Je mehr Kolumnen ich schon geschrieben habe, desto schwieriger wird es, etwas Neues hervorzubringen. Denn obwohl diese Rubrik ja immer noch «Plötzlich Bauer» heisst, bin ich eigentlich nun doch schon seit fast fünf Jahren Landwirt und somit gar nicht mehr so plötzlich, wie es im Titel heisst. Es ist also auch nicht das erste Mal in meiner Landwirte-und Kolumnisten-Karriere, dass es Winter ist und es mich etwas mehr Kraft kostet, mich für die Arbeit zu motivieren als im Mai. Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass ich darüber schreiben würde. Also lassen wir das doch.

Jedoch gibt es etwas, was ich früher an dieser Stelle schrieb und heute gerne andersrum formulieren würde: Im Winter 2019 meinte ich, dass ich eine zusätzliche Beschäftigung für die Wintermonate reizvoll fände. Ich war offen für irgendeinen zusätzlichen Job.

Statt einer zusätzlichen Beschäftigung eher Gedanken zur strategischen Ausrichtung

Heute ist es eher so, dass ich auch in diesen etwas ruhigeren Monaten über Langeweile nicht klagen könnte. Meine Gedanken kreisen eher darum, wie der Betrieb strategisch ausgerichtet wird. Eine wichtige Frage dabei ist: Wie oder mit wem könnte ich zusammenarbeiten? Der bestehende Betrieb sowie die neuen Ideen und Projekte bedingen auch Anpassungen bei der Arbeitskraft.

Ich suche also eher Arbeitskraft für unseren Betrieb, als dass ich selber auswärts etwas suche. Und hier liegt in meinen Augen eine der grössten Herausforderungen für die Zukunft. Und zwar nicht nur für unseren Bauernhof, sondern für viele Betriebe, egal, in welcher Branche sie tätig sind.

Mit welchen Vertretern aus welcher Branche man auch spricht: Gute Leute sind überall stark gefragt und werden teilweise trotz intensiver Suche schlichtweg nicht gefunden.

Wie profitieren beide Seiten von einer Zusammenarbeit?

Darum ergab es sich zuletzt das eine oder andere Mal, dass ich mit Kolleginnen und Kollegen über mögliche Formen der Zusammenarbeit gesprochen habe. Die Grundfrage ist immer die: Gäbe es eine Form der Zusammenarbeit, bei der beide Seiten profitieren würden?

Es ist jetzt nicht gerade so, dass sofort eine BG entstanden wäre. Und natürlich bestehen auf unserem Betrieb schon einige sehr gut funktionierende Zusammenarbeiten, die mir sehr wichtig sind und die auch unbedingt weiterlaufen sollen. Ich finde es dennoch interessant, mich ab und zu mit Berufskollegen etwas fundierter auszutauschen, statt sich nur auf dem Traktor sitzend zu grüssen.

Denn die Alternative zur Zusammenarbeit heisst: Effizienzgewinne durch Technik realisieren, wo das möglich ist. Und sonst: Keine zusätzlichen Projekte anreissen und allenfalls auch extensivieren, weniger machen.

Manchmal bleibt man aus guten Gründen beim Alten

Wenn bei einem solchen Gespräch unter Landwirten herauskommt, dass es keine betrieblichen Synergien gibt und es das Beste ist, man lässt alles beim Alten: Dann ist das auch gut. Man bleibt dann ja aus Einsicht und guten Gründen beim Alten.

Und nicht einfach deshalb, weil man gar nie erst auf die Idee gekommen ist, dass man etwas ändern könnte. Denn das würde mich dann schon ärgern: In 20 Jahren mit einem Landwirt zu sprechen und dann festzustellen, dass beide eigentlich das gleiche gewollt hätten, aber niemand den ersten Schritt gemacht hat, um darüber zu sprechen.

Ohne Zusammenarbeit hätte ich keine Lust darauf, Landwirt zu sein. Ich bin nicht geeignet, einen Betrieb als One-Man-Show zu schmeissen, und könnte das aufgrund meiner Fähigkeiten auch nicht ideal.

Aber bei aller Begeisterung für die Zusammenarbeit gibt es etwas zu bedenken: Bis jetzt war es oft so, dass Effizienzgewinne, die dank Zusammenarbeit entstanden sind, gleich wieder genutzt wurden, um neue Projekte in Angriff zu nehmen. Die Arbeit wird also nicht unbedingt weniger, das ist aber auch nicht mein Hauptantrieb. Die Arbeit wird schöner.

«Plötzlich Bauer»

Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten im Freiamt AG.
Hagenbuch erzählt in seiner Kolumne von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischem Blick und einem Augenzwinkern.