Die Verlockungen sind groß: Roboter könnten eines Tages unermüdlich von Akku-Takt zu Akku-Takt auf dem Acker werkeln. Die kleinen Maschinen könnten digital gesteuert säen, jäten und Unkraut vernichten. Die Roboter wären so klein, dass das Thema Bodenverdichtung keine Rolle mehr spielen würde. Auch die Energie- und Ökobilanz wäre deutlich besser als bei Grossmaschinen. Können die Roboter künftig das leisten, wofür normalerweise grosse Traktoren gebraucht werden? Roboter könnten auch in einem Teil eines Feldes Getreide in Linien pflanzen und im anderen Mais punktgenau säen. Durch die kleinen Roboter könnten Landwirte in Zukunft viel mehr auf die Beschaffenheit des Bodens oder des Geländes eingehen. Und sie könnten die Felder deutlich kleinteiliger und stärker nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaften.

Unkraut mit einem Bolzen in die Erde drücken

«Die Chance der Roboter liegt vor allem in sehr präzisen und leichten Aufgaben wie zum Beispiel Säen, Pflanzenschutz oder Aufgaben wie eventuell auch Hacken und Unkrautbekämpfung, wo nicht sehr viel Leistung benötigt wird. Schwere Bodenbearbeitung, Transportaufgaben, Logistik sind Domänen der klassischen großen Traktoren», sagt Benno Pichlmaier, Leiter Forschung & Vorentwicklung der Firma Fendt.

Andere Roboter wie Bonirob fungieren als universelle Trägerplattform, auf die sich verschiedene Module montieren lassen. Mit ihnen liesse sich düngen, säen, oder Unkraut bekämpfen – und das nicht nur digital, sondern auch umweltfreundlich. Dabei scannt eine Kamera das Feld, identifiziert via Bilderkennungs-Algorithmus Unkraut und löst dann einen Mechanismus aus, der das Unkraut mit einem Bolzen in die Erde drückt – ganz ohne Herbizide.

Wasser sparen mit Drohnen

Das Roboter-Pendant am Himmel ist die Drohne, sie könnte in Zukunft zum Traktor der Lüfte werden: Einfacher als je zuvor kann sie über große Felder Kapseln mit Nützlingen verteilen. Und auch im Weinbau gibt es bereits Versuche mit Drohnen. Nach einem festen Muster und mit Spezialkameras ausgestattet, fliegt sie bestimmte Messpunkte an und zeichnet dabei eine Art Wärmebild auf. Damit kann nur dann bewässert werden, wenn es wirklich notwendig ist und vor allen Dingen auch nur mit der Menge, die erforderlich ist.

Doch wie immer, wenn es um Digitalisierung geht, fallen große Mengen an Daten an. Je mehr Softwares und Apps die Landwirte nutzen, je mehr sie sich auf satellitengestützte Aussaatkarten verlassen, desto mehr besteht die Gefahr, dass sie sich zum gläsernen Landwirt entwickeln. Denn oft werden die anfallenden Daten zwar für Forschung und Entwicklung genutzt - sie werden aber eben auch weiterverkauft. Auf hochaufgelöste Satellitenbilder von Feldern haben zum Beispiel nicht nur Landwirte Zugriff. Auch Unternehmer oder etwa Spekulanten an den Getreidebörsen können sich via Satellit den Zustand der Äcker weltweit ansehen – und so etwa schon vor der Ernte abschätzen, wie viel Getreide auf den Weltmarkt kommen wird und damit die Getreidepreise beeinflussen. «Wir müssen aber zu einer Situation kommen, wo der Landwirt, der landwirtschaftliche Betrieb die Kontrolle über seine Daten hat und die Kontrolle darüber hat, wie seine Daten verwendet werden», meint Walter Haefeker, Berufsimker und Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes.

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«Die Zukunft der Landwirtschaft – Chancen der Digitalisierung» wird ausgestrahlt am Montag, 6. Dezember um 22.45 Uhr auf ARD-Alpha. Kurzfristige Programmänderungen sind möglich.