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Ein regnerischer Nachmittag in Anglikon AG: 15 Landwirte treffen sich zu Weiterbildungszwecken auf dem Schwellhof von Peter und Sybille Meyer. Familie Meyer hält Pensionspferde und betreibt auf 20 Hektaren Ackerbau. Im Fokus der Besucher steht jedoch etwas anderes: 8 Hektaren ökologische Ausgleichsfläche gehören zum Betrieb, darunter viele Kleinstrukturen. Und genau um diese geht es heute.

Mit dabei ist auch Projektleiter Thomas Baumann, selbst Landwirt aus Suhr AG und vom Naturama Aargau im Auftrag der kantonalen Abteilung Landschaft und Gewässer engagiert. «Es gab ein Budget für Weiterbildungsangebote im Bereich der Ökologie, und da haben wir unsere Chance genutzt», so Baumann.

Dass er mit der Idee zur «Profigruppe Biodiversitäts-Förderflächen professionell bewirtschaften» ein wichtiges Anliegen der Landwirte aufnahm, zeigte sich bereits am ersten Informationsanlass. Das Projekt wird zusammen mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg durchgeführt. «Unser Ziel waren 15 Landwirte. Stattdessen sind heute 32 Landwirte mit dabei», so Baumann.

Einerseits Grund zur Freude, andererseits auch eine Herausforderung. «Wir sind administrativ und finanziell gefordert, konnten aber zum Glück zusätzliche Mittel für das Projekt generieren.» So ist der Fortbestand der Gruppe bis Ende 2019 ebenso gesichert wie die Entschädigung von 100 Franken pro Anlass, die an die Landwirte für die Teilnahme am Pilotlehrgang vergütet werden.

In den Biodiversitäts-Förderflächen sind grosse Sand- und Steinhaufen einfacher sauber zu halten

Nach einer kurzen Einleitung besichtigen die Landwirte die Ökoflächen auf dem Schwellhof. Peter Meyer hat auf Ackerland eine 60 Aren grosse Fläche als Hecke angelegt, gepaart mit Steinhaufen, Sandhaufen und kleinen Wasserbecken. Dabei hat er darauf geachtet, dass die Krautsäume und auch die Hecke effizient bewirtschaftet werden können.

Zu den Stein- und Sandhaufen erklärt Thomas Baumann: «Je grösser diese sind, desto einfacher ist es, sie sauber zu halten.» Auch die extensive Pferdeweide von Meyer bietet einiges für die Biodiversität. Die Koppeln sind durch Hecken eingefasst. Als Abtrennung zwischen Koppeln dient aufgeschichtetes Totholz, welches beim Schneiden der Bäume oder Hecken angefallen ist. Biodiversität und landwirtschaftlicher Nutzen, dazu noch optimiert für die Direktzahlungen.

Die Landwirte erarbeiten in der Profigruppe selber Lösungsvorschläge

«Genau darum geht es uns», schwärmt Thomas Baumann. «Wir möchten unter Praktikern kreative Lösungen im Bereich Biodiversität anregen. Dabei geht es darum, dass die Massnahmen gut praktisch umsetzbar sind und dass sie einen möglichst hohen Nutzen für die Natur haben. Letztendlich soll sich die Arbeit aber auch durch eine Beitragsoptimierung für uns Landwirte bezahlt machen», erklärt der Projektleiter.

Ein weiteres Ziel des Projektes: Man will von der Basis – also von den Landwirten – her Einfluss auf die Richtlinien nehmen. Ein Beispiel: Krautsäume von Hecken dürfen erst spät gemäht werden. Das Problem dabei: Der ökologisch wertvolle Schwarzdorn breitet sich durch Wurzelbrut aus. Die sehr spitzen Ausschläge sorgen nicht selten für platte Reifen am Mähgerät, zudem sind die dornigen Äste im Futter zu finden.

Das Problem ist erkannt und die Profigruppe machte den zuständigen Behörden Lösungsvorschläge. Im Herbst werden auf zwei Betrieben Praxisversuche mit frühem oder häufigerem Schnittregime starten.

Je nach Ergebnis der Versuche ist zukünftig eine auf die Bedürfnisse der Praxis angepasste Bewirtschaftung der Heckensäume denkbar, ohne dass dabei die ökologische Qualität leidet.

Die Theorie soll den Weg in die Praxis der Betriebe finden

Nebst dem Kanton Aargau haben auch die Kantone Zürich und Bern ähnliche Projekte lanciert. Im Aargau läuft das Projekt bis Ende 2019. Bis dahin sollen sieben Treffen stattfinden.

Wie es weitergeht, ist noch ungewiss. Thomas Baumann hofft aber, dass eine Folgelösung gefunden werden kann. «Ich kann bereits jetzt ein positives Zwischenfazit ziehen», so Baumann.

Er freut sich, dass viele Betriebsleiter Anregungen für ihren Betrieb mit nach Hause nehmen und auch umsetzen wollen. Das Ziel sei ganz klar, dass die Theorie auch praktisch auf den Betrieben der Teilnehmenden angewandt wird.

Nach der Flurbesichtigung auf dem Schwellhof der Familie Meyer in Anglikon sitzen die Landwirte zum Imbiss nochmals zusammen. Die Diskussionen kreisen rund um Sinn und Unsinn der Vorschriften, betriebseigene Strategien, optimierte Direktzahlungen und die Akzeptanz der Massnahmen unter Berufskollegen und bei der Bevölkerung. Dann reisen alle wieder ab. Mit im Gepäck: Ideen, was man noch tun könnte, und solche, die eher nicht zu einem passen.