Die Schweizerische Vereinigung integriert produzierender Bauern und Bäuerinnen IP-Suisse ist auf Erfolgskurs: Mit einem Umsatz von 110 Millionen Franken erlebt IP-Suisse im Geschäftsjahr 2022 einen gewaltigen Wachstums-Schub von +10,6 Prozent. Der Jahresgewinn 2022 beträgt 1,97 Millionen Franken (+16,9 Prozent).

Der neue IP-Suisse-Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler konnte damit an der Delegiertenversammlung 2022 in Langnau BE eine dunkelgrüne Jahresrechnung präsentieren. Für die ersten drei Viertel dieses Geschäftsjahres war noch sein Vorgänger Fritz Rothen verantwortlich, von dem Eggenschwiler die Geschäftsführung im Juli 2022 übernahm.

Exklusiv-Interviews mit dem alten und dem neuen IP-Suisse-Geschäftsführer

IP-Suisse-Landwirte freuen sich über den Erfolg – wollen aber auch mehr Einnahmen sehen

Der um +10,6 Prozent höhere Umsatz 2022 und der sogar um +16,9 Prozent höhere Jahresgewinn 2022 freute natürlich die 122 IP-Suisse Delegierten. Sie sorgten aber auch für Kritik – nicht an IP-Suisse, sondern an den Detailhändlern und Discountern.

So erklärte ein IP-Suisse-Delegierter, es sei «keine Partnerschaft, wenn der eine viel verdient und die anderen ums Überleben kämpfen müssen.» So koste ein Kilogramm Brot heutztage 7 Franken, obwohl die IP-Suisse-Landwirte für das im Brot enthaltene Getreide gerade mal 50 Rappen erhalten. «Ich weiss nicht, was in diesem teuren Brot sonst noch drin ist, ausser vielleicht Wasser und Hefe», meinte der Delegierte resigniert.

Der anwesende Denner-Chef Mario Irminger lobte die Arbeit der Label-Organisation im Allgemeinen und jene der der IP-Suisse-Landwirte im Speziellen. Wenn Detailhändler wie die Migros (in deren Besitz Denner als drittgrösster Lebensmitteleinzelhändler in der Schweiz ist) zugunsten des IP-Suisse-Käfers ihre eigenen Marken aus den Gestellen nehmen, sei das ein Riesenerfolg. Was dieser Erfolg den IP-Suisse-Landwirten ausser einem symbolischen Schulterklopfen einbringt, wusste aber auch der Denner-CEO nicht zu erklären.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten des IP-Suisse-Geschäftsjahres 2022

Christophe Eggenschwiler vor dem IP-Suisse-Bürogebäude.InterviewIP-Suisse-Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler hat Respekt vor seiner neuen AufgabeDonnerstag, 17. November 2022 Der 76-seitige Geschäftsbericht präsentiert die wichtigsten Zahlen und Fakten zum Geschäftsjahr 2022 von IP-Suisse:

Tierproduktion

Mehr als 2,2 Millionen Tiere sind im Label-Programm von IP-Suisse: 1 Million Legehennen, 715'493 Schweine, 200'000 Truten und 50'000 Kühe, die Wiesenmilch produzieren. Dazu kommt die Grossvieh-Mast, Kälber, Lämmer und Kaninchen.

  • Bei den Schweinen ist mit 715'493 Tieren (+30 Prozent) eine massive Überproduktion zu verzeichnen, die zu stagnierenden und sogar sinkenden Preisen geführt hat. Gleichzeitig haben 5 Prozent der Produzenten ihren Schweinestall für immer geschlossen.
  • Die Grossvieh-Mast ist mit 40'000 Schlachttieren von 800 Betrieben weiterhin sehr stabil und das Premium-Rindfleisch SwissBlackAngus auf Erfolgskurs.
  • Die Kälber-Mast geht mit –2,5 Prozent Schlachttieren und –4 Prozent Produzenten weiter zurück. IP-Suisse sucht nun neue Produzenten und will ein attraktives Kälber-Label «auf die Beine stellen».
  • Die Lämmer-Mast ist mit 16'000 Schlachttieren und 250 Produzenten weiterhin stabil. IP-Suisse sucht sogar neue Produzenten.
  • Bei den Legehennen, den Eiern (285 Millionen IP-Suisse-Eier oder +435 Prozent) und den Produzenten (+80 Prozent) hat IP-Suisse ein extremes Wachstum, weil seit August 2022 alle konventionellen Schweizer Schaleneier in der Migros neu von IP-Suisse kommen. Diese extreme Steigerung sei aber nicht unproblematisch, erklärte Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler.
  • Auch die Nachfrage nach Wiesenmilch ist mit 206 Millionen kg von 1700 Produzenten und 35 Verarbeitern stark steigend (+140 Prozent).

