Kurz & bündig
- Benno Fleischli füttert seine Mastschweine in drei Phasen.
- Er kauft zwei Futter zu, ein Vormast- und ein Ausmastfutter. Für die Mittelmast-Phase mischt er die beiden Futter zu einer dritten Rezeptur.
- Frühere Investitionen in die Infrastruktur ermöglichten eine relativ einfache Umstellung der Fütterung: Gelagert ist das Futter in vier Silos, verteilt wird es flüssig über eine Ringleitung.

Ein Rumpeln ertönt. Für die Schweine, die wissen, was nun kommt, ist es das «Stichwort»: Sie rennen zu den Futtertrögen, wo es ein kurzes Gerangel um die Plätze gibt. Danach kehrt Ruhe ein. Nur noch ein Schmatzen ist zu hören.

Diese Schweine stehen im Stall von Benno Fleischli in Eschenbach LU. Der Landwirt hat Platz für 450 IP-Suisse-Mastschweine. Bestossen wird kontinuierlich, das heisst: Jede zweite Woche werden mehrere Buchten ausgestallt. Die Buchten stehen eine Woche leer, was Zeit gibt, um sie zu reinigen und desinfizieren. Anschliessend werden neue Jager eingestallt.

Die Nährstoffe dem Wachstumsstadium anpassen

Benno Fleischli füttert seine Mastschweine in drei Phasen. Das ermöglicht eine Fütterung, die dem Nährstoffbedarf der wachsenden Tiere angeglichen ist. Konkret bedeutet das: Anfangs Mast wird mehr Protein gefüttert, während gegen Ende der Proteingehalt gesenkt wird.

Dazu lagert Fleischli zwei unterschiedliche Futter in seinen vier Silos: Ein Vormast- und ein Ausmastfutter. In der Mittelmast-Phase mischt er die beiden Futter zu einer dritten Rezeptur.

  • Das Vormastfutter enthält 160 g Rohprotein und wird den Jagern bis zu einem Gewicht von 45 kg verfüttert.
  • Anschliessend erhalten die Schweine mit einem Gewicht zwischen 45 und 70 kg das Gemisch aus Vormast- und Ausmastfutter. Letzteres enthält 130 g Rohprotein.
  • Das reine Ausmastfutter erhalten die über 70 kg schweren Schweine bis zur Ausstallung, bei der sie rund 110 kg schwer sind.

Flüssig erlaubt drei Rezepte mit zwei Futter

«Meine Hauptmotivation für die Phasenfütterung war es, Nährstoffe, welche die Schweine wieder ausscheiden, zu reduzieren», erklärt Benno Fleischli. Ausserdem war für ihn die Umsetzung auf dem Betrieb einigermassen einfach durchzuführen.

Fleischli profitierte von früheren Investitionen in die Schweinehaltung: Er hatte beispielsweise schon vorher mehrere Futtersilos installiert: «So kann ich grössere Mengen Futter kaufen, was preislich von Vorteil ist. Ausserdem bleibt so genügend Zeit, ein leeres Silo sauber zu putzen», erklärt Fleischli. Das reduziert Verschmutzungen und Pilzentwicklung im Silo und kommt der Futterqualität zugute.

Benno Fleischlis Fütterungsanlage ist automatisiert und auf die Flüssigfütterung ausgelegt. «Diese Flüssigfütterung ist in meinen Augen ein weiterer Vorteil, denn sie erleichtert die Mischung zweier Futter zu einer dritten Rezeptur», sagt Benno Fleischli. Andernfalls wären weitere Silos nötig gewesen.

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Die Phasenfütterung ist mit zusätzlichen Kosten verbunden. Es müssen verschiedene Futter gekauft werden und die Technik muss vorhanden sein. Bei den aktuell hohen Futtermittel- und insbesondere Proteinpreisen lohnt sich eine stickstoffreduzierte Fütterung aber durchaus.

Ausserdem werden Betriebe, die den Proteineinsatz reduzieren, mit einem Ressourceneffizienzbeitrag unterstützt. Mit diesem Bundesbeitrag von 35 Franken pro GVE können die Kosten mitfinanziert werden.

Nährstoffe reduzieren, aber Grenze nicht überschreiten

Die Nährstoffreduktion muss gut begleitet und die Tiere beobachtet werden: «Wichtig zu verstehen ist, dass wir mit der Phasenfütterung an eine Grenze gehen: Wir optimieren und versuchen, die Nährstoffe immer noch etwas weiter zu reduzieren, ohne das Tierwohl, die Gesundheit oder die Leistung zu gefährden», erklärt Cornel Fleischlin, Fütterungsberater bei der Futtermittelherstellerin Melior. Er arbeitet mit Benno Fleischli zusammen.

