Kurz & bündig

  • Kompostställe verwenden Einstreu-Materialien, die verrotten.
  • Der Kompost bietet eine weiche und im Winter warme Liegefläche.
  • Der Kompost muss täglich gelockert werden, damit Luft in das Material gelangt und der Kompost nicht vernässt.
  • Die Kühe bleiben sauber. Das dauernde Lockern des Bodens zerstört Fliegenlarven.
  • Ein grosses Stallvolumen und offene Wände fördern den Luftaustausch und damit die Verdunstung von Feuchtigkeit aus dem Kompost.
  • Mutterkuhhaltung ermöglicht einen weitgehenden Verzicht auf Kraftfutter und dient einer nachhaltigen Produktion.

Grosse Laufställe findet man eher in der Milchviehhaltung als in der Mutterkuhhaltung. Doch Peter und Esther Jampen haben in Hittnau einen grosszügigen Hallenstall für 60 Mutterkuhplätze inklusive Aufzucht gebaut.

Nicht einen Normstall, sondern einen Stall, den sie selbst geplant und mit dem eigenen Holzbau-Unternehmen verwirklicht haben. Besonders interessant sind das Tiefstreubett auf Kompost, aber auch die massive und bis ins Detail durchgezogene Holzbauweise.

Im neuen Stall gibt es keine Liegeboxen und kein Stroh mehr

Schon seit 20 Jahren halten Jampens Mutterkühe. Als sie einen Hof zum bestehenden erwerben konnten, entschlossen sie sich für den Bau eines neuen Stalles. Diesen Neubau verwirklichten sie in den Jahren 2016/17. Er bietet Platz für 60 Mutterkühe, ihre Kälber und die Nachzucht, zusammen etwa 130 Tiere. Klar war, es sollte kein Liegeboxenstall werden, da die Tiere dort weniger Freiheit haben als auf einer offenen Fläche.

Der bisherige Tiefstreustall auf Stroh wies allerdings auch Mängel auf. Denn im Sommer kam es zu Geruchsemissionen und die Tiefstreu bildete eine Brutstätte für Fliegen. Bei einem Erfahrungsaustausch mit anderen Landwirten und auf einer Fachexkursion der «Interessengemeinschaft Kompoststall» lernten die Mutterkuhhalter ein neues Einstreuverfahren kennen. Dabei verrottet das Einstreumaterial im Stall oder – anders ausgedrückt – kompostiert. Man spricht deswegen von Kompostier- oder einfach Kompostställen.

Die Vorteile dieser Ställe überzeugten sie:

  • eine weiche und im Winter warme Liegefläche
  • die Mechanisierbarkeit
  • saubere Kühe
  • wenig bis keine Geruchsemissionen
  • kaum Fliegen im Stall.

Die Feuchtigkeit im Kompostbett muss entweichen können

Der Stall ist 80 m lang, 25 m breit und am Giebel 11 m hoch. Den grössten Teil, nämlich 800 m2 nimmt das Kompostbett ein. Der Boden des Kompostbettes liegt 70 cm tiefer als der 4,5 m breite Fressplatz, der von einer Schieber-Entmistung gereinigt wird. Heute würden die Landwirte das Kompostbett eher 90 cm tief machen, um mehr Kompostmaterial einstreuen zu können.

Vom Kompostbett gelangen die Tiere über die ganze Länge direkt auf einen 4,5 m breiten Auslauf. «Wir wollten keine Zwei-Gebäudelösung und wir wollten den Stall einfach halten», fasst Peter Jampen zwei grundsätzliche Ziele zusammen.

Die Liegefläche sollte stützenfrei sein, um die Pflege des Kompostbettes nicht zu behindern. Dieses wird täglich mit einer Kulturegge oberflächlich und etwa alle zwei bis drei Wochen mit einem Grubber auch in der Tiefe gelockert. Das ist wichtig, damit einerseits Sauerstoff in das Bett gelangt, andererseits, damit Feuchtigkeit entweichen kann. «Das ist die grosse Herausforderung beim Kompostbett», sagt der Landwirt. Denn nur dann können die aeroben Mikroorganismen arbeiten und das Bett bleibt trocken.

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Das Kompostbett braucht die richtige Pflege

Das Kompostbett besteht zu 80 Prozent aus so genanntem Feingut, das beim Aussieben von Hackholz-Schnitzeln anfällt und die Landwirte vom Energiekonzern Axpo beziehen. Vor allem im Winter geben Jampens Dinkelspreu dazu, die viel Feuchtigkeit aufsaugt und zusätzlich Luft in den Kompost bringt. Sie fördert wie ein «Turbo» die Arbeit der Mikroorganismen.

