Der von landwirtschaftlichen Genossenschaften getragene Agrar-Konzern Fenaco hat 2022 mit 8,06 Milliarden Franken (+9,2 Prozent) «so viel Umsatz erwirtschaftet wie noch nie.» Dies erklärte Fenaco-CEO Martin Keller an der Bilanz-Medienkonferenz in Bern.
Nach dem Rekordjahr 2021 mit 169 Millionen Franken Gewinn liegt das Betriebsergebnis (EBIT) mit 138,4 Millionen Franken und einer Umsatzrendite (Gewinn im Verhältnis zum Umsatz) von 1,7 Prozent erwartungsgemäss wieder auf dem Niveau vor den ausserordentlichen Pandemie-Jahren.
Die Fenaco Genossenschaft beschäftigt 11'500 MitarbeiterInnen (9691 Vollzeit-Stellen). 2022 hat Fenaco 232 zusätzliche Stellen geschaffen. 60 Prozent dieser Arbeitsplätze befinden sich auf dem Land, während es im Schweizer Durchschnitt nur 37 Prozent sind.
«Die Beschaffungsmärkte waren 2022 ausser Rand und Band»
Das Geschäftsjahr 2022 der Fenaco Genossenschaft wurde gemäss Fenaco-Verwaltungsrats-Präsident Pierre-André Geiser «beeinflusst von Verwerfungen an den internationalen Beschaffungsmärkten aufgrund des Krieges von Russland gegen die Ukraine, von anhaltenden Lieferengpässen als Folge der Corona-Pandemie und der drohenden Energiemangellage.»
Der Nettoerlös stieg im Vergleich zum Vorjahr um 9,2 Prozent auf CHF 8,06 Mrd. Es ist der höchste Nettoerlös in der 30-jährigen Geschichte der Genossenschaft. Treiber waren insbesondere die Geschäftsfelder Agrar und Energie.
- Der Nettoerlös im Fenaco-Geschäftsfeld Agrar stieg dank rekordhohen Getreide- und Dünger-Preisen um 9,7 Prozent auf 2,24 Milliarden Franken.
- Der Netto-Erlös im Fenaco-Geschäftsfeld Energie stieg wegen der hohen Preise bei den fossilen Brenn- und Treibstoffen um 31,3 Prozent auf 1,91 Milliarden Franken.
- Der Netto-Erlös im Fenaco-Geschäftsfeld Lebensmittelindustrie stieg um 2,1 Prozent auf 1,45 Milliarden Franken.
- Der Netto-Erlös im Fenaco-Geschäftsfeld Detailhandel konnte mit 2,37 Milliarden Netto-Erlös das Rekord-Niveau der Corona-Jahre praktisch halten.
Überzeugendes Ergebnis der Fenaco auf Vor-Pandemie-Niveau
Während der Pandemiejahre 2020 und 2021 verzeichnete die Fenaco Genossenschaft ausserordentlich hohe Betriebsergebnisse (EBIT). 2022 liegt das EBIT mit CHF 138,4 Mio. und einer Umsatzrendite von 1,7 Prozent erwartungsgemäss wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.
Das volatile Umfeld sorgte für einen hohen Margendruck. Insbesondere im Geschäftsfeld Agrar federte die Fenaco die markanten Preisanstiege für landwirtschaftliche Produktionsmittel wie Dünger und Futtermittel zugunsten der LandwirtInnen ab.
Im Vergleich zum Referenzjahr 2019 vor der Pandemie legte das EBIT um über 14 Prozent zu und wuchs damit parallel zum Nettoerlös. Das Unternehmensergebnis liegt 2022, ausgehend von einem tieferen EBIT, mit 52,1 Millionen Franken deutlich unter dem Vorjahr.
Marktverwerfungen im internationalen Getreidehandel infolge des Krieges von Russland in der Ukraine sorgten für ausserordentliche Aufwände.
Ebenfalls im ausserordentlichen Aufwand verbucht ist der Beitrag von 10 Millionen Franken an die Stiftung für eine nachhaltige Ernährung durch die Schweizer Landwirtschaft zugunsten des Dialogs zwischen Stadt und Land.
Die Schweizer LandwirtInnen profitieren vom Rekord-Umsatz der Fenaco
Vom positiven Geschäftsgang der Fenaco profitieren auch die Landi-Genossenschaften und deren Mitglieder (aktive Schweizer LandwirtInnen):
- 35,9 Millionen Franken (+2,9 Millionen)Erfolgsbeteiligung
- 2,2 Millionen Franken für Geschenkpakete
- 6,9 Millionen Franken (+2 Millionen) Rückvergütungen mit neu fünf Prämienstufen
Diese Rückvergütungen erhalten aktive Schweizer LandwirtInnen für Warenbezüge (im Jahr 2022) über:
- 5000 Franken = Rückvergütung von 100 Franken
- 10'000 Franken = Rückvergütung von 200 Franken
- 25'000 Franken = Rückvergütung von 500 Franken
- 50'000 Franken = Rückvergütung von 1000 Franken
- 100'000 Franken = Rückvergütung von 2000 Franken
Mit ihren Aktivitäten trägt die Fenaco Genossenschaft massgeblich zur Wirtschaftskraft der ländlichen Schweiz bei. Das Unternehmen investierte 174,0 Millionen Franken in Infrastrukturen wie Silos, Logistikzentren, Photovoltaikanlagen und Läden.
Weitere 2,9 Millionen Franken flossen à fonds perdu in die Entwicklung von innovativen Technologien und Prozessen, hauptsächlich in Forschungskooperationen und Start-up-Partnerschaften.
Ausblick der Fenaco auf das Geschäftsjahr 2023
Für das Jahr 2023 rechnet die Fenaco Genossenschaft mit einem Nettoerlös von 8 Milliarden Franken. Das EBIT dürfte sich gemäss Fenaco-CEO Martin Keller «unter dem Niveau von 2022 bewegen, das Unternehmensergebnis wird sich wieder im Bereich der Vor-Corona-Zeit einpendeln».
Grund für das tiefere EBIT sind die gestiegenen Kosten, die sich nicht durchgängig in den Absatzpreisen abbilden oder durch Effizienzgewinne wettmachen lassen. Hinzu kommen verschiedene Grossprojekte, insbesondere in den Bereichen IT und Logistik. Das geplante Investitionsvolumen beläuft sich auf 265 Millionen Franken.
Der Agrar-Konzern Fenaco
Die Fenaco ist eine Agrar-Genossenschaft, deren Mitglieder sind 165 landwirtschaftliche Organisationen sind, die meist unter der Marke Landi auftreten.
Indirekt ist daher die Fenaco im Besitz der 43'000 GenossenschafterInnen der Landi-Genossenschaften, davon sind 23'000 aktive LandwirtInnen.
Bekannte Unternehmen bzw. Marken der Fenaco sind die Detailhändler Volg und Landi, die Marke Landor (Dünger), der Futtermittelhersteller UFA sowie die Energieanbieterin Agrola.
Zur Fenaco gehören aber auch der Getränkehersteller Ramseier Suisse und der Fleischverarbeiter Ernst Sutter AG.