Kurz & bündig

Walter Bührer füttert seine Milchkühe am Fahrsilo mit einem Selbstfressgitter.
- Die Silage muss perfekt produziert werden, Fehlstellen können nur mühsam entfernt werden.
- Die Fahrsilobreite und die Bestandesgrösse müssen aufeinander abgestimmt sein.
- Das Selbstfressgitter vermeidet Maschinenkosten.

Walter Bührer aus Bibern SH hat mit seiner Familie im Jahr 2020 eine Hofkäserei eingerichtet und einen Hofladen eröffnet. Ein Teil der Milch der 50 Kühe wird nun selbst verarbeitet und vermarktet. Das neue Geschäftsfeld ist erfolgreich angelaufen und beschert der ganzen Familie viel Arbeit.

Solche zusätzlichen Herausforderungen sind für die Familie Bührer möglich, weil Walter Bührer seit je her auf Arbeitserleichterungen und effiziente Betriebsabläufe achtet.

Deshalb interessierte er sich für das Fütterungssystem, bei welchem die Kühe direkt am Fahrsilo fressen. Vor rund 20 Jahren war das Verfahren ein grosses Thema und wurde auch an der Agroscope Reckenholz-Tänikon (damals noch Forschungsanstalt Tänikon) geprüft. Dabei zeigte sich, dass das System funktionieren kann.

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Viele Details entscheiden über den Erfolg des Fahrsilos

Bei einer solchen Fütterungsart entscheiden Details, ob es erfolgreich funktioniert oder nicht. «Jedes Fuder muss über die gesamte Fahrsilofläche verteilt werden. So ist das Futter an jeder Stelle des Silos gleich schmackhaft. Nur so fressen die Kühe an der gesamten Anschnittfläche gleichmässig und Futterresten werden minimiert», erklärt Walter Bührer.

Auch am Fressgitter, welches nachgeschoben wird, müssen viele Details passen. Mit einer Keilform ergibt sich ein Schieber, welcher Futter, das auf den Boden fällt, mitnimmt. Der Winkel muss so gewählt werden, dass sich nicht zu viel Futter am Boden ansammelt. Dieses muss rasch gefressen werden, sonst kann es sich erwärmen und die Kühe lassen es links liegen.

«Das muss man unbedingt verhindern, dort grössere Futterverluste wegzuräumen ist sehr mühsam.» Die Kühe müssen also gezwungen werden, nicht nur die Schnittfläche abzuknabbern. Dies wird mit dem Abstand des Fressgitters zur Anschnittfläche geregelt.

Walter Bührer ist der Meinung, dass es hier keine allgemeingültigen Abmessungen gibt, man müsse dies der Grösse der Tiere anpassen. Bührer stellt das Fressgitter täglich nach. Am Morgen auf der einen und am Abend auf der anderen Seite. Dabei werden die Ketten verlängert, welche das Gitter zurückhalten.

Vor dem Nachschieben werden bei Bedarf die Resten ausgeräumt und dem Jungvieh vorgelegt. Hier gibt es täglich höchstens eine Karette voll. «Zwingt man die Kühe, vollständig alles aufzufressen, drückt dies auf die Milchleistung. Deshalb lohnt sich der Aufwand für das Reinigen.»

Der Einsatz mit der Selbstfütterung ist also hoch, man kann sehr viel gewinnen (weniger Kosten bei der Fütterung), aber auch sehr viel verlieren (selektives Fressen, Futterverluste, Handarbeit, «Affentheater» …).

Betriebliche Voraussetzungen müssen fürs Fahrsilo passen

Fressen die Kühe direkt vom Fahrsilo, sollte dieses vom Stall aus gut erreichbar sein. Hier braucht es also betriebliche Voraussetzungen. Zudem wird aus dem leeren Fahrsilo-Bereich quasi ein Laufhof. Das Gefälle muss also den Mist vom Futter abhalten und eine Entmistung muss auch möglich sein, zum Beispiel mit einem Querkanal.

