Gebaut wurde der «Bulldog» von der Heinrich Lanz AG in Mannheim zwischen 1921 und 1960. Das Besondere an ihm: der einzylindrige Glühkopfmotor, der nicht nur mit Diesel, sondern auch mit Rohöl betrieben werden kann. Zum Start wird der massive Glühkopf mit einer Lötlampe vorgewärmt. Danach bringt man mit dem abnehmbaren Lenkrad das seitlich angebrachte Schwungrad und somit den Kolben in Bewegung – eine gefährliche Arbeit, bei der es früher durchaus zu Armbrüchen kam.
Was den Bulldog besonders macht, ist seine einfache Technik und seine hohe Lebensdauer. Er liess sich einfach bedienen, war wartungsarm und nahezu unverwüstlich. Oft waren die Traktoren jahrzehntelang im Einsatz, in vielen Dörfern in Deutschland wurde «Bulldog» gar zum Gattungsbegriff für Traktoren. Bis heute erfreut sich das Modell grosser Beliebtheit bei Oldtimerliebhabern, die sich in Lanz-Bulldog-Clubs zusammenschliessen.
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In den 1950er-Jahren geriet die Heinrich Lanz AG durch die zunehmende internationale Konkurrenz unter wirtschaftlichen Druck. 1956 wurde das Unternehmen mehrheitlich vom US-Konzern John Deere übernommen. Die Marke Lanz verschwand, das Mannheimer Werk besteht aber bis heute als Teil von John Deere und ist eines der wichtigsten Traktorwerke des Konzerns in Europa.
Beim abgebildeten Modell handelt es sich im Übrigen um einen D9506, gebaut im Jahr 1943. Er bringt ein Leergewicht von 3 950 kg auf die Waage, verfügt über einen einzylindrigen Glühkopfmotor mit einem Hubraum von 10,3 Litern, leistet 28 kW und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 16,7 km/h.
Ursprünglich gehörte dieser Traktor der Familie Lieby aus dem elsässischen Bloetzheim. Heute befindet er sich im Besitz des Écomusée d’Alsace in Ungersheim – dem grössten Freilichtmuseum Frankreichs, das auf über 90 ha ein historisches elsässisches Dorf nachbildet. An Wochenenden lässt sich der Lanz Bulldog dort regelmässig bei der Feldarbeit erleben. Ist er erst einmal am Arbeiten, hört man ihn schon von weitem.