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Deutz AgroStar: Zusammenfassung

Es war ein Stück Tradition, von der Deutz-Fahr sich nach und nach verabschiedet hat. Die immer grösser werdende Leistung von Traktoren ließ die luftgekühlten Motoren in der Landwirtschaft langsam aussterben. Dem MWM-Motor scheint es jedoch völlig egal gewesen zu sein, wie für seine Kühlung gesorgt wurde. Er verrichtete zuverlässig und mit ausgesprochen starken Werten seine Arbeit und fiel dabei durchweg positiv bei den Landwirten und Lohnunternehmern auf.

Getriebe und Vorderachse machten zweifelsohne zunächst grosse Probleme und auch nach der Überarbeitung im Jahr 1994 gehen die Meinungen um die grossen AgroStar weit auseinander. Festzuhalten bleibt das die grossen AgroStar auf dem Acker eher zu Hause sind als auf der Straße. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen: Ein mit Vernunft geschaltetes, gut gewartetes Getriebe belohnt dieses auch mit einer hohen Lebensdauer.

 

 

Mit 160- bzw. 185 PS gingen die Grosstraktoren der Serie AgroStar Ende 1992 in Deutschland an den Start. Die wassergekühlten Modelle 6.71 & 6.81 waren somit einige der letzten ihrer Art, die noch mit Komponenten aus der Kölner Deutz-Schmiede gefertigt wurden, bevor die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (kurz: KHD) ihre Landtechniksparte, 1995, an den italienischen SLH-Konzern veräusserte. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand jener aus den Marken Same, Lamborghini sowie dem Schweizer Hersteller Hürlimann. In Köln wollte man sich fortan auf die Produktion von Motoren und Triebwerken spezialisieren.

Nach anfänglichen Lieferschwierigkeiten sowie diversen Totalausfällen der Getriebeeinheit, kam es 1993 zu einer weltweiten Rückrufaktion, bei der alle Getriebe in Italien auf den neusten Stand umgerüstet werden mussten. Ein Jahr später gab es ein Facelift, welches neben den modifizierten Antriebssträngen auch weitere Verbesserungen beinhaltete. So wurde zum einen die Leistung der beiden Mannheimer Triebwerke um jeweils fünf PS erhöht und für den 6.81 war nun auch eine 540er-Zapfwelle verfügbar. Die Same-Vorderachse flog aus dem Programm und die Kraftheber im Heck sowie in der Front waren deutlich verstärkt worden. 

Deutz-Fahr AgroStar: Starker Motor von MWM

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Unter der langen Haube der beiden AgroStar Modelle arbeitet jeweils ein Motor des Herstellers MWM. Im 6.71 kommt der 6,2 Liter Turbomotor des Typs TD226-B6 zum Einsatz, ein Sechszylinder, welcher musterhaft auch im Renault 155.54 und im Fendt 615 LSA seinen Dienst verrichtete. Für noch mehr Power sorgte im 6.81, neben einem grösseren Hubraum, der zusätzlich verbaute Ladeluftkühler. Die durch den Turbolader hochverdichtete Luft, wird durch dieses Bauteil herunterkühlt und sorgt für einen höheren Sauerstoffgehalt bei gleichbleibender Luftmasse. Auch ohne Konstantleistungsbereich bringt der 7-Liter MWM-Motor die versprochene Leistung an der Zapfwelle.

Im Bereich von 1400-2000 Motorumdrehungen ist das Triebwerk absolut standhaft, kaum kleinzukriegen und hat ordentlich Leistungsreserven. Da zum Erreichen der 1000er Zapfwellen-Umdrehungen unter Volllast gefahren werden muss und der Motor überdies keinen geregelten Kühlerventilator besitzt, liegt der Kraftstoffverbrauch der beiden AgroStar etwas über dem Durchschnitt dieser Klasse.

Ähnlich wie bei den Traktoren der Same Titan Baureihe, gelangen die Abgase ohne Umwege direkt oberhalb des Motors aus dem mächtigen Auspuffrohr ins Freie, dass stört jedoch die Sicht und ist bei vergleichbaren Großtraktoren, wie beispielsweise dem Magnum von Case IH oder dem 7800 von John Deere besser gelöst worden. Echte Liebhaber sehen darüber jedoch gerne hinweg.

