Traditionell wird auf der Moosegg im Emmental jeden Sommer ein Volksstück aufgeführt, das einen engen Bezug zum Emmental hat. Für die diesjährige Ausgabe der Freilichtspiele hat Simon Burkhalter Gotthelfs bekanntes Stück «Die schwarze Spinne» umgeschrieben. «Die schwarze Spinne» wird auf der Moosegg noch bis am 16. August aufgeführt. Die BauernZeitung war bei der Premiere mit dabei.
Ein ungetauftes Kind
Schon die Stimmung und die Lokalität auf der Moosegg sind einzigartig. Am Waldrand ist die Bühne für die Schauspielerinnen und Schauspieler aufgestellt. Das Publikum hat auf der Tribüne einen schönen Blick über die Geschehnisse. Es ist kurz nach 20 Uhr, es kann losgehen. Sofort zieht einen die «Schwarze Spinne» in den Bann. Es geht um Macht, um ein ungetauftes Kind und um den Teufel. Die 20 Darstellerinnen und Darsteller spielen ihre Rollen so perfekt, als wäre die Geschichte wirklich einmal im Emmental passiert.
Ein fremder Ritter
Vor vielen hundert Jahren schindete ein fremder Ritter die Bauern des Tals so unmenschlich, dass ihnen der Teufel selbst einen Handel anbot. Damals wurde das Dorf vom Ritter Hans von Stoffeln regiert, der die Bauern hart arbeiten liess. Von Stoffeln war ein sowohl strenger als auch aggressiver Mann, der die Steuern seiner Leibeigenen gnadenlos eintrieb.
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Die Freiheit zurück
Der Ritter verlangte damals von den Bauern nicht nur den alljährlichen Zins, sondern auch, dass sie an einem Tag 100 Buchen fällen sollten, um sie auf seinem Schlosshof neu anzupflanzen, damit sie einen schattigen Weg auf sein Anwesen werfen würden. Wenn die Bauern das schaffen würden, gebe er ihnen die Freiheit zurück. Die Bauern mussten damals nicht nur hungern, sie wussten auch nicht, wie sie den Zins für den Ritter zusammenbringen sollten. Aber 100 Buchen an einem Tag zu fällen und anderswo neu anzupflanzen, das war ein Ding der Unmöglichkeit.
Eine Spinne auf der Wange
Nun kommt der Teufel ins Spiel und bietet den Bauern einen Pakt an: Er könne die Forderung mit den 100 Buchen für sie erfüllen, dagegen verlange er aber ein ungetauftes Kind von ihnen.
Die Bauern und ihre Frauen wollen um keinen Preis auf die Forderung des Teufels eingehen. Denn schliesslich soll bald ein Kind aus ihrer Gemeinschaft auf die Welt kommen. Nur die Hebamme Christine wagt den Pakt mit dem Satan. Sie hat einen Plan: Sobald das Kind geboren ist, ruft sie den Pfarrer, der das Neugeborene fünf Minuten später schon tauft. Der Teufel ist ausser sich, als er erfährt, dass er hereingelegt wurde.
Doch bald wächst auf der Wange von Christine, wo der Teufel sie küsste, eine Spinne, die grösser und grösser wird, je länger man dem Teufel seinen Lohn verweigert. Die Spinne reisst sich schliesslich los, vermehrt sich tausendfach und bringt Tod und Verderben über Mensch und Vieh.
Ein Erlebnis wert
Wer wissen will, ob es wirklich so kommt wie beschrieben, oder ob es dennoch ein Happyend gibt, der sollte das Theater unbedingt selber sehen. Denn Gotthelfs Geschichte wird mit viel Volkstümlichkeit erzählt und schlägt gleichzeitig den Bogen ins Heute. Alleine die Anreise auf die Moosegg hinauf ist ein Erlebnis wert und dann gerät man fast zwei Stunden lang in den Bann «der schwarzen Spinne». Mit warmer Kleidung wird das Theaterstück ein Genuss.