In früherem Futter waren die Nährstoffe zur Genüge vorhanden. «Mit den heutigen Rezepturen geht man ans Limit. Meist lassen die verschiedenen Auflagen nichts anderes zu», erklärt Cornel Fleischlin.

Umso wichtiger sei es, dass der Betriebsleiter Stallhygiene, Tiergesundheit und andere Faktoren im Griff hat. Zweimal im Jahr machen Fleischli und Fleischlin gemeinsam eine Standortbestimmung des Betriebs: Sind die Tierleistungen und ihre Gesundheit nach wie vor in Ordnung? Andernfalls muss die Fütterung angepasst werden.

Betriebsspiegel der Familie Fleischli
Benno Fleischli, Eschenbach LU

LN: 14,6 ha
Kulturen: Körnermais, Silomais, Weizen, Raps, Kunst- und Naturwiese
Tierbestand: 450 Mastplätze für Schweine, 12 Weidebeef-Rinder
Weitere Betriebszweige: Solaranlage, 100 % eingespeist, 3 ha Wald
Arbeitskräfte: Familie Fleischli

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Die Rasse beeinflusst den Magerfleischanteil ebenfalls

Aktuell ist Benno Fleischli zufrieden: Die Tageszunahmen hätten sich nicht spürbar verändert und seien wie gewünscht. «Der Magerfleischanteil MFA ist spürbar gesunken. Es ist jedoch nicht dramatisch und wir erhalten nach wie vor die MFA-Zuschläge des Abnehmers», sagt Fleischli.

Er habe vor eineinhalb Jahren auf Phasenfütterung umgestellt und gleichzeitig auch von der Rasse Edelschwein auf Duroc gewechselt. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Rasse einen ebenso grossen Einfluss auf den MFA hatte wie die Fütterung», meint Fleischli.

Rund zwei Drittel der Mastplätze haben Phasenfütterung

Mastschweine schauen in die Kamera.SchweineFütterung der Schweine: Das Protein noch gezielter einsetzenMontag, 2. Mai 2022 Die Phasenfütterung soll zur Norm werden. Bei rund zwei Dritteln der Mastplätze ihrer Kunden, bei denen die Schweine mit Alleinfutter gefüttert werden, sei dies bereits der Fall, sagt Cornel Fleischlin.

Wie viele Betriebe schweizweit die Phasenfütterung beim Schwein umsetzen, ist nicht offiziell bekannt. Wenn die Vorgaben zur Proteinreduktion ab 2027 obligatorisch werden sollen, müssen sicherlich noch einige Betriebe umstellen.

 

Trockenfütterung und wirtschaftseigenes Futter in Phasen geben
Stefan Müller ist Geschäftsführer von Suisseporcs, dem Schweizer Schweinezucht- und Schweineproduzenten-Verband. Er gibt weitere Tipps zur praktischen Umsetzung der Phasenfütterung.

Herr Müller, wie organisieren sich Betriebe, die statt Flüssig- die Trocken-Fütterung in Phasen einteilen wollen?

Stefan Müller: Der Produzent kann mit mindestens zwei Futtersilos und zwei Transportschnecken arbeiten. Dies ergibt die flexibelste, wenn auch nicht die billigste Lösung: In jeder Bucht kann dem Gewicht entsprechend gefüttert werden. In Rein-Raus-Betrieben könnte theoretisch zu Beginn der Mast eine gewisse Menge an Vormastfutter, im Anschluss daran Endmastfutter gefüttert werden. Hier macht man jedoch Kompromisse, einerseits bei der Planung der benötigten Futtermengen (beim Einstallen müsste das Silo für das Vormastfutter wieder leer sein) und andererseits beim Lose-Rabatt der Mischfutterlieferanten.

Wie machen es die Betriebe, die kein Alleinfutter, sondern wirtschaftseigenes Futter (Hackfrüchte, Grünfutter, Maiskörner, Schotte) verfüttern?

Mit einem Silo für einen Energieträger (zum Beispiel Energiekonzentrat oder Getreide) und einem Silo für einen Eiweissträger können zu-sammen mit den betriebseigenen Futtermitteln und den industriellen Nebenprodukten optimale Rationen für mehrere Phasen zusammengestellt werden. Die andere Variante ist ein jeweiliges betriebsspezifisches Ergänzungsfutter zu diesen Nebenprodukten, zum Beispiel für die Vor- und die Endmast.

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