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Kurz & bündig

  • Das Feld mit der Pflugsaat wurde am 30. September 2020 geerntet.
  • Das Feld mit der Streifenfräs-Saat wurde am 12. Oktober geerntet.
  • In beiden Fällen wurde der Mais gehäckselt und siliert.
  • Beide Maisfelder brachten gute Erträge.
  • Bei der Streifenfräs-Saat gab es geringere Fahrspuren. Der nicht bearbeitete Teil des Bodens verbessert die Tragfähigkeit.

Der Herbst 2020 zeigt sich in allen (Wetter-)Facetten. Ende September, bei der Ernte des Pflugsaat-Maisfeldes ist es kalt, grau und neblig. Als Oskar Schenk am Abend des 12. Oktobers 2020 das Maisfeld in Angriff nimmt, das er mit Streifenfräs-Saat angelegt hat, ist das Wetter fantastisch.

Allerdings liegt der Schnee tief im Gantrischgebiet und er ist spürbar nahe. Es ist höchste Zeit, den Mais zu ernten, zumal es sich um die Parzelle mit viel Hanglage handelt. Der Herbst brachte, wie schon das ganze Jahr über, viel Regen in der Region.

Die Situation ist nicht zu vergleichen mit den letzten Jahren, als die Ackerböden im Herbst meistens problemlos zu befahren waren. Das bodenstrukturschonende Aussaat-Verfahren mit der Streifenfräs-Saat wird sich hier noch bezahlt machen.

Ohne Streifenfräs-Saat keine elegante Ernte

Als die Sonne bereits tief steht, sticht Lohnunternehmer Oskar Schenk aus Schwarzenburg BE mit dem Krone Big X ins Maisfeld. Dass Schenk persönlich am Steuer sitzt, zeigt, dass die wenigen guten Erntetage im Herbst 2020 genutzt werden müssen.

«Heute macht keiner Büroarbeiten. Wir nutzen jeden Tag mit guten Wetterbedingungen voll aus. Alle Mitarbeiter sind unterwegs und es braucht sogar mich als Joker», lacht Schenk. Er freut sich, dass trotz viel Arbeit alles rund läuft und er wieder einmal selbst am Steuer sitzt.

Allerdings ist er froh, dass die andere Parzelle, die im Pflugsaat-Verfahren angebaut wurde, bereits vor zwei Wochen geerntet wurde. Der viele Regen der letzten Tage hätte dem Boden dort stark zugesetzt und die Befahrbarkeit hätte weiter abgenommen. Durch den früheren Erntezeitpunkt war es möglich, die Ernte dort mit mittleren Fahrspuren und ohne grössere Schäden am Feld einzubringen.

«Hätten wir hier am Hang die gleiche Pflugsaat gemacht, könnten wir heute vermutlich nicht ernten. Durch die Hanglage würden die hangabwärts gelegenen Räder der Abfuhrgespanne im losen Boden tief einsinken und es wäre es sehr gefährlich, weil die Gespanne dadurch umkippen könnten. Man kann sogar so weit gehen und sagen, dass hier die Streifenfräs-Saat die Ernte gerettet hat.»

Anders gesagt: Die Streifenfräs-Saat ermöglicht den Maisanbau auch an Hanglagen. Der Boden ist dadurch nicht nur jetzt zur Ernte tragfähiger. Im Verlauf des Jahres konnte so auch Erosion verhindert werden, als starke Regenfälle auf die teilweise noch offene Ackeroberfläche getroffen sind.

Der Boden ist durchwurzelt und trägt die Räder

In den unbearbeiteten Streifen sind die Stoppelrückstände der Vorkultur noch gut sichtbar. Darunter befindet sich deren Wurzelwerk. «Das wirkt wie eine Armierung im Beton, die Bodenstruktur wird zusammengehalten und die Maschinen hinterlassen nur geringe Fahrspuren.»

Tatsächlich hinterlässt der Häcksler kaum Fahrspuren. Dass sich die Reifenprofile wegen der Feuchtigkeit kräftig abzeichnen, ist unvermeidbar. Da sich jedoch keine Fahrspur-Vertiefungen bilden, werden sich Belastungen am Oberboden im Verlauf des Winters von selbst lösen.

Der Boden des Maisfeldes trägt, ist jedoch weicher

Der Mais mit der Pflugsaat wurde zwei Wochen früher geerntet. Die Saat erfolgte auch drei Wochen früher und der Mais hat seinen Vorsprung gegenüber der anderen Parzelle bis zur Ernte gehalten.

Obschon die Vorzeichen für die Ernte durch die flache Parzelle und weniger vorangehendem Regen besser gewesen war, wurde der Boden stärker gezeichnet. Durch die Abfuhrfahrzeuge entstanden Fahrspuren. Sie sind nicht tief, der Druck dringt jedoch auch in tiefere Bodenschichten vor. Man spürt es sogar unter den Schuhsohlen, dass der Boden nicht über jenes Armierungsnetz verfügt, wie dies beim anderen Feld dank der Vorkultur der Fall ist.

Oskar Schenk hat unterdessen das halbe Feld gehäckselt und befindet sich in einem Bereich des Feldes, in welchem die Hanglage besonders stark ist. Die Abfuhrfahrzeuge kommen problemlos durch das Feld. Schenk ist zufrieden.

«Wenn es nach mir geht, würde ich nur Streifenfräs-Saat machen. Die Vorteile überwiegen eindeutig.»

