Kurz & bündig

- Regelmässige und systematische Aufzeichnungen ermöglichen es, den Gesundheitsstatus der Kälber objektiv zu überwachen und fundierte Managemententscheidungen zu treffen.
- Am wichtigsten ist die Überprüfung der Kolostrumversorgung, der täglichen Zunahmen und der Behandlungshäufigkeit.
- Beim Controlling geht es nicht primär um das Einzeltier, sondern um den Status aller Tiere über einen längeren Zeitraum.

Nur weil die Kälber auf den ersten Blick ganz gut beisammen sind und wenig Tiere behandelt werden müssen, bedeutet dies nicht, dass das Potenzial der Kälber vollständig genutzt wird. Um dies beurteilen zu können, braucht es Daten, die kontinuierlich über einen längeren Zeitraum (6 bis 12 Monate) erhoben werden.

Zu Beginn gilt es, den aktuellen Gesundheitszustand, einschliesslich des Krankheitsgeschehens der Kälber, zu beurteilen. Später können anhand der Auswertungen Massnahmen zur Verbesserung ergriffen und deren Auswirkungen objektiv ausgewertet werden.

Langfristig können durch die Datenerhebungen Abweichungen zeitnah festgestellt werden, um so bei Bedarf schon früh eingreifen zu können. Da die Daten regelmässig erhoben werden müssen, sollte der Aufwand nicht zu hoch sein. Somit gilt: so wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Die Galtphase und ihr Einfluss auf die Kälbergesundheit

Die Gesundheit und die Versorgung der Muttertiere haben erheblichen Einfluss auf die spätere Kälbergesundheit. In der zirka sechs Wochen dauernden Galtperiode sollte darauf geachtet werden, dass die Kühe nicht verfetten (Body Condition Score >3,5) und sowohl die Mineral- als auch die Spurenelementversorgung, vor allem die Selenversorgung, angemessen sind.

Zur Überprüfung können pro Jahr bei 3 bis 5 Galtkühen Blutproben genommen werden, um den Status der Herde einzuschätzen.

Notizen machen bei der Geburt

Schwergeburten haben drastische negative Auswirkungen auf die Vitalität des neugeborenen Kalbes und dessen Entwicklung. Die erste Regel lautet, bei Geburten nicht durch übereiltes Eingreifen Probleme zu verursachen. Mindestens 80 Prozent der Geburten sollten spontan ablaufen.

Gerade auf grösseren Betrieben und bei mehreren Beteiligten ist es sinnvoll, durch Notizen die Geburtsüberwachung zu unterstützen und zu erkennen, wann ein Eingreifen oder das Hinzuziehen des Tierarztes, der Tierärztin notwendig ist. Beim gehäuften Auftreten von Totgeburten kann so auch rückwirkend beurteilt werden, wie die Geburtsüberwachung optimiert werden kann. Grundsätzlich sollten Totgeburten und Aborte immer sorgfältig notiert werden, um die jeweiligen Raten über eine längere Zeitspanne (zirka 12 Monate) mit den Zielwerten in der Tabelle vergleichen zu können.

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Die Kolostrumversorgung dokumentieren

Bei jedem Kalb sollte notiert werden, wann und wie viel Kolostrum vom Kalb getrunken wurde. Zur Beurteilung der Kolostrumversorgung werden durch den Betriebstierarzt, die Betriebstierärztin Blutproben von gesunden Kälbern im Alter zwischen zwei und zehn Tagen entnommen und auf die Serumkonzentration des Gesamtproteins untersucht.

Es sollten regelmässig mindestens vier bis sechs Kälber beprobt werden, um eine Aussage über das Kolostrummanagement des Betriebes machen zu können: als befriedigend gilt, wenn mindestens 75 Prozent der Proben Werte von mehr als 54 g/l erreichen.

Gute Tageszunahmen dank optimalem Management

Das intensive Tränken der Kälber ist essenziell – tägliche Zunahmen von über 750 g bei 75 Prozent der Kälber erfordern ungefähr die tägliche Aufnahme von 10 Litern Vollmilch! Viele Betriebe haben bereits gute Erfahrungen mit der Ad-libitum-Tränke der Kälber gemacht. Um die Tageszunahmen während der Tränkeperiode berechnen zu können, müssen das Geburtsgewicht sowie das Absetzgewicht der Kälber mit einer Waage oder einem speziellen Massband (Coburn Calf Weight Tape) ermittelt werden. Bei einem optimalen Tränkemanagement und einer guten Kälbergesundheit sind Zunahmen von über 1000 g/Tag möglich.

Viel Stroh und eine angemessene Luftfeuchtigkeit im Stall

Kälber mögen frische Luft, andererseits aber mögen sie es warm. Die optimale Temperatur für Kälber liegt zwischen 15 und 20 Grad. Bei tieferen Temperaturen ist es wichtig, den Kälbern ausreichend Einstreumaterial zur Verfügung zu stellen. Die Einstreumenge ist richtig, wenn beim liegenden Kalb die Hintergliedmassen nicht mehr zu sehen sind («Nesting Score» 3). Dafür sollte pro Tier zirka 1 bis 1,5 kg Stroh pro Tag verbraucht werden.

Die Messung der Luftfeuchtigkeit ist ein einfacher Parameter, um die Luftqualität zu beurteilen. Mittels Hygrometer kann diese im Gruppenstall der Kälber gemessen werden. Die Luftfeuchtigkeit sollte generell bei 60 bis 70 Prozent liegen.

Ist sie ständig zu hoch, so zeigt dies, dass die Feuchtigkeit, die von den Kälbern produziert wird, nicht genügend mit Frischluft ausgetauscht wird. Ein Problem kann sich zudem ergeben, wenn die zugeführte Frischluft schon einen hohen Feuchtigkeitsgehalt hat (kalte Jahreszeit, Regen, Nebel usw.).

Behandlungen von Tieren stets notieren

Behandlungen müssen notiert werden. Doch wie viele Kälber eines Betriebs werden durchschnittlich behandelt? Auch bei bestem Management können einzelne Kälber krank werden.

Wenn aber mehr als 20 Prozent der Kälber behandelt werden müssen, sollten die zugrunde liegenden Ursachen schnellstmöglich abgeklärt werden.

Eine eigene Routine für die Datenerhebung finden

Alle, die einen Betrieb leiten, müssen für sich eine eigene Routine für die Erhebung der Daten finden. Das kann in Form von Tabellen, Listen oder Karten geschehen, die direkt im Stall oder später im Büro ausgefüllt werden – es gibt kein allgemeingültiges System.

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Rindergesundheit Schweiz hat einige Instrumente, die helfen können, die Daten zu erheben. Mittels des elektronischen Behandlungsjournals können Behandlungen besser ausgewertet werden. Die Kälberkarte beinhaltet einige wichtige Parameter und kann bei der Geburt für jedes Kalb ausgefüllt werden. In den folgenden Tagen reicht es, Abweichungen von der Norm zu notieren.

Gratis die Kälberkarte herunterladen

Darüber hinaus gibt es ein Excel-Tool, um die täglichen Zunahmen der Kälber ausrechnen zu können. Mindestens zweimal jährlich müssen die Daten zusammengeführt und ausgewertet werden – wichtig ist es aber vor allem, einfach mal anzufangen, um seinen eigenen Weg zu finden. Schon nach kurzer Zeit wird es eine Routine, auf deren Ergebnisse man nicht mehr verzichten möchte!

Excel-Tool gratis herunterladen