Walter Bührer und seine Mitarbeiter erledigten dies bisher mit einem Handschieber. Vor Kurzem wurde ein Mistroboter in Betrieb genommen, welcher alle Flächen selbstständig abschiebt.

Walter Bührer hat das System zur Perfektion entwickelt und spart heute täglich viel Zeit für die Futterbereitung. Er kann auf Entnahmegeräte verzichten und spart dabei einen Haufen Geld. In seinem Fall halbierten sich die Traktorstunden pro Liter Milch gegenüber der Entnahme mit dem Siloblock-Schneider.

Verteilt auf drei Fahrsilos stehen 1400 Kubikmeter Lagerraum zur Verfügung und werden ganzjährig verfüttert. Ergänzend gibt es im Futtertenn Heu und es wird auch geweidet. Zwei Silos sind überdacht und direkt am Laufstall angrenzend. Ein drittes Fahrsilo befindet sich ausserhalb des Stallgebäudes und ist nicht überdacht. Über einen Aussen-Laufgang, welcher auch zur Weide führt, gelangen die Kühe dorthin. Diese Anlage wird jeweils ab September genutzt und ist bis Ende Jahr leer. Danach wird das Fressgitter zu einem der überdachen Silos gezügelt.

«Alle Silos sind neun Meter breit. Sie müssen die gleiche Breite haben, damit das gleiche Fressgitter genutzt werden kann. Die Breite muss aber auch in einem Verhältnis zu der Anzahl Tieren stehen, die davon fressen, damit der Vorschub gewährleistet ist.»

Mit neun Metern können rund zwölf Kühe gleichzeitig fressen. Zusammen mit den weiteren Fressplätzen im Futtertenn, wo ergänzend Heu vorgelegt wird, kann die maximal erlaubte Belegung von 2,5 Tieren pro Fressplatz problemlos eingehalten werden.

So finden auch rangniedrigere Tiere genügend Zeit, für die Futteraufnahme am Fahrsilo. Die Kräfteverhältnisse liegen ähnlich wie beim Melkroboter, wo die stärkeren Tiere bestimmen, wann sie den Roboter benutzen und die rangniedrigeren Tiere sich danach zu richten haben.

Die Aufzuchttiere und Galtkühe haben keinen Zugang zum Fahrsilo. Sie werden mit Heu gefüttert und erhalten die erwähnten Siloresten. Das Heu wird in Grossballen geerntet. Um diese im Winter ins Futtertenn zu bewegen, braucht es also noch eine einfache Mechanisierung.

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Die Futterqualität und die Einfülltechnik bestimmen den Erfolg

Für seine Fütterungsart findet Walter Bührer drei Silos ideal. Für das erste Silo wird eine sehr frühe Maissorte angebaut, damit rechtzeitig geerntet werden kann, um das Silo im September bereits wieder zu öffnen.

Die anderen Silos werden mit einer mittleren und einer späten Maissorte befüllt. Das letzte Silo kann erst befüllt werden, wenn das erste Silo bereits wieder geöffnet ist (September).

Da braucht es nebst Mais noch eine ansehnliche Menge Gras. Für dieses Fütterungssystem braucht es eine extrem gute Planung beim ganzen Futterbau, damit am Schluss alles wie geplant aufgeht und Mais und Gras im passenden Verhältnis vorliegt.

Beim Futter muss nicht nur jedes Fuder auf der ganzen Fläche verteilt werden, auch muss es sehr sauber sein, um Fehlstellen zu verhindern.

«Man muss alles tun für eine perfekte Silage. Kompromisse kann man im Verlauf des Jahres bei der Futterernte nicht eingehen. Ansonsten bricht das System zusammen, da es nicht möglich ist, allfällige Fehlstellen wegzuschneiden.»

Um dies zu erreichen, setzt Walter Bührer die bestmögliche Technik ein und schwadet das Futter seit zwei Jahren mit einem Pick-up-Schwader. Damit konnte er nochmals eine deutliche Verbesserung erzielen. Die eingangs erwähnte Mehrleistung an Milch kommt wegen dem immer frischen Futter. Gegenüber den Siloblöcken, welche vorher für eine Woche im Tenn gelagert wurden, sei dies ein Gewinn, ist Walter Bührer überzeugt. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 10 000 Kilogramm. Bührer strebt hier nicht das Maximum an. Es war ihm wichtiger, die Produktionskosten zu senken.

