Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner oder Pferde können an Hitzestress leiden. Dann kann es zu einer Hitzestarre oder einem Hitzekoma bis hin zum Hitzetod kommen. Deshalb sind Nutztierhalter sind per Gesetz verpflichtet, ihre Tiere vor der Sommerhitze zu schützen. 

Irgendwo zwischen den Extremen heiss und kalt liegt auch bei Nutztieren der Optimalbereich, die Wohlfühltemperatur. Diese unterscheidet sich je nach Tierart. Aber auch Alter und Leistung haben einen Einfluss. Jungtiere brauchen generell mehr Wärme, während ein viel leistender Körper zum Beispiel einer Milchkuh schneller überhitzt.

Zu beachten ist, dass der Temperaturbereich, innerhalb dem sich die Tiere anpassen können, breiter ist als der optimale Bereich. Die Wohlfühltemperatur gibt aber einen Hinweis darauf, wie schnell ein Tier Wärme als Hitze empfindet und wie warm es im Stall oder in Liegebereichen sein sollte.

Rindvieh: Milchproduktion und Pansen heizen den Tierkörper auf

Milchkühe sind besonders empfindlich gegen hohe Temperaturen. Bei ihnen kommt zur Wärme aus der bakteriellen Aktivität im Pansen noch die Milchproduktion hinzu, die den Körper zusätzlich aufheizt.

Als Faustregel gilt: Je grösser und älter das Rindvieh und je höher die Leistung (zum Beispiel laktierende Kühe und intensiv gemästete Rinder), desto tiefer ist die optimale unmittelbare Umgebungstemperatur: 

  • Kälber und Jungvieh: 5 bis 20 Grad
  • Mastmuni, Milchkühe (10 bis 20 kg Milch pro Tag) und Zuchtstiere: 0 bis 15 Grad

Hitzestress haben Kühe laut dem Schweizer Tierschutz STS bei hoher Luftfeuchtigkeit bereits ab 25 Grad.  

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Allgemeine Reaktionen auf Hitzestress

Hitzestress kann lebensbedrohlich sein. Wird es im Körperinnern zu warm, können lebenswichtige Prozesse nicht mehr ablaufen und Enzyme werden zerstört. Daher versuchen Tiere bei starker Hitze, ihren Körper zu kühlen, indem sie:

  • weniger fressen (die Verdauung erzeugt Wärme)
  • mehr trinken (Wasserausscheidung entzieht dem Körper Wärme)
  • schattige und Kühle Orte aufsuchen 

Ein typisches Zeichen für Hitzestress ist schnelles Atmen (Pumpen). Als allgemeiner Wert gilt, dass ab 25 Grad im Schatten Nutztiere unter der Umgebungswärme zu leiden beginnen und Hitzestress haben.

Hohe Temperaturen sind leichter zu ertragen, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist. Die optimale relative Luftfeuchtigkeit für Nutztiere liegt laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV zwischen 50 und 80 Prozent.

Schweine: Bodenkontakt zum Kühlen hilft gegen Hitzestress

Um sich zu kühlen, haben Schweine zwei Möglichkeiten: Sie können hecheln oder sich der Länge nach auf eine kühlende Oberfläche legen (schattiger Boden, feuchte Erde/Suhle). Schwitzen können Schweine nicht. Gerade im Ferkel-Alter sind diese Tiere auf Wärme angewiesen, aber auch die optimale Temperatur für erwachsene Schweine liegt über jener für Rindvieh:

  • Ferkel: 33 bis 22 Grad
  • Vormasttiere: 22 bis 15 Grad
  • Ausmasttiere: 18 bis 9 Grad
  • Zuchtsauen und Eber: 8 bis 15 Grad
  • Säugende Sauen: 5 bis 15 Grad

Während sich Schweine bei zu tiefer Stalltemperatur auf einen Haufen legen und so gegenseitig zu wärmen versuchen, strecken sie sich bei Hitze möglichst ohne Körperkontakt zu ihren Artgenossen an einem schattigen Ort aus.

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Der Schweizer Tierschutz STS empfiehlt für Schweine eine Abkühlung per Dusche. Sei es mit einer Dusche, die sie selbst auslösen können oder aber durch gelegentliches Abspritzen. Ausserdem ist es für diese Tiere besonders wichtig, bei Sonne einen Platz am Schatten zu haben: Die Haut von Schweinen ähnelt der menschlichen, ist wenig behaart und neigt daher zum Sonnenbrand.

Laut Artikel 28 der Nutz- und Haustierverordnung gilt in neu eingerichteten Ställen für Schweine ab 25 Kilo in Gruppenhaltung und für Eber, dass die Tiere zwingend eine Abkühlungsmöglichkeit zur Verfügung haben müssen (Erdwärmetauscher, Zuluftkühlung, Bodenkühlung, Vernebelungsanlagen, Duschen, Suhlen).

In der Freilandhaltung ist ab 25 Grad im Schatten eine Suhle vorgeschrieben. Dasselbe gilt für eine «ausreichend grosse beschattete Fläche» ausserhalb der Liegehütten bei starker Sonneneinstrahlung. 

Schafe: Nach dem Scheren vertragen sie die Hitze besser

Bei welcher Temperatur sich Schafe wohlfühlen, hängt entscheidend von ihrem Fellkleid ab. Gerade Hausschaf-Arten machen laut dem Schweizer Tierschutz STS keinen Fellwechsel durch und müssen daher einmal jährlich zwingend geschoren werden.

Generell vertragen Schafe Hitze besser, wenn sie im Frühling geschoren wurden (bei überlagertem oder verfilztem Vlies kann es auf der Haut zu einem Hitzestau kommen). Direkt nach der Schur besteht allerdings Sonnenbrandgefahr.

  • Lämmer: 22 bis 12 Grad
  • Mastlämmer: 10 bis 16 Grad
  • Zucht- und Wollschafe: 0 bis 15 Grad

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Ziegen: Auch hitzeresistente Ziegen brauchen Schatten

Weder Hitze noch Kälte sind für Ziegen ein grosses Problem. Wird es ihnen zu warm, können sie schwitzen. Genügend Schatten ist aber auch für die hitzeresistenten Ziegen wichtig, da sie sich dort besser vor Fliegen und Mücken schützen können.

  • Zicklein: 15 bis 20 Grad
  • Jungtiere und adulte Tiere: 8 bis 15 Grad

 

Hühner: Auch das heissblütige Federvieh hat ab 30 Grad zu heiss

Gemäss dem Schweizer Tierschutz STS beginnen Hühner bei Temperaturen um 30 Grad zu hecheln. Schwitzen können die Vögel nicht. Zwar liegt ihre Körpertemperatur bei über 40 Grad, das Aviforum empfiehlt aber, bei Tages-Höchsttemperaturen von 30 Grad gegen Hitze im Stall vorzugehen.

Pferde: Am kühlen Morgen leiden sie am wenigsten unter Hitzestress

Am wohlsten ist Pferden bei rund 7 Grad. Besonders nordische Rassen wie Isländer und Kaltblüter leiden unter hohen Temperaturen. Daher gilt es, Aktivitäten in den kühleren Morgen oder Abend zu verlegen. Hilfreich ist ausserdem Baden oder Abspritzen.

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Quellen und weitere Informationen