Pflanzenbau

  • Die Getreide-Saison 2020/2021 ist mit dem Regensommer 2021 sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Kleinere Erträge, Ausfälle durch häufigen Auswuchs und erhöhte Mykotoxin-Belastung führten zu einer um 30 Prozent geringeren Ernte als im vorhergehenden Geschäftsjahr. Weil IP-Suisse 50'000 Tonnen Weizen aus vorherigen Ernten auf den Markt brachte, konnten die Kunden fast vollständig mit IP-Suisse-Weizen beliefert werden.
  • Auch bei den Ölsaaten (Raps und Sonnenblumen) war die Ernte wetterbedingt unterdurchschnittlich, was doppelt ärgerlich ist, weil die Preise für Ölsaaten 2021 kräftig anzogen und die Nachfrage ständig wächst. IP-Suisse vergrössert zum Beispiel die Raps-Anbaufläche jährlich um 200 bis 300 Hektaren.
  • Bei den Kartoffeln und den (Zucker-)Rüben sieht IP-Suisse einen Markt mit starkem Wachstum, von 6000 Tonnen auf über 10'000 Tonnen Kartoffeln sowie 62'000 Tonnen auf 170'000 Tonnen Rüben in einem Jahr.
  • Auch der Früchte- und Gemüse-Anbau ist noch einmal stark angestiegen. Hier kommt IP-Suisse der positiven Entwicklung fast nicht mehr nach.

IP-Suisse wird von neuen Köpfen in die Zukunft geführt

Die statutarischen Traktanden der DV 2022 waren schnell abgehandelt. Neben zwei neuen Vorstandsmitgliedern Robert Dreier und Richard Pellisier wurden der Vorstand und IP-Suisse-Präsident Andreas Stalder für eine weitere Amtsdauer bestätigt. Stalder betonte aber gleich mehrmals, dass er (damals als Nachfolger von Gründungs-Präsident Hans Luder) IP-Suisse seit 2005 gerne führe, dass er aber seine Amtszeit nicht zwingend vollständig erfüllen müsse. Ein neuer IP-Suisse-Präsident ist also in Sichtweite.

Der zwischen den Zeilen angekündete Rücktritt von IP-Suisse-Präsident Andreas Stalder – nach der Pensionierung von Geschäftsführer Fritz Rothen im Juni 2022 – würde Sinn machen. Dann würde IP-Suisse 34 Jahre nach der Gründung von neuen Köpfen in die Zukunft geführt.

Dazu passte die Verabschiedung des Gründungs-Geschäftsführers Fritz Rothen «zum gefühlt 100. Mal», wie Stalder schmunzelnd erklärte. Rothen hat die Label-Organisation IP-Suisse zuerst an der Seite von Hans Luder und dann von Andreas Stalder als Geschäftsführer während 33 Jahren geprägt. Dafür wurde Fritz Rothen von den IP-Suisse-Delegierten mit Standing Ovations verabschiedet.

[IMG 6]

Der Dokumentarfilm über IP-Suisse kommt im Frühjahr 2023

Im Frühjahr 2023 wird ein Dokumentarfilm über IP-Suisse seine Premiere haben, der die Geschichte der Label-Organisation von den Gründerjahren bis zu den aktuellen Herausforderungen zeigen wird.

Produziert wird der Dokumentarfilm im Auftrag des IP-Suisse-Partners Denner, der an der DV im November 2022 einen Trailer zeigte. Offenbar ist es gelungen, alle wichtigen Köpfe und Wegbegleiter von IP-Suisse vor die Kamera zu bekommen.

«IP-Suisse ist eine Passion. Und da hat man nur einen Chef – und das ist die Natur», erklärt zum Beispiel IP-Suisse-Präsident Andreas Stalder.