinia beispielsweise von oben, wenn einzelne Pflanzen im Bestand bereits weiss sind, während der Rest des Feldes noch grün ist. Ebenfalls können nach der Ernte Rapsstängel aufgeschnitten werden. Bei einem Befall finden sich im Stängel 5 bis 15 mm lange Dauerorgane (Sklerotien), die ähnlich wie Mutterkorn aussehen.