Unter wassergesättigten Bedingungen wird Humus im Boden schlecht abgebaut. Er reichert sich an und es entstehen Böden mit hohen organischen Gehalten bis hin zu Moorböden. Werden solche Böden drainiert, bieten sie oft ein hohes Ertragspotenzial. Bei Kontakt mit Luftsauerstoff beginnen jedoch Bodenorganismen, den Humus zu konsumieren. Zusätzlich drückt sich ein Moorboden nach seiner Entwässerung selbst zusammen, da er ein sehr hohes Porenvolumen hat. Es entweichen Treibhausgase und der Boden sackt fortlaufend ab.

Da diese Sackungsprozesse die längerfristige Bodenfruchtbarkeit von wichtigen Anbaugebieten in der Schweiz gefährden, forscht die HAFL seit einigen Jahren daran, wie Böden mit hohen organischen Gehalten beschrieben, kartiert und kultiviert werden können.

Dazu wurde das System der Bodenbeschreibung angepasst. Weiter wurde ein Bohrfahrzeug mit automatisierter Bildaufnahme und -analyse entwickelt, um Bohrungen in fein geschichteten Böden bis 2 m Tiefe effizient durchführen zu können. Mittels geostatistischer Modelle werden aus den Bohrungen und Bodenprofilen räumlich Bodeneigenschaften errechnet. Die so generierten Karten enthalten flächendeckende Bodeninformationen, die dabei helfen, den zukünftigen Umgang mit der Ressource Boden für Nutzergruppen wie die Landwirtschaft oder die Raumplanung zu vereinfachen und zu verbessern.

Dieses Vorgehen wird momentan in einem Forschungsprojekt im St. Galler Rheintal zwischen Oberriet und Widnau auf rund 4000 ha LN getestet.

 

Kartierung hilft entscheiden

Vom 1. August 2013 bis Ende April 2014 wurde im St. Galler Rheintal die Landwirtschaftliche Planung (LP) durchgeführt. Auslöser war und ist das Hochwasserschutzprojekt Rhein. Eine weite zu verfolgende Massnahme aus der LP ist die Bodenverbesserung. Mit dem Hochwasserschutzprojekt fällt eine Unmenge von Material aus Rheinsedimenten an, welches in Bodenverbesserungsprojekten verwertet werden kann. Wegen ungenügender Bodeninformationen wurde mit der HAFL die Bodenkartierung St. Galler Rheintal im August 2018 gestartet. Mit den Ergebnissen aus der Bodenkartierung erhalten wir eine Entscheidungsgrundlage zur langfristigen Sicherung der Bodenfruchtbarkeit und der Bewirtschaftung des Wasserhaushalts. Einfach gesagt: Wir wissen, wo eine Bodenverbesserung Sinn macht und wo nicht. Auch ergeben sich aus der Bodenkartierung Erkenntnisse, wo und wie künftig Bewirtschaftungsmethoden Anpassungen erfordern oder innovative Anbaumethoden erforderlich sind.

Rolf Huber, Gemeindepräsident Oberriet SG