Nach zwei Einsatzflügen im Simmental und in der Innerschweiz sitzt Rega-Pilot Bruno Bhend vor dem Computer und zoomt in einen Swisstopo-Kartenausschnitt und studiert. Unter der Maske «Luftfahrt» → «Luftfahrthindernisse» sind entsprechende Stromleitungen, Seilbahnen, Windräder und Türme für ihn und sein Team ersichtlich. Für die Crew sind diese Daten von grosser Wichtigkeit. Bhend betont deshalb: Wer die Arbeit jeglicher Rettungsequipen aus der Luft wie der Rega, Air Zermatt oder Air-Glaciers unterstützen und sicherer machen will, meldet auch tiefliegende Leitungen direkt bei der Rega.
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«Jedes Jahr werden immer wieder einige nicht gemeldete Hindernisse entdeckt»
Ebenso wichtig wie das Melden von genutzten Leitungen ist das Melden von ungenutzten Leitungen, Forstseilen, Kabeln oder Seilbahnen. Hierfür steht der Inhaber der jeweiligen Infrastruktur auch in der Verantwortung. Die Luftfahrthindernisse werden im Rahmen des Projekts « Remove» ohne Kosten für deren Besitzer und Besitzerinnen von Spezialisten der Armee und zivilen Partnern abgebrochen und entsorgt. Im Gleichen gilt es, über die Rega-Meldestelle auch Bescheid zu geben, wenn ein Hindernis demontiert wurde. «Auf die registrierten Daten ist leider immer noch nicht 100 % Verlass. Jedes Jahr werden immer wieder einige nicht gemeldete Hindernisse entdeckt», weiss der erfahrene Helipilot Bruno Bhend, aber es macht die Arbeit dennoch sicherer.
Womit können Älplerinnen und Älpler die Besatzungen unterstützen?
Koordinaten: Sind die genauen Koordinaten des Unfallortes bekannt, ist eine wortwörtliche Punktlandung möglich. Ist dies nicht der Fall, hilft eine möglichst genaue Beschreibung des Ortes und der Begebenheiten vor Ort. Tipp: Vor Start des Alpsommers den entsprechenden Swisstopo-Kartenausschnitt herunterladen und das Herauslesen oder Bestimmen von Koordinaten üben. Darauf können die Koordinaten auch im Offline-Modus ablesen werden.
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Leuchtweste: Sehr hilfreich ist es, wenn man bei einer Bergung oder Rettung von einem Tier, wenn immer möglich, Signalfarben trägt. Eine Leuchtweste oder die Forstjacke sind aus der Luft sehr schnell und gut erkennbar. Der tannengrüne «Helly Hansen» oder das Militär-Gnägi, welches viele Bauern tragen, eignet sich für eine Einweisung für den Heli beispielsweise nicht unbedingt, sagt der Pilot mit einem Schmunzeln.
Aufmerksamkeit erwecken: Der Pilot erzählt; manchmal komme es vor, dass die einweisenden Personen regungslos dastehen und dem Heli zuschauen, wie er näherrückt. «Vom Boden aus sieht man uns schnell – umgekehrt aber nicht unbedingt». Darum; Kräftig Winken oder mit den Armen ein «Y» formen, damit die Crew auf die Person und schliesslich auf den Standort des Tieres aufmerksam gemacht werden kann.
Markierung: Ist der Hirt oder die Hirtin bei der Bergung nicht dabei und markiert das Tier für die Crew lediglich, ist es ratsam auch dort Signalfarben zur Hand zu nehmen. Schwarze Kehrrichtsäcke oder grün/blaue Tücher sind nicht gut sichtbar.
Gönnerschaft: Mit einem jährlichen Gönnerbeitrag von 40 Franken unterstützt man die unerlässliche Arbeit der Besatzungen. Sofern die Tiereigentümer natürliche Personen und Gönnerin oder Gönner sind, kann die Rega die Kosten für Flüge zur Bergung von verletztem, erkranktem oder totem Nutztier bis zur nächsten, mit einem anderen Transportmittel erreichbaren Stelle erlassen, falls Versicherungen oder andere leistungspflichtige Dritte für die Kosten des Einsatzes nicht oder nur teilweise aufkommen müssen. Bei Betriebsgemeinschaften muss jeder einzelne Tiereigentümer Gönner oder Gönnerin sein. Zudem muss der Tiertransport durch die Einsatzzentrale der Rega organisiert worden sein.
Keine Hemmungen haben
Schlussendlich stellt der Grindelwaldner Pilot fest, dass es heutzutage auf den Alpen viele personelle Wechsel gibt. Diese Tatsache hat zur Folge, dass manchmal das Wissen über den Umgang mit Helikoptertransporten verloren geht, andererseits kommen viele Junge gut mit Karten und Apps auf dem Handy zurecht. Auf jeden Fall sollte das Alppersonal gegenüber der Rega «keine Hemmungen haben» und im Zweifelsfall oder bei Fragen die Einsatzzentrale jederzeit kontaktieren, ermutigt der Pilot die Älplerinnen und Älpler.
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