In der kalten Jahreszeit bilden sich beim Auflockern regelrechte Dunstschwaden. Neben dem Lockern und richtigen Mischen des Materials braucht es auch einen genügenden Luftaustausch. Mit Curtains verschliessbare Längsseiten, eine Firstentlüftung und ein grosses Stallvolumen garantieren eine grosse Zufuhr von Frischluft, welche die Liegefläche trocknet. Ausserdem macht der Stall dem Namen «Sunnehof» Ehre. Denn die Sonnenstrahlen gelangen im Winter auf die ganze Liegefläche. Sie wärmen nicht nur die Tiere, sondern trocknen ebenfalls die Liegefläche.

Im Winter fährt die Axpo ungefähr alle drei Wochen 80 m3 Feingut an. Der Lastwagen fährt direkt auf die Liegefläche, wo ein Hoflader mit einer grossen Schaufel das Material aufnimmt und es über die Liegefläche verteilt. Pro Jahr werden insgesamt 700 bis 800 m3 Material eingefüllt. Dann ist die 70 cm tiefe Betonwanne gefüllt.

Von Frühling bis Herbst braucht es kaum neues Feingut, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Tiere halbtags auf der Weide sind und somit weniger Kot und Harn auf dem Kompostbett anfallen. In dieser Zeit entnimmt der Landwirt mit dem Hoflader so viel Kompost, wie er zum Düngen der Wiesen benötigt. Das Material verrottet im Stall so gut, dass sich der Kompost direkt auf die Wiesen ausbringen lässt und keine Feldrand-Kompostierung notwendig ist. Wichtig sei, dass immer mindestens etwa 20 cm Kompost im Stall bleiben, damit die Tiere weich liegen und die Rotte in Gang kommt.[IMG 2]

Landwirt Jampen wollte einen hohen Stall

Äusserlich beeindruckt die mächtige Konstruktion des Stalles mehr als das Kompostbett. 110 cm starke Leimbinder kreuzen sich in der Stallmitte. Dazwischen befindet sich die Firstlüftung auf fast elf Meter Höhe. Die grosse Stallhöhe fördert nicht nur ein gutes Stallklima, sondern macht die Landwirte flexibler in der Nutzung des Gebäudes. Leicht liesse sich zum Beispiel noch ein Zwischenboden als Heulager einbauen.

Die lichte Höhe des Stalles nutzt der Landwirt für einen Laufsteg über die ganze Länge der Liegefläche. Dieser Steg bietet ihm nicht nur einen guten Überblick über die Herde, sondern dient auch zum Führen der elektrischen Kabel und Wasserleitungen. «Ich habe nichts im Boden untergebracht», fasst der Landwirt zusammen. Das mache ihn flexibler bei einem Umbau; die Leitungen sind besser zugänglich und seien ausserdem langlebiger.

Für die Ausführung der Holzarbeiten hat der gelernte Zimmermann mit eigenem Holzbauunternehmen nicht an Sorgfalt und Perfektion gespart. Sowohl das Dach als auch die festen Wände bestehen aus Vollholz. Soweit möglich ist alles aus Holz gefertigt, das integrierte Büro und die sanitären Räume sind mit Holz gebaut, sogar die elektrischen Steuerungen mit Holz verkleidet.

Den beiden Landwirten liegt das Tierwohl am Herzen. Die 800 m2 grosse Liegefläche, der 340 m2 grosse Fressplatz und der 360 m2 grosse Auslauf bieten den insgesamt 130 Tieren viel Platz. «Der Kompoststall ist ideal für die Mutterkuhhaltung», findet die Landwirtin, nicht nur wegen der grossen Fläche, sondern auch, weil die Kälber direkt bei der Mutter liegen können.

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Die Klauengesundheit ist im Kompoststall sehr gut

Die meisten Kälber kommen im April und Mai zur Welt. Dazu trennen die Landwirte einen Teil des Stalles als Abkalbebereich ab. Die ersten Tage bleiben Mutter und Kalb in der Abkalbebucht zusammen, damit sie Ruhe vor den anderen haben und das Kalb seine Mutter leicht wieder findet.

Ein gegenseitiges Besaugen der Kälber tritt in der Mutterkuhhaltung nicht auf. Die Kälber bleiben etwa neun Monate mit ihren Müttern zusammen, dann werden sie an einem Ende des Stalles von der Herde abgetrennt und kommen im Alter von etwa zehn bis zwölf Monaten zur Schlachtung.

Dank der Weide und den betonierten Böden im Auslauf und am Fressplatz nutzen sich die Klauen genügend ab. Der Klauenschneider, der einmal im Jahr die Klauen pflegt, attestiert der Herde eine sehr gute Klauengesundheit. Die Herde ist frei von Mortellaro, was sicher auch mit dem Kompostbett zu tun hat.

