Landor-Düngerberater Roland Walder ist überzeugt, dass die Erfahrung des Landwirts der wichtigste Faktor in der Pflanzen-Düngung ist, mehr noch als Smart Farming mit seinen Sensoren. Dazu nennt er ein Beispiel: In der Schweiz wird viel Hofdünger eingesetzt. Wann der darin enthaltene Stickstoff für die Pflanze zur Verfügung steht, hängt vom Bodenzustand, der Temperatur, der Feuchtigkeit usw. ab. «Wann sind die Nährstoffe der Hofdünger pflanzenverfügbar? Das kann ein Sensor schwer messen. Hier braucht es die Erfahrung des Landwirts».
Wurde beispielsweise Mist ausgebracht, können die Pflanzen später vielleicht noch 20 bis 30 kg Stickstoff davon nutzen. Ein N-Sensor berücksichtigt dies beispielsweise nicht und würde in einem solchen Fall eher zu viel düngen.
«Die Vorgeschichte einer Parzelle spielt bei der Bestandesführung eine wichtige Rolle, welche der Landwirt weiterhin selber berücksichtigen muss», so Walder.
Dennoch schätzt Walder die Smart Farming-Daten zum Boden und Pflanzenzustand der Parzelle: «Je mehr Grundlagen zur Verfügung stehen, desto besser kann man die Düngung planen.»
Wo braucht es auf dem Feld welche Düngermenge?
Smart Farming kann den Pflanzenbestand genau analysieren und die Düngung punktgenau bestimmen. Mit kleinen Robotern wäre es sogar möglich, jede Pflanze individuell zu «betreuen». Soweit ist es jedoch noch nicht. Und eine Parzelle lässt sich mit der heutigen Smart Farming-Technik erst in Teilflächen unterteilen.
In den Teilflächen, welche einen unterschiedlichen Düngerbedarf aufweisen, wird zum Beispiel Stickstoff in der passenden Menge platziert. Die passende Menge wäre dann diejenige, welche durch den Landwirt korrigiert wurde (Einfluss Hofdünger).
Dabei setzt der Landwirt das mittlere Ausbring-Niveau fest. Der Sensor korrigiert dann spezifisch pro Teil-fläche. Die optimale Versorgung ist nicht immer gewährleistet. Manchmal stehen wegen der Nährstoffbilanz zu wenig Nährstoffe zur Verfügung.
Die Ausbringung wird über das Traktor-Terminal geregelt. Dieses erkennt dank GPS, in welcher Teilfläche sich der Traktor mit dem Düngerstreuer befindet – oder mittels N-Sensor, welcher den Stickstoff-Versorgungszustand misst.
Die Ausbringkarte im Terminal bestimmt fortlaufend, wie weit der Schieber am Düngerstreuer geöffnet werden muss, um die Teilfläche mit der gewünschten Düngermenge zu bedienen. Bei durchschnittlichen Schlaggrössen in der Schweiz von rund einer Hektare spielt die Grösse des Rasters eine entscheidende Rolle, damit die positiven Aspekte genutzt werden können. Je kleiner, desto besser (schmale Fahrgassen-Abstände).
Eine Ausbring-Karte benötigt viele verschiedene Parameter
Wie viel Dünger soll denn überhaupt in den einzelnen Teilflächen verteilt werden? Hier braucht es eine genaue Beurteilung des Landwirts, um die Ausbringkarte zu optimieren.
Eine Ausbring-Karte basiert auf verschiedenen Parametern. Einer davon ist die Ertragskarte des Mähdreschers. Diese zeigt auf, an welcher Stelle im Feld, welcher Ertrag geerntet wurde. Das gibt einen Hinweis auf das Ertragspotenzial des Bodens. Zudem gibt es Bodenproben und den N-Sensor.
Zusätzlich sind Drohnen-Aufnahmen oder Satellitenbilder möglich, die einen Rückschluss auf den aktuellen Pflanzenzustand geben. All diese Daten können im Computer zur Ausbringkarte übereinander gelegt werden.
Die Nährstoffbilanz begrenzt auch die Stickstoffmenge
Mit Smart Farming können Landwirte präziser düngen. «Allerdings geht es heute in der Stickstoff-Düngung oft darum, die Verteilung der verfügbaren Nährstoffe zu optimieren und die Kulturen am standort-spezifischen Ertragslimit zu führen», sagt Landor-Düngerberater Roland Walter.
Da die Nährstoffbilanz auch den Stickstoffeinsatz begrenzt, kann Smart Farming seine Wirkung nicht immer voll entfalten.