Frau Bürgi, was zeichnet den Berner Sennenhund aus?

Regula Bürgi, Präsidentin Zuchtkommission KBS: Er ist ein Familienhund, der unbedingt auch einen Familienanschluss braucht. Wenn er könnte, würde er nicht nur neben Ihnen sein, sondern «in Sie hineinkriechen». Er ist sich seiner Grösse absolut nicht bewusst und verhält sich gerne wie ein Schosshund.

Der Berner Sennenhund ist also ein Familienmitglied. Früher wurde er oft zum Wagenziehen eingesetzt. Kommt das heute auch noch vor?

Nutztier-LexikonNutztier-Rassen der ZukunftMontag, 25. Juli 2022 Heute werden Berner Sennenhunde noch zur Folklore vor das Wägeli gespannt. Sie sind zudem Wachhunde, die ihre Familien beschützen. Die Rasse ist aber definitiv kein Treibhund. Und der Berner Sennenhund gehört zu den Heimtieren und nicht zu den Nutztieren. Das schreibt die Tierschutzverordnung zu Recht so vor. 

In letzter Zeit werden Berner Sennenhunde auch vermehrt als Therapiehunde eingesetzt. Es bestehen Ausbildungen, wo der Hund nach bestandener Prüfung auf Palliativ- und Intensivabteilungen im Spital Patienten besuchen kann. Das hat positive Auswirkungen: Es ist bekannt, dass der Blutdruck sinkt, wenn man einen Hund streicheln kann.

«Der Blutdruck sinkt,wenn man einen Hund streicheln kann.»

Regula Bürgi, KBS

Wie läuft die Zuchtarbeit ab?