Diversität auf dem Acker ermöglicht eine komplementäre Nutzung von Ressourcen und damit einen höheren Ertrag sowie eine Stabilisierung der Ökosystemfunktionen bei sich verändernden Umweltbedingungen.

Die Ackerbausysteme von heute beruhen mehrheitlich auf Monokulturen. Grossflächig werden damit identische Pflanzen der vielversprechendsten Sorte kultiviert, um ein homogenes Produkt zu liefern. In der Landwirtschaft verlangen die aktuellen Nachhaltigkeitsbestrebungen jedoch nach mehr Diversität im Ackerbau.

Mischkulturen – das heisst der Anbau von mindestens zwei Nutzpflanzen gleichzeitig auf demselben Feld – rücken damit in den Fokus. Sie nutzen die Komplementarität verschiedener Arten aus, welche auf einer räumlich, zeitlich oder chemisch unterschiedlichen Form der Nährstoffaufnahme beruht. Mischkulturen können damit die verfügbaren Ressourcen effizienter und kompletter nutzen. Das Nutzpflanzen-Diversitätsexperiment der Gruppe für Agrarökologie der ETH Zürich hat aufgezeigt, dass die Erträge in der Schweiz in 2- und 4-Artenmischungen im Schnitt 21 % und 44 % höher waren als in den entsprechenden Monokulturen.

Zudem zeigen aktuelle Resultate, dass auch die Ertragsstabilität in Mischkulturen über die Jahre grösser ist als in Monokulturen. Damit belegt die Forschung das enorme Potenzial von Mischkulturen. Es bleibt wohl eine Frage der Zeit, bis Mischkulturen grossflächig in der Schweiz angebaut werden.

 

[IMG 2] StandPunkt von Christian Schön, Professor für Agrarökologie an der ETH Zürich:  Effizientes Team auf dem Feld

Das Prinzip der Komplementarität in Mischkulturen ist vergleichbar mit einem Fussballteam: Es braucht neben Angreifern auch Mittelfeld-spieler, Verteidiger und Torhüter, um effizient und erfolgreich zu sein.
Monokulturen von Topsorten entsprechen aber einer Mannschaft aus elf Lionel Messis auf dem Platz. Komplementarität können einzelne Individuen nicht leisten. Sie muss durch Diversität auf dem Feld erzielt werden.
Deshalb sind Mischkulturen so vielversprechend. Sie nutzen ausführlich studierte ökologischen Prozesse der Nischendifferenzierung und der Begünstigung für verbesserte Ökosystemfunktionen, inklusive erhöhter Ertrag, mehr Ertragsstabilität, aber auch reduzierter Krankheitsbefall oder verbesserte Kohlenstoffspeicherung im Boden.
Die positiven Biodiversitätseffekte auf die Nachhaltigkeit in Ökosystemen funktionieren nicht nur in Wiesen und Wäldern, sondern auch auf dem Acker und im Garten. Da besteht ein enormes Potenzial, das mit technischen und sozialen Innovationen in Zukunft besser ausgeschöpft werden könnte.