Familie Grüter führt einen relativ intensiven und vielseitigen Biobetrieb im luzernischen St. Urban. Seit 2016 bewirtschaften sie den Betrieb biologisch. Die Gründe für diesen Schritt waren einerseits die interessante Herausforderung und andererseits die politischen Anzeichen und das ändernde Konsumverhalten der Bevölkerung. Die Umstellung auf Bio haben Grüters nie bereut.

Acker-BFF sind bei diesem Biobetrieb finanziell uninteressant

AboStefan Luder hat bereits langjährige Erfahrungen mit Acker-BFF. Für seinen mehrjährigen Nützlingsstreifen erhält er viele Komplimente von Passanten. Acker-BFFWie wirtschaftlich sind Acker-BFF?Freitag, 6. Oktober 2023 Etwas anders als bei den anderen beiden Betrieben sehen die Berechnungen beim Betrieb Grüter aus. Gemäss den DB-Berechnungen werden sie über alle Varianten bei der Anlegung von Acker-BFF für diese Flächen einen finanziellen Verlust erleiden. Der Deckungsbeitrag für Acker-BFF fällt im Schnitt deutlich tiefer aus als für ihre Kulturen (siehe Tabelle).

Der Grund dafür ist, dass die Beiträge für die Acker-BFF tiefer liegen als der Ertrag, der mit einer Kultur erwirtschaftet werden kann. Zudem ist der Direktzahlungsbeitrag für alle Betriebe gleich hoch, egal ob bio oder konventionell.

Die Resultate sind für Grüters nicht erstaunlich. «Die Berechnungen sind so herausgekommen, wie ich es befürchtet habe. Die Regelung mit den 3,5 % BFF auf Ackerfläche hat gleich zwei negative Auswirkungen auf unseren Betrieb. Erstens produzieren wir weniger Lebensmittel und zweitens verdienen wir auf diesen Flächen noch weniger Geld», äussert sich Marc Grüter. «Ich bin kein Gegner von Biodiversität, sonst würden wir den Betrieb nicht biologisch bewirtschaften. Aber manchmal fehlt in den ganzen Diskussionen der gesunde Menschenverstand und die Sicht der aktuellen Weltlage.»

Grüters werden sich auf die minimale Fläche von 3,5 % BFF beschränken und davon die erlaubten 50 % mittels Getreide in weiter Reihe abdecken. Gemäss den Berechnungen würden sie mit 5 % Acker-BFF rund 4700 Franken weniger DBiB für die Gesamtfläche von 3,34 ha generieren, als wenn sie auf dieser Fläche Kulturen anbauen. Mit dem Szenario «Vorstellung» und dem Anlegen von Getreide in weiter Reihe besteht über alle Szenarien der geringste Verlust.

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Mit Acker-BFF sollen Parzellen begradigt werden

Daneben werden sie entweder zwei Flächen als Buntbrachen oder Saum auf Acker anlegen. Was genau sie dann säen werden, wissen sie im Moment noch nicht. Mit dem Saum wären sie aber etwas flexibler und die Handhabung ist einfacher wegen des höheren Grasanteils – auch bezüglich Unkrautdruck.

Diese langjährigen Acker-BFF-Elemente wollen sie bewusst bei zwei zugespitzten Parzellen ansäen, um diese so «begradigen» zu können. Somit haben sie zumindest einen Vorteil bei der Bewirtschaftung.

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Grüter fände es sinnvoll, wenn QII angerechnet werden würde

Marc Grüter findet, dass sie bereits viel für die Biodiversität machen. Schliesslich bewirtschaften sie den Betrieb biologisch und verzichtet somit bereits auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Das wirke sich ja auch positiv auf die Biodiversität aus.

Ausserdem haben Grüters bereits mehr als nur das Minimum an BFF in Form von extensiven Wiesen und Weiden, nämlich knapp 12 %. Davon erfüllt der grösste Teil die Qualitätsstufe II. Zudem sind alle Flächen vernetzt. Grüter findet es schade, dass dort keine Kulanz herrscht und nicht ein Teil der hochwertigen BFF angerechnet wird. Denn die QII-Flächen für Acker-BFF zu zerstören, sei auch ein Irrsinn. 

Zudem kommt mit der bewilligten Ortsplanungsrevision ab 2024 auch noch die Extensivierung der Gewässerräume hinzu, was etwa 5 km Gewässer betrifft, wobei teilweise Ackerfläche verloren geht.

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«Ich bin kein Gegner von Biodiversität, aber es fehlt manchmal der gesunde Menschenverstand.»

Marc Grüter, Bio-Landwirt

 

Angst vor zusätzlichem Arbeitsaufwand für Unkrautpflege

Ausserdem beunruhigt Grüter der zusätzliche Arbeitsaufwand für die Pflege der Acker-BFF. «Der Aufwand für die übrigen Flächen ist bereits jetzt schon hoch, um die Kontrolle zu haben. Die Felder werden etwa dreimal pro Jahr abgelaufen, um das Unkraut zu dezimieren», erklärt Grüter. Blacken und Disteln kommen bereits vor und diese zu stechen, braucht viel Zeit.

Zudem sind die Pflanzenarten in den Acker-BFF-Elementen häufig nicht so konkurrenzstark, was den Unkrautdruck zusätzlich erhöhen kann. In den Berechnungen konnte der Arbeitsaufwand für Acker-BFF im Vergleich zu den übrigen Kulturen auf dem Betrieb nicht genau eruiert werden. Klar ist aber, dass die Zugkraftstunden insgesamt abnehmen werden, während der Aufwand für Handarbeit zunehmen wird.

Was hat die BFF-Beratung gebracht?

Marc Grüter fand die Beratung zu den Acker-BFF grundsätzlich wertvoll, da Linda Riedel ihm diverse Elemente zeigte und erklären konnte, welche Möglichkeiten es gibt und welche Elemente wo Sinn machen würden. «Zudem sehe ich die finanziellen Berechnungen als Bereicherung, auch wenn sie in unserem Fall eher negativ sind», erklärt Grüter.

Betriebsspiegel der Familie Grüter

Familie Grüter, St. Urban LU
LN: 107 ha
Bewirtschaftung: Bio
Kulturen: Körner- und Silomais, Winterweizen, Dinkel, Ackerbohnen, Raps, Sonnenblumen, Soja, Kunstwiese
Tierbestand: 110 Milchkühe, 500 Mastschweine, 15 Hühner
Weitere Betriebszweige: 2,5 ha Obstanlage, Hofladen
Arbeitskräfte: 3 Angestellte, 2 Lehrlinge, Aushilfen für Apfelernte

www.sonnhaldenhof.ch