Wie entwickeln sich die Bestände des Braunköpfigen Fleischschafs BFS?

André Meister, Präsident BFS-Zuchtverband: Die Anzahl BFS ist rückläufig. Die Gründe dafür sind verschieden. Zum einen überaltert die Züchterschaft und längst nicht alle finden einen Nachfolger, der ihre Schafherde übernimmt. Zum anderen springen einige HalterInnen ab, weil ihnen das BFS zu gross geworden ist.

Zu grosse Schafe – inwiefern ist das unerwünscht?

Grössere Schafe fressen mehr Futter, weil alleine ihre Erhaltung mehr Energie braucht. Das heisst noch nicht, dass sie auch dementsprechend mehr Fleisch liefern.

Nutztier-LexikonNutztier-Rassen der ZukunftMontag, 25. Juli 2022 Wenn nun ein Schafhalter professionelle Fleischproduktion betreibt, sind Schafe, die bei gleichem Ertrag mehr fressen, nicht unbedingt willkommen. Solche Betriebe wechseln die Schafrasse. 

Wir wollen daher weiter an der Schafrasse arbeiten. So ist zum Beispiel die Fleischigkeit ein Merkmal, das wir züchterisch verbessern möchten. Ausserdem sind wir dabei, die lineare Beschreibung aufzugleisen. Ich erwarte von diesem Beurteilungssystem unter anderem, dass wir die Grösse der BFS in den Griff bekommen.

Von einigen Züchtern spüre ich Widerstand. Sie befürchten, dass die Tierschauen, an denen heute die Schafe beurteilt werden, verschwinden werden. Davon gehe ich nicht aus, schliesslich muss man die Tiere trotzdem zeigen, wenn man sie verkaufen will. Ich sehe die lineare Beschreibung als Chance für die Zucht.

Nebst der linearen Beschreibung steht die Moderhinke-Sanierung an. Wie meistern Sie diese obligatorische Bekämpfung, die im Herbst 2024 starten wird?

Diese Sanierung ist eine gute Sache. Sie bedeutet einiges an Aufwand. Doch langfristig profitieren Schafhalter von genesenen Tieren. Ausserdem sind lahme Tiere auf der Weide schlecht für das Image.

Das BFS ist ein Schaf, das an unsere Bedingungen angepasst und daher auch gut geeignet ist für die Haltung.

André Meister, BFS-Zuchtverband

Aber es wird Leute geben, die deswegen aus der Züchtung oder Haltung von BFS aussteigen werden. Ich verstehe sie. Ältere HalterInnen, die für die Sanierung nun Klauenbäder anschaffen und darin ihre Tiere regelmässig baden müssten, wollen das nicht mehr mitmachen und werden ein paar Jahre früher als gedacht ihre Tiere aufgeben. Das ist schade, insbesondere, wenn niemand nachfolgt.

Der Zuchtverband ermutigt jedoch seine Mitglieder, bei der Sanierung seriös mitzumachen. Damit kann heute bereits begonnen werden. Es kann beispielsweise schon einmal eine Tupferprobe genommen werden. Und wer weiss? Vielleicht kommt dabei heraus, dass der Bestand gar nicht betroffen ist und gar nichts unternommen werden muss.

Im gleichen Satz mit den Schafen wird in letzter Zeit oft der Wolf genannt. Ich gehe davon aus, dass das Raubtier Sie auch beschäftigt?

Richtig. Der Wolf führt mancherorts zu zahlreichen Verlusten. Wenn das so weitergeht und der Wolf nicht stärker reguliert wird, werden die Schafhalter nach und nach nicht mehr z’Alp gehen.

Diejenigen, die jedoch auf das Futter auf dem Berg angewiesen sind, werden die Schafhaltung aufgeben. Das ist eine Entwicklung, die ich bedenklich finde.

Wir unterstützen den Schweizerischen Schafzuchtverband bei der politischen Arbeit rund um die Regulierung des Wolfs. Es muss eine Lösung geben.

Das sieht nach einer eher düsteren Zukunft für das BFS aus. Was spricht denn für diese Schweizer Schafrasse?

Das BFS ist ein Schaf, das an unsere Bedingungen angepasst und daher auch gut geeignet ist für die Haltung. Es ist ein zahmes, umgängliches Tier, das man gut führen kann. Nicht zuletzt ist es ein schönes Schaf – ein wichtiger Punkt, damit die Züchter gerne damit arbeiten.

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