Einen neuen «R&D Accelerator» (Beschleuniger für Forschung und Entwicklung) baut der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé in Konolfingen BE auf. In diesem Kreativitäts-Labor sollen neue Produkte von der Idee bis zur Marktreife in nur sechs Monate entwickelt werden.

Aus Nestlé Research Konolfingen wird der «R&D Accelerator»

Nestlé S.A. ist mit 291'000 Mitarbeitern und 92,6 Mrd Franken Umsatz (2019) der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern und das grösste Industrieunternehmen der Schweiz.

Nestlé gehören weltweit über 2000 Marken – von After Eight (Schokolade) über Buitoni (Fertiggerichte), Purina (Tiernahrung) und San Pellegrino (Wasser) bis Nespresso (Kaffee). Vom weltweiten Nestlé-Umsatz werden überraschenderweise nur 14 Prozent mit traditionellen Milchprodukten (und Speiseeis) erwirtschaftet.

Im beschaulichen Emmental betreibt Nestlé seit 1974 ein eigenes Forschungs- und Produktionszentrum. Hier entwickelten bisher schon 300 hoch qualifizierte Spezialisten aus über 30 Ländern Milchprodukte, Säuglingsnahrung und Gesundheitsnahrung.

Gleichzeitig verarbeitet Nestlé in Konolfingen täglich 300'000 Kilo Milch von Landwirten aus der Region zu Säuglingsnahrung, die in 60 Länder exportiert wird. Insgesamt beschäftigt Nestlé in Konolfingen 1000 Mitarbeiter.

Im «R&D Accelerator» entwickelt Nestlé Produkte von der Idee bis zur Marktreife in nur sechs Monate

Bei Nestlé in Konolfingen wurde unter anderem 1950 das UHT-Verfahren zur Milchkonservierung erfunden. Dabei wird vorgewärmte Milch für 2 bis 3 Sekunden auf 135 bis 150 Grad erhitzt (ultrahochtemperiert, abgekürzt UHT) und die Temperatur für 2 bis 6 Sekunden gehalten. Alle Keime durch die Ultrahocherhitzung abgetötet, ihre pyrogenen Zerfallsstoffe bleiben jedoch erhalten.

Das Forschungszentrum in Konolfingen richte den Fokus nun aber auf nachhaltige Milchprodukte und pflanzenbasierte Milch-Alternativen, betonte ein Nestlé-Sprecher.

So wurde an der Eröffnungszeremonie für den neuen Nestlé «R&D Accelerator» ein Milch-Ersatz aus Ackerbohnen serviert. Schon 24 solcher Produkte seien hier entwickelt und in verschiedenen Ländern getestet worden, erklärte Nestlé-Konzernchef Mark Schneider.

Der «R&D Accelerator» in Konolfingen ist ein Neubau mit Kreativitäts-Laboren und Test-Küchen für den sofortigen «Praxistest» neuer Produkte. Von der Produkt-Idee über die Forschung und Entwicklung bis zur Marktreife soll es nur sechs Monate gehen, damit der «Beschleuniger für Forschung und Entwicklung» seinen Namen – und damit viel Geld verdient.

Für einen solchen Parforce-Ritt stellt Nestlé in Konolfingen künftig Start-Ups, Studenten und Nestlé-Forschenden die nötige Expertise und Infrastruktur zur Verfügung. Interne, externe oder gemischte Teams sollen im Nestlé «R&D Accelerator» neuartige Ideen entwickeln. Dabei haben sie Zugang zu kleinen bis mittelgrossen Produktionsanlagen, um die Herstellung grösserer Produktmengen für eine Testeinführung im Einzelhandel zu ermöglichen.