Kurz & bündig
- Samuel Isch aus Etzelkofen BE ist Reifendruck-Spezialist.
-Auf dem eigenen Betrieb nutzt der Landwirt seit zehn Jahren eine Reifendruckanlage RDA.
-Mit RDA bringen kleinere Traktoren bis 15 Prozent mehr Leistung auf den Boden und sind damit gleich stark wie ein grösserer Traktor.
-Das spart Geld beim Traktoren-Kauf und belastet den Boden weniger stark.

Samuel Isch aus Etzelkofen BE schwört auf die Reifendruckregelanlage (RDA) an seinem John Deere. Am Bedienterminal in der Kabine hat er vier verschiedene Reifendrücke hinterlegt, die er je nach Arbeit anwählt, damit sich der Reifeninnendruck automatisch den hinterlegten Werten anpasst. Die Druckluft stammt von der Bremsanlage.

Für folgende Arbeiten hat er diese Drücke in bar abgespeichert:

  • Strasse: hinten/vorne 2,0
  • Acker leicht: hinten 0,8 vorne 0,6
  • Acker schwer: hinten 1,0 vorne 0,8
  • Frontmähwerk: hinten 0,8 vorne 1,4

Die Druckwerte hat Samuel Isch anhand der Radlasten mit den betreffenden Maschinen und mit der Reifendrucktabelle des Herstellers ermittelt. So hat er für die meisten Arbeiten die Gewähr, dass die Reifen ihre grösstmögliche Aufstandsfläche erreichen.

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Spurbildung erfordert unnötig viel Motorleistung

Für Samuel Isch zählt bei der RDA die vergrösserte Bodenkontaktfläche des Reifens. So wird das Gewicht je nach Bedingungen auf eine um einen Drittel grössere Fläche verteilt. Das schont den Oberboden, nicht aber den Unterboden. Dort ist vor allem die Radlast ausschlaggebend, ob der Boden verformt wird oder nicht. Hier kann die RDA nicht soviel helfen wie am Oberboden, da sie die Radlast nicht in Luft auflösen kann.

AboDer Diesel reicht weiter, wenn die Reifen am Traktor passend eingestellt werden. Gleichzeitig schont man so auch den Ackerboden.BodendruckMit dem passenden Reifendruck braucht der Motor weniger Diesel und der Boden wird geschontSamstag, 27. August 2022 Um Verformungen im Unterboden zu vermeiden, gibt es ausser weniger Maschinengewicht keine technischen Hilfsmittel. Die Rehabilitation einer Unterbodenverdichtung dauert ewig.

Eine RDA ist somit kein Sorglos-Paket gegen jegliche Art von Bodenverdichtungen, aber sie hilft, Spurbildung zu vermeiden. Wenn die Spuren im Acker flach sind, muss der Reifen weniger Erde verdrängen als wenn er tiefe Fahrspuren prägt. Das Verdrängen von Erde braucht viel Kraft, die dem Traktor dann für die eigentliche Arbeit fehlt. Zum Beispiel beim Ziehen eines Grubbers.

Mehr Auflagefläche und weniger Schmierschichten

AboAn der Fronthydaulik wird der hydraulisch betriebene Luftkompressor mitgeführt. Dadurch ist eine rasche Druckregelung an Traktor und Fass möglich.LandtechnikBodenschonung durch richtigen Reifendruck und zugkräftigen TraktorFreitag, 5. November 2021 Durch die grössere Reifenaufstandsfläche entsteht der zusätzliche Effekt, dass sich mehr Reifenstollen mit dem Ackerboden verzahnen. Das gibt mehr Grip und Vorschub, weil der Radschlupf abnimmt. Der Wirkungsgrad wird verbessert. Eine Arbeit kann dadurch mit weniger Motor-output und somit weniger Treibstoff erledigt werden.

«Im Radschlupf sehe ich nebst dem Wirkungsgradverlust eine Bodenverdichtung, die dem Pflanzenwachstum schadet, wenn durch den Schlupf des Rades dem Boden auf Fahrspurtiefe das Porensystem verschmiert wird», so Samuel Isch.

Leistung auf den Boden bringen ist wichtiger als PS

Fachleute sind er Meinung, dass mit einer RDA, wenn sie denn so genutzt wird dass stets mit minimalem Druck gefahren wird, im Acker bis zu 15 Prozent mehr Leistung möglich ist. Der Traktor kann also seine PS besser auf den Boden bringen und hat dank RDA 15 Prozent mehr Leistung am Boden, wie Reifenspezialist Ludwig Volk erklärt.

Auf der Strasse wird im Gegensatz zum Acker mit einem hohen Innendruck der Wirkungsgrad besser. Mit hohem Druck walken die Reifen nicht. Das reduziert den Rollwiderstand und erhöht die Fahrsicherheit dank besserer Spurtreue. In beiden Situationen kann Treibstoff eingespart werden.