Standortgerechter Anbau ist wichtiger als der Ertrag

Die Erträge der beiden Felder wurden nicht verglichen. In beiden Fällen war man jedoch mit der Ernte zufrieden. «Ich beschäftige mich intensiv mit Anbaustrategien beim Mais, ich will auf dem Laufenden sein, um meine Kunden optimal zu beraten. So haben wir beispielsweise auch die Düngung zur Saat optimiert. Für mich ist es jedoch am wichtigsten, dass das Anbauverfahren zum Standort passt. Die Streifenfräs-Saat hätte beispielsweise auch auf der Parzelle mit Pflug-Saat funktioniert. Umgekehrt jedoch nicht. Ich bin überzeugt, dass es bereits im Verlauf der Vegetation zu Erosion gekommen wäre und die Ernte wäre sehr problematisch geworden.»

Die Streifenfräs-Saat basiert immer noch auf dem Einsatz von Glyphosat, wenn der Mais auf Grünland folgt. Trotz bodenschonender Vorteile des Anbauverfahrens ist die Streifenfräs-Saat wegen des gesellschaftlichen Drucks gegenüber Glyphosat nicht unumstritten.

Dies ärgert Oskar Schenk gewaltig. Vor allem darum, weil er im mechanischen Wiesenumbruch mit der Schälfräse keine ökologischere Alternative zu Glyphosat sieht. Er hat einige Felder zwar damit bearbeitet. Es war jedoch schwierig, einen passenden Zeitraum mit trockener Witterung zu finden, damit das Verfahren mit dem Austrocknen der gelösten Pflanzenwurzeln sicher funktioniert.

Auch die Flächenleistung und die Kosten sind nicht vergleichbar mit der chemischen Variante. Schenk befürchtet gar, dass deswegen viele Landwirte in Zukunft auf Pflug-Saat zurückkehren könnten, wenn sie auf Glyphosat verzichten wollen und der Grünlandumbruch sicher gelingen soll.

Versuche am Berufsbildungszentrum Hohenrain LU im Jahr 2019 haben allerdings gezeigt, dass mit dem Verzicht auf Glyphosat und flachem Fräsen nach Kunstwiese sogar ein wirtschaftlicherer Maisanbau dank der Ressourceneffizenzbeiträge REB möglich ist. Der Mehrerlös entspricht dabei etwa den REB.

Die trockene Witterung im Jahr 2019 hat den mechanischen Umbruch und die spätere Unkrautregulierung durch Hacken und Striegeln begünstigt. In diesem Jahr waren die Zeitfenster für solche Arbeiten kleiner und die mechanischen Massnahmen sind an ihre Grenzen gestossen.

 

Beiträge beeinflussen das Anbauverfahren

Im Rahmen von Ressourceneffizienzbeiträgen (REB) werden für bodenschonende oder herbizidreduzierende Anbauverfahren Fördergelder vom Bund entrichtet.

Bei den beiden Mais-Anbauverfahren im Haupttext sind folgende REB möglich:

Bei der Mais-Streifenfräs-Saat können im ÖLN drei REB erfüllt werden. Bei der Pflugsaat ist nur der Verzicht auf Herbizide möglich.

  • Schonende Bodenbearbeitung
  • Zusatzbeitrag für herbizidlose schonende Bodenbearbeitung.
  • Verzicht auf Herbizide

Mit der Streifenfräs-Saat können bis zu Fr. 650.–/ha Fördergelder gegenüber maximal Fr. 250.– bei der Pflugsaat gemäss Tabelle unten generiert werden. Allerdings erschwert die reduzierte Bodenbearbeitung die mechanische Unkrautbekämpfung, weil Rückstände der Vorkultur die Hackwerkzeuge beeinträchtigen.

Ein gepflügter Boden eignet sich besser für das mechanische Hacken. Die Bodenoberfläche ist frei von Rückständen und durch die ganzflächige Bearbeitung ist der Boden weicher und die Hackwerkzeuge wirken besser.

 

Anforderungen für Ressourceneffizienzbeiträge

 

   
 

Streifenfräs-SaatFranken/ha

Pflugsaat (konventionell)Franken/ha

Punkt 1: Schonendes Saatverfahren*

200.–

Punkt 2: Zusatzbeitrag für herbizidlose schonende Bodenbearbeitung**

200.–

Punkt 3: Verzicht auf Herbizide

250.–

250.–

*Glyphosateinsatz max. 1,5 kg Wirkstoff/ha

**Zum Beispiel flaches oberflächliches Schälen mit Fräse. Als Möglichkeit zur Unkrautregulierung wird für die Saatbeetbereitung der Mulchsaat der Pflug-Einsatz toleriert. Vorausgesetzt, die Bearbeitungstiefe von 10 cm wird eingehalten und auf den Einsatz von Herbiziden wird verzichtet.

Bei einer Streifenfräs-Saat bzw. einer Mulchsaat von Mais können im Rahmen der Ressourceneffizienzbeiträge die Voraussetzungen für drei Beiträge erfüllt werden:

Punkt 1 für die schonende Bodenbearbeitung im Rahmen der Saat.

Punkt 2 kann zusätzlich geltend gemacht werden, wenn ab Ernte der vorangehenden Hauptkultur bis zur Ernte der beitragsberechtigten Hauptkultur (vorliegend: Mais) auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet wird.

Punkt 3 fördert die mechanische Unkrautbekämpfung.

Quelle: BLW und Agridea, «Berechnung der Direktzahlungen ab 2020»