Die Gämsfarbige Gebirgsziege ist die häufigste Ziegenrasse in der Schweiz. Weshalb ist sie so beliebt?

Nutztier-LexikonNutztier-Rassen der ZukunftMontag, 25. Juli 2022Thomas Herren, Geschäftsführer SZZV: Heute ist die Gämsfarbige Gebirgsziege die Rasse mit den meisten Herdebuchtieren in der Schweiz. Dies nicht zuletzt dank ihren ansehnlichen Milchleistungen und der überdurchschnittlichen Gehalte an Milchinhaltsstoffen. 

Als Gebirgsrasse zeichnet sich die Gämsfarbige Gebirgsziege durch ihre Geländegängigkeit aus. Sie leistet einen wertvollen Beitrag zur Pflege des Alpenraums. Die Rasse ist äusserst anpassungsfähig und daher sowohl bei Milchbetrieben im Tal wie auch im Berggebiet beliebt. Sie passt somit hervorragend in das Grasland Schweiz.

Wie hat sich die Rasse in den letzten Jahren zahlenmässig entwickelt?

Seit 2006 ist die Anzahl um rund 2000 Tiere gestiegen, eine stolze Zunahme. Heute haben wir 9178 Gämsfarbige Gebirgsziegen im Herdebuch (Stand 1.6.2022). Dieser Anstieg erfolgte nicht zuletzt dank einiger grosser Milchbetriebe in der Westschweiz.

Welche züchterischen Ziele werden zurzeit besonders verfolgt?

Die Stärke dieser Rasse beruht auf ihrer Vielfältigkeit und Ausgeglichenheit. Erwünscht sind ausgeglichene Tiere, bei denen Milchleistung und Robustheit im Gleichgewicht sind. Für die Erhaltung des typischen Erscheinungsbildes und der Langlebigkeit sind rassenkonforme und korrekt gebaute Tiere essenziell.

«Sie kommt mit intensiver und extensiver Haltung zurecht.»

Thomas Herren, SZZV

Auf grösseren Betrieben, die sich auf Ziegenmilch spezialisiert haben, stehen eher die Leistungsmerkmale im Vordergrund. Hier zeigt sich, dass diese Rasse bei intensiverer Haltung höhere Milchleistung liefert. Sie kommt aber auch hervorragend mit einer extensiven Haltung zurecht.

Vor welchen Herausforderungen steht die heutige Ziegenhaltung?

Die Kontrolle von Weideparasiten ist beispielsweise eine grosse Herausforderung. Unkontrollierte Weideparasiten können grosse negative Auswirkungen auf Wirtschaftlichkeit, Tiergesundheit und Tierwohl haben.

In Zusammenarbeit mit dem Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer läuft ein Projekt mit dem Ziel, das Behandlungsmanagement zu verbessern, um drohende Resistenzen der Erreger gegenüber den Wirkstoffen zu vermeiden.

Im internationalen Forschungsprojekt «Smarter», an dem wir ebenfalls beteiligt waren, wurden innovative Strategien zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit und Effizienz von Ziegen untersucht.

Und wie geht der Absatz der Gitzi aus der Milchproduktion voran?

Das ist kein einfaches Thema! Vielerorts läuft der Absatz recht gut, man hat sich seine Absatzkanäle erarbeitet. Der Schweizerische Ziegenzuchtverband kann nicht in den Markt eingreifen. Die Unterstützung erfolgt daher punktuell mit Werbemassnahmen zugunsten von Gitzifleisch. Das Ziel ist, den Absatz zu stärken.

Wir sind auch aktiv an den Preisverhandlungen mit Proviande beteiligt, um Richtpreise festzulegen.

Wie unterstützt der Verband die ZiegenhalterInnen bei diesen und anderen Herausforderungen?

Wir versuchen, auf allen Ebenen weiterzukommen:

  • Wir vertreten unsere ZüchterInnen (und auch die anderen Ziegenhaltenden) gegenüber der Politik. Hier läuft vieles, auch wenn wir oft das Gefühl haben, dass die Ziegen stiefmütterlich behandelt werden.
  • Wir initiieren Projekte zusammen mit Partnern: Gerade läuft ein Projekt mit Agridea. Ziel ist, wichtige Faktoren herauszukristallisieren, um die Laktationen der Milchziegen zu verlängern. Längere Laktationen führen unter anderem dazu, dass pro Betrieb und Jahr weniger Gitzi geboren werden.