Dass mit einem jeweils optimalen Reifeninnendruck Dieseleinsparungen möglich sind, hat auch Samuel Isch erfahren. Seinen John Deere 6330 hat er vor zehn Jahren mit einer RDA nachgerüstet.

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Er hat das Druckregelsystem selber montiert und ist seither auch Importeur des französischen Systemherstellers Téléflow. «Wir haben auf unserem Betrieb keine wissenschaftlichen Messungen vorgenommen. Aber der Praxiseinsatz zeigt, dass man tatsächlich mehr Traktorleistung auf den Boden bringen kann. Wenn man versuchsweise einmal einen Kompromiss-Reifendruck wählt, wie man ihn vor der RDA-Zeit eingestellt hatte, merkt man rasch, das man bei gleicher Motor- und Getriebestellung weniger zügig vorwärts kommt», so Samuel Isch.

Deshalb ist er der Meinung, dass eine RDA einen Traktor in seinem Wirkungsgrad in den meisten Fällen um mindestens zehn Prozent besser macht. Als Verkäufer eines RDA-Systems will er nicht zuviel versprechen und geht mit der Angabe auf Nummer sicher. Wirtschaftlich ist eine RDA in den meisten Fällen. Nimmt ein durchschnittlicher Dieselverbrauch von 12 Liter pro Stunde um 10 Prozent ab, sind dies 1,2 Liter. Diese Menge kann man dann mit den jährlichen Betriebsstunden multiplizieren: Werden 500 Betriebsstunden geleistet, spart man 600 Liter Diesel. Je leistungsstärker ein Traktor ist und je mehr Zugkraft abverlangt wird, desto mehr Treibstoff spart man ein.  [IMG 3]

Es braucht nicht den aktuellen Dieselpreis um zwei Franken pro Liter, um zu sehen, dass die Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Rechnet man mit Franken 1,50/lt aus der Zeit, als der Markt noch normal war, spart man jährlich 900 Franken ein. Bei dieser Überschlagsrechnung sind alle weiteren Vorteile einer RDA noch nicht mitgezählt, um die Investition von rund 7000 Franken zu rechtfertigen.

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15 Prozent mehr PS mit angepasstem Reifendruck
Traktoren können bis zu 15 Prozent mehr Leistung bringen, erklärt Ludwig Volk. Er war als Professor für Agrartechnik an der Fachhochschule Westfalen (DE) Spezialist für variablen Reifendruck und ist heute noch mit dem Thema beschäftigt.
Volk weiss, dass bei Strassenfahrten bis 10 Prozent und im Acker bis 15 Prozent Einsparungen machbar sind. Als Beispiel nennt er das Assistenzsystem Cemos von Claas. Dieses wurde an der DLG bei der Bodenbearbeitung mit gezogenen Geräten gemessen und diese Einsparungen erreicht. Das Ganze war dann auch mit einer gleichzeitig höheren Flächenleistung verbunden.

Ludwig Volk erwähnt jedoch, dass das Wissen und Können des Fahrers entscheidend ist, da er über den Zeitpunkt einer Arbeit entscheidet und diese von der Tragfähigkeit und dem Bodenzustand abhängig macht. Wird eine RDA optimal genutzt, ergeben sich gemäss Ludwig Volk viele Vorteile:
- 10 Prozent weniger Dieselverbrauch durch Reifendruckanlagen
- Mehr Klimaschutz durch längere Reifennutzung von 1000 Betriebsstunden an der Hinterachse
- Mehr Fahrkomfort und Gesundheitsvorsorge durch aktive Luftfederung im Reifen auf dem Feld
- Weniger Reifenabrieb und damit weniger Feinstaubbelastung

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Kleinerer Traktor, gleiche Leistung

Die Erfahrungen führen zur Überlegung, dass je nach dem mit einem kleineren Traktor mit RDA die Ansprüche des Betriebs erfüllt werden, wenn dieser bis 15 Prozent mehr Leistung auf den Boden bringt. Hier kommt dann gleich noch ein weiterer Vorteil hinzu, weil der kleinere Traktor auch weniger Gewicht auf die Waage bringt und den Boden allein deswegen weniger belastet.

Je nach Einsatzzweck bleibt es hier jedoch bei der Theorie. Ein kleinerer Traktor muss selbstverständlich trotzdem die Anforderungen bei den zulässigen Gewichten einhalten, wenn er mit schweren Anbaugeräten ausgerüstet wird.

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Betriebsspiegel der Familie Isch

Samuel Isch, Etzelkofen BE, Milchvieh- und Ackerbaubetrieb

Kulturen: Futterbau, Mais, Weizen, Zuckerrüben, Kartoffeln
Tierbestand: Milchkühe
Weitere Betriebszweige: Vertrieb Reifendruckregelanlagen
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, Vater