Kurz & bündig

- Familie Betschart melkt seit dem Jahr 2014 mit einem mobilen Melkroboter, den sie auf die Voralp Kreuz und die obere Alp Pragel (SZ) mitnimmt.
- Der vorhandene Generator auf der Alp musste wegen schwankender Stromversorgung mit einer Batterie ergänzt werden.
- Voraussetzung für den Melkroboter auf der Alp ist ein Laufstall für den Liege- und Wartebereich.
- Zur Speicherung der Energie aus der geplanten Photovoltaikanlage braucht es eine Batterie.
- Der Melkroboter benötigt einen Anschluss an den Mobilfunk.

Wo vor ein paar Jahrzehnten noch eine Rohrmelkanlage Luxus war, melkt heute ein Melkroboter: Nämlich auf der Alp Pragel und der Voralp Kreuz im Kanton Schwyz. Beat und Karin Betschart halten dort den Sommer über ihre Kühe. Der Talbetrieb befindet sich in Muotathal SZ.

Der Generator alleine genügte auf der Alp Pragel nicht

Familie Betschart hat im Jahr 1999 ausserhalb des Dorfes einen neuen Stall mit integriertem Laufhof gebaut. Mit der Zeit konnte die Familie zusätzliches Land pachten und die Tierzahl von 30 auf 40 Kühe erhöhen. Das Melken im hufeisenförmigen Dreiermelkstand benötigte in der Folge viel Zeit, aber für einen grösseren Melkstand war zu wenig Platz vorhanden.

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«Ich hatte schon immer Freude an Melkrobotern», erzählt Betschart. Und so lag der Gedanke, einen Melkroboter anzuschaffen, nicht mehr fern. «Ich will die Maschine aber zügeln können», verlangte er von den Herstellern.

Lely nahm die Herausforderung an und lieferte ihm im Herbst 2014 einen mobilen Melkroboter, der im Lely Center in Luxemburg für grossflächige Weidebetriebe konstruiert wurde.

Im nächsten Juni «zügelte» ihn der Landwirt mit auf die Voralp Kreuz und von dort auf die Alp Pragel. Auf der Voralp Kreuz (1250 m ü. M.) funktionierte der Melkroboter sofort, denn es gibt dort einen Anschluss ans Stromnetz.

«Dank dem Roboter können wir die Arbeit flexibler einteilen»

Beat Betschart, Landwirt, Muotathal SZ

Auf der Alp Pragel auf 1550 m ü. M. war zwar ein 20 kVA-Diesel-Generator vorhanden. Für den gleichzeitigen Betrieb des Melkroboters und des Kompressors genügte die Leistung aber nicht.

«Die 50 Hertz wurden nicht dauernd erreicht, der Anlaufstrom des Kompressors war zu hoch», beschreibt Betschart das Problem bei der Inbetriebnahme des Roboters. Ein zweiter Generator war nötig und konnte später durch eine USV-Batterie abgelöst werden, um die schwankende Stromversorgung zu verbessern.

Auf der Voralp dienen die Liegeboxen als Warteraum

Auf der Voralp Kreuz befindet sich ein Laufstall. Vor der Installation des Melkroboters melkte der Landwirt die Kühe morgens und abends mit einer Rohrmelkanlage am Fressgitter.

Jetzt haben die Kühe während des ganzen Tages Zutritt zum Melkroboter. In der Nacht hält der Landwirt die Kühe im Stall, so dass sie sich in den Liegeboxen ausruhen können. Morgens früh gehen sie miteinander auf die Weide, gegen 10 Uhr kommen die ersten wieder zurück in den Stall und am Nachmittag gehen sie wieder auf die Weide.

Bis zur entferntesten Weide müssen sie 600 m zurücklegen. Die Kühe kommen nicht alle gleichzeitig zum Melken. Müssen jedoch einige warten, bis sie an die Reihe kommen, dann können diese in der Liegeboxe liegen.

Alpbewirtschaftung
Betscharts fahren stufenweise z’Alp: Anfangs Juni gehen sie zu Fuss mit ihren 40 Kühen zur fünf Kilometer entfernten Voralp Kreuz im Muotatal und bleiben dort drei Wochen.

Dann gehen sie nochmals zu Fuss neun Kilometer weiter bis zur Pragelalp, wo sie sieben Wochen verbringen, um dann wieder zurück zur Alp Kreuz zu gehen.

Der Pragelpass auf 1550 m ü. M. verbindet das Muothatal SZ mit dem Klöntal GL.

Ein neuer Stall auf der Alp als Warteraum für die Kühe

Schwieriger wurde es auf der Alp Pragel, wo die Kühe bis zu einem Kilometer auf die Weiden zurücklegen müssen. Hier muss der Landwirt einen Kompromiss mit dem freien Melkverkehr eingehen. Es gibt zwei Hauptmelkzeiten, eine um 5 Uhr morgens und eine um 5 Uhr abends. Zu diesen Zeiten holt Betschart die Kühe von den Weiden zum Stall. Dort müssen sie allerdings warten, bis sie zum Melken an die Reihe kommen.

Da der Stall als Warteraum zu klein ist, müssen sie sich draussen aufhalten, so dass der Boden vor allem bei Regenwetter morastig wird. «Es braucht einen neuen Stall, damit die Kühe in der Wartezeit liegen können», folgert Betschart.

Er hat schon seit Längerem eine Baueingabe für einen neuen Stall gemacht. Die Pläne mussten immer wieder angepasst werden, bis kürzlich das kantonale Amt für Strukturverbesserungen die Bewilligung erteilte.