 

Betriebsspiegel «Sunnehof»

Peter und Esther Jampen, Hittnau (Zürich)

LN: 47 ha Dauergrünland, davon 18 ha Dauerweide

Bewirtschaftung: ÖLN

Tierbestand: Maximal 72 GVE, davon 60 Mutterkühe mit ihren Kälbern und Aufzucht

Arbeitskräfte: Peter und Esther Jampen zu je 50 %,ein landw. Mitarbeiter zu 80 % und eine landw. Angestellte zu 20 %.

 

Nachhaltigkeit ist den Landwirten wichtig

«Wir haben es gerne bunt», schmunzelt Esther Jampen, als sie auf die verschiedenen Rassen im Stall angesprochen wird. Es hat Angus-Kühe, Original Braunvieh, Simmentaler, aber auch Milchrassen wie Brown Swiss oder Kreuzungen von Red Holstein und Limousin. Zum Teil sind es Kühe, die für Milchbauern zu wenig Milch gaben und welche die Mutterkuhhalter günstig kaufen konnten. Im Sommer ist ein Limousin- oder Angus-Stier in der Herde.

Die Tiere erhalten einmal am Tag von einem elektrisch betriebenen Futtermischwagen eine Ration aus Heu und Silage. «Wir produzieren nachhaltig», betont Esther Jampen. Gut 40 Prozent der Wiesen sind als Biodiversitätsfläche ausgewiesen. Einen Grossteil des Raufutters lagern sie auf der 7,5 m breiten Futterdurchfahrt. Kraftfutter in Form von zugekauftem Maiskolbenschrot gibt es nur kurze Zeit zur Ausmast der abgesetzten Jungtiere.

Die Tiere werden im nahen Schlachthof Hinwil geschlachtet und ihr Fleisch kommt in den regionalen Metzgereien zum Verkauf.

Nachhaltig ist nicht nur die Fütterung mit hofeigenem Raufutter und die Wahl von Holz als Baumaterial, sondern auch die Energie-Erzeugung mit einer 2100 m2 grossen Photovoltaikanlage auf beiden Dachhälften des Stalles. Sie erbringt eine Leistung von 350 kWp. 90 Prozent des damit erzeugten Stromes wird in das Netz eingespeist.

Das Dachwasser versickert nicht einfach, sondern wird in einem 500 m3 grossen Tank aufgefangen. Es dient zur Tränkung der Tiere und zur Stallreinigung. Somit werden die Wasser-Ressourcen geschont.

Grosse Investitionen, aber Arbeit rationalisiert

Die Betriebsleiter haben zwar viel Geld in den Neubau ihres Stalles investiert, aber sie haben darauf geachtet, die Betriebskosten und den Arbeitsaufwand tief zu halten. Das Feingut als Kompostmaterial kostet pro Jahr 12 000 bis 15 000 Franken. Würden die Mutterkuhhalter statt Feingut Stroh einstreuen, würde die Einstreu etwa gleich viel kosten. Das Kompostbett muss zwar täglich gelockert werden, aber es brauche dafür gerade einmal zehn Minuten. Die Arbeit im Stall lässt sich mit Hilfe des Futtermischwagens, des Hofladers und der Kompostlockerungs-Maschinen speditiv und einfach erledigen.

Landwirt Benjamin Denzler ist auf dem Hof zu 80 Prozent angestellt und kümmert sich um die Tiere und den Futterbau auf dem 47 ha grossen Betrieb. Unterstützt wird er durch eine zu 20 Prozent Angestellte, die vor allem an den Randzeiten nach den Tieren schaut. Esther und Peter Jampen arbeiten je rund 50 Prozent auf dem Betrieb. Dank ihrer Mitarbeiter können sie auch ihrer Arbeit im Holzbaubetrieb nachgehen.

 

Jeder Kompoststall ist etwas anders

«Jeder betreibt seinen Kompoststall etwas anders», sagt Peter Jampen. Manche nehmen Sägemehl und Holzspäne, teilweise in Kombination mit Chinaschilf und Ackerbohnenstroh. Bei Hackschnitzeln besteht die Gefahr, dass sie auf den Fressplatz und damit in die Güllegrube gelangen und den Gülleverteiler blockieren.

Bei der Milchviehhaltung und Käsereimilchproduktion sind die Anforderungen der Sortenorganisationen zu beachten. Gemäss Merkblatt des BBZ Arenenberg im Kanton Thurgau sollten in Milchviehställen mindestens 8, besser 10 m2 je Kuh vorhanden sein, um ein Vernässen des Liegebettes zu vermeiden. Stroh eignet sich nicht, da es zu wenig Feuchtigkeit aufnehmen kann.