Kosten Futtermischwagen mit Schneidschild

     

Richtwert pro Fuder

Mischwagen und Traktor pro Fuder

Jahresmenge von 1400 m3 ergeben 116 Fuder

Total jährliche Maschinen-kosten

Futtermischwagen 12 m3

Traktor 88 bis 101 PS

 

116 Fuder zu Fr. 45.–

 

23.– (davon ca. Fr. 17.– fixe Kosten)

22.–

45.–

5220.–

5220.– (9200.–)*

Beim Mischwagen wird mit 116 Fudern die zugrunde gelegte Auslastung im Maschinenkostenbericht von 400 Fuder pro Jahr nicht erreicht. Die fixen Kosten pro Fuder (hier ca. Fr. 17.–), sind bei diesem Beispiel in der Praxis rund dreimal höher, was zu effektiven jährlichen Kosten von rund Fr. 9200.–* niederschlägt. Zudem ist in der Praxis zu erwarten, dass bei der Ganzjahres-Silofütterung öfter als 116 mal Futter gemischt wird. Hier käme es dann zu einer Zunahme bei den Traktorkosten.

Der Arbeitsaufwand für die Maschinenbedienung ist nicht berücksichtigt. Er ist jedoch höher als der Arbeitsaufwand zum Nachstellen des Fressgitters am Fahrsilo.

Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Flexibilität mit einem Futtermischwagen gegenüber einem Siloblock-Schneider und erst recht der Selbstfütterung grösser ist und auch Siloballen, Futter aus Fahr- und Hochsilo und weitere Futterkomponenten gemischt und vorgelegt werden können. Auch kann mit einem Mischwagen schneller auf betriebliche Veränderungen reagiert werden.

Kosten Siloblockschneider

     

Richtwert pro Arbeitseinheit

Siloblock-schneider und Traktor pro Block

Jahresmenge von 1400 m3 ergeben 933 Blöcke

Total jährliche Maschinen-kosten

Siloblockschneider ca. 1,5 m3 (8 m3 pro Stunde)

Traktor 88 bis 101 PS

 

933 Blöcke zu Fr. 11.–

 

3.–

8.– (ca. 12 min)

11.–

10 263.–

10 263.–

Beim Siloblockschneider sind vor allem die Traktorkosten hoch. Der Arbeitsaufwand für die Maschinenbedienung ist nicht berücksichtigt. Zudem muss das Futter im Futtertenn zusätzlich verteilt werden. Wie beim Mischwagen kann mit dem Siloblockschneider flexibel auf Bestandesveränderungen reagiert werden. Allerdings nur so lange, wie das Futter aus einem Fahrsilo entnommen werden kann.

Kosten Selbstfressgitter am Fahrsilo

  

Total jährliche Maschinenkosten

Kühe bedienen sich selbständig direkt am Fressgitter beim Fahrsilo

0.–

Die Fütterung am Fahrsilo bedarf keiner Maschinenkosten. Damit die Funktion jedoch gewährleistet ist, müssen die im Text erwähnten Besonderheiten beim Einfüllen und die Abstimmung auf die Bestandesgrösse eingehalten werden. Beim Fressen am Fahrsilo sind die Strukturen fix, die Tierzahl kann nicht beliebig verändert werden.

Betriebsspiegel Wagis Farm

Walter und Brigitte Bührer, Biberen SH

LN: 50 ha
Kulturen: Mais, Kunstwiese, Triticale, Weizen, Urdinkel
Tierbestand: 50 Milchkühe, Aufzuchttiere, 18 000 Legehennen in BZG
Weitere Betriebszweige: Hofladen, Milchverarbeitung (Milch, Joghurt, Butter, Käse)
Arbeitskräfte: Betriebsleiter Walter und Brigitte Bührer, Tochter Sophie Bührer, 3 Angestellte, 1 Lehrling