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Betriebsspiegel der Familie Betschart
Beat und Karin Betschart, Muothatal SZ

LN: 46 ha in Bergzone II bis IV, inklusive 18 ha der Voralp Kreuz, Alp Pragel (18,81 Stösse) im Baurecht. Eigentümerin: Oberallmeindkorporation Schwyz
Kulturen: Grünland
Tierbestand: 40 Milchkühe der Rasse Braunvieh und Holstein mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 7300 kg (Braunvieh) bzw. 8500 kg (Holstein)
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung von Käse auf der Alp von der Genossenschaftskäserei Pragel Bödmeren
Arbeitskräfte: Betriebsleiter Beat und Karin Betschart, Sohn Ivo im 3. Lehrjahr, Mithilfe der Familie
Besonderes: Beat Betschart arbeitet im Nebenerwerb als Gemeinderat.

Eine eigene PV-Anlage als Stromquelle auf der Alp Pragel

Zuerst gab es Pläne, zusammen mit dem nahen Restaurant auf dem Pragelpass eine grosse Photovoltaikanlage mit 200 kWp zu errichten. Die Stromleitung vom Pragelpass zur Alp wäre allerdings zu teuer gekommen.

So entschied sich Betschart, eine eigene PV-Anlage mit einer Leistung von 60 kWp auf dem Dach des Alpgebäudes zu installieren. Bei Regenwetter oder stark bewölktem Himmel betrage die Leistung allerdings nur noch 10 Prozent, also 6 kW. Das heisst, dass die Anlage dann an einem 10-Stunden-Lichttag noch 60 kWh liefern könnte. Da der Strombedarf für Melkroboter und Wohnteil bei 80 kWh pro Tag liegt, braucht es noch zusätzliche Energie. Diese soll eine 60-kW-starke Batterie liefern, die an sonnigen Tagen aufgeladen wird. Ist das Wetter allerdings über längere Zeit schlecht, muss der Dieselgenerator einspringen.

Der Bau einer PV-Anlage auf der Alp ist anspruchsvoller als im Tal. Ein «Indach» ist wegen der grossen Schneelast nicht möglich und auch das «Aufdach» verlangt druckresistente PV-Module. Da die Alp in einem im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) eingetragenem Gebiet liegt, gelten besondere Anforderungen an den Landschaftsschutz: Die Anlage darf nicht zerstückelt sein, die Module müssen in Anlehnung an Schiefer schwarz, das heisst monokristallin, sein und an den Dachrändern dürfen keine Module angebracht werden. Bund, Kanton und Bezirk beteiligen sich an den Kosten der Photovoltaikanlage, wenn kein Stromanschluss vorhanden ist.

Der Melkroboter lohnt sich für den Betrieb Betschart

«Bi üs hets überall Redli dra», schmunzelt Betschart. Der Melkroboter hat an der Hinterachse Räder und lässt sich vorne leicht an der Dreipunktaufhängung des Traktors anhängen. Auch der Milchtank ist auf Räder.

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Wer mit dem Melkroboter auf die Alp will, muss vorher abklären, ob er ihn um alle Kurven der Alpstrasse fahren kann. Nötigenfalls muss man frühzeitig Anpassungen an der Zufahrtsstrasse vornehmen. Die grosse Investition von 200'000 Franken für den gebrauchten Melkroboter lohnt sich für den Landwirt. Eine Erweiterung des Melkstandgebäudes wäre ihn ebenfalls teuer gekommen und mit drei verschiedenen Melksystemen bräuchte es jährlich drei Melkmaschinen-Services.

AboDer lely-Melkroboter steht auf dem befestigten Vorplatz.Alpwirtschaft«Dem Melkroboter gehört die Zukunft»Samstag, 18. Juni 2022 «Wir müssen die Kühe nicht mehr im Stall anbinden», sieht Betschart einen grossen Vorteil des Melkroboters auf der Alp. Auch das Kraftfutter müssen sie nicht von Hand verteilen. Der Melkroboter dosiert es aus zwei Obstfässern auf dem Dach des Melkroboters aus. Und nicht zuletzt ist die Familie bei der Arbeitseinteilung flexibler. Wenn sie im Talbetrieb heut, hat sie am Nachmittag mehr Zeit und muss das Heuen nicht wegen des Melkens unterbrechen. Wie die Kühe sind auch die Landwirte selbst an den Umgang mit dem Melkroboter gewöhnt und müssen sich nicht umstellen.

Der Service der Firma Lely funktioniere auch auf der Alp gut. Der Anfahrtsweg zur Alp vom Kanton Glarus sei für den Techniker sogar kürzer als zum Talbetrieb. Voraussetzung für die Überwachung des Melkroboters ist, dass dieser mit dem Internet und dem Handy verbunden ist.

Zuerst nutzten Betscharts eine Satellitenschüssel, aber inzwischen haben sie sich drei 4G-Antennen angeschafft. Die Investition dafür überschlägt der Landwirt mit etwa 2000 Franken.

Verschiedene Melkroboter-Fabrikate für die Alp
Bis jetzt bieten nur Lely und DeLaval mobile Melkroboter für die Alp an. Während bei Lely Melkroboter, PC und Vakuumpumpe in einem Anhänger untergebracht sind, verteilt DeLaval diese auf zwei Fahrzeuge.

Beide Fabrikate werden auf Tiefladern an der Dreipunktaufhängung des Traktors transportiert und sind praktisch steckerfertig. Zur Lagerung der Milch braucht es zusätzlich einen Milchtank mit Kühlaggregat. Eine automatische Kraftfutterzuteilung ist sowohl bei Lely als auch bei DeLaval installiert.

Beide Firmen geben als Preis des mobilen Melkroboters 200'000 Franken an – mit jährlichen Servicekosten zwischen 5000 und 7000 Franken pro Melkroboter.

Mobile Einheiten mit einem gebrauchten Melkroboter können aber gemäss Lely auch deutlich günstiger sein.