Mit der Zeit verbessert: Das Same Getriebe

Besonders die Kunden, welche sich im Jahr 1993 für einen Grosstraktor der AgroStar Baureihe von Deutz-Fahr entschieden, hatten teilweise grosse Probleme mit dem Getriebe. Auslöser waren ein zu schwach ausgelegtes Lager auf der Antriebswelle mit zu geringer Vorspannung sowie insgesamt zu hohe Fertigungstoleranzen. Ende des besagten Jahres gab es eine grosse Rückrufaktion, bei der alle Getriebe direkt im Same-Werk in Treviglio auf Garantie überarbeitet und aufbereitet wurden. Ab 1994 kamen sowohl ein überarbeitetes Getriebe mit Ölkühler als auch eine neue Vorderachse von Sige zum Einsatz.

Auffälligstes Merkmal der Sige-Achse waren die Endantriebe, welche nun aussen lagen und nicht mehr wie bei der Same-Achse innen. Ab diesem Zeitpunkt galt das Problem für behoben. Das Getriebe lieferte sowohl in puncto Abstufung als auch in der Schaltbarkeit und dem Fahrkomfort vor allem unter Last gute Ergebnisse. Zwei bzw. drei Gruppen mit jeweils neun volllastschaltbaren Vorwärts- sowie 8 Rückwärtsgängen bilden die Basis.

Auf Wunsch ist ein 27/24-Kriechganggetriebe erhältlich. Die zwei, beziehungsweise drei Gruppen werden mechanisch geschaltet, die neun Lastschaltstufen sowie die Wendeschaltung über Drucktasten auf dem Joystick in der Nähe der Armlehne, elektrohydraulisch und völlig ohne Kupplung. Der Wendekreis des Boliden beträgt bei eingeschaltetem Allradantrieb rund 12,4m (Standardbereifung). Das durch Lenkwinkelsensoren gesteuerte Antriebsstrang-Management-System (kurz: ASM), steuert die Schaltung der Differentialsperre sowie die des Allradantriebes automatisch.

Deutz-Fahr AgroStar: Hubkraft & Hydraulik überzeugten

Mit rund 9,3 Tonnen stemmt die Heckhydraulik auch schwerste Anbaugeräte mühelos in die Höhe. Die von Bosch gelieferte EHR gab es dabei in zwei Varianten, der Agritronic hD sowie der Version hDi. Die Standardausführung (hD) beinhaltete eine Schwingungstilgung, Schlupfregelung sowie Drehregler für die Justierung nach Zugwiderstand. Bei der Sonderausstattung (hDi) gab es zusätzlich LBS-Anschlüsse (ISOBUS-Vorläufer) für externe Terminals von Anbaugeräten.

Das Hubwerk lässt sich über Drucktaster, welche ebenfalls auf dem Joystick der Gangschaltung angebracht sind, komfortabel in die zuvor eingestellte Lage bringen. Die mechanische Fronthydraulik von Sauter, auf Wunsch mit Frontzapfwelle kommt auf eine Hubkraft von knapp 3 Tonnen. Mit einer maximalen Fördermenge von rund 83l/min ist die Hydraulikleistung für diese Leistungsklasse eher knapp bemessen, vier doppeltwirkende Steuergeräte sowie eine Bedienung via Kreuzhebel waren jedoch mehr als ergonomisch.

Deutz-Fahr AgroStar 6.71 & 6.81: Moderner Arbeitsplatz

Durchweg positiv bewertet wurde der Arbeitsplatz des seinerseits grössten Standardtraktors im Deutz-Programm. Die leise, geräumige AgroStar-Kabine bestach mit sehr guter Rundumsicht sowie aufstellbaren Scheiben in Front, Heck und der Seitenpartie. Eine Dachluke gehörte nicht zur Standardausstattung, war aber optional lieferbar. Die ergonomische Anordnung der Bedienelemente kam ebenso gut an, wie die serienmässige Klimaanlage und der luftgefederte Komfortsitz samt Sitzheizung.

Drucktasten für Wendeschaltung, Hubwerk und Lastschaltung waren ausgezeichnet erreichbar auf dem Schalthebel, unmittelbar in der Nähe der rechten Armlehne, angebracht. Über die Temperatur und Füllstände von Ölen sowie Kühlwasser wird der Fahrer ebenso informiert, wie über die aktuellen Drehzahlen von Motor und Zapfwelle.

Auf Wunsch gab es die Sonderausstattung Agritronic-i2. In dieser Variation erweitert ein Hektarzähler, ein Schlupfmesser, ein Arbeitszeiterfasser sowie eine Anzeige zur aktuellen Flächenleistung das Informationssystem. 

 

 

Technische Daten

Die technische Daten zum AgroStar 6.71 & 6.81 sind als pdf verlinkt. Einfach das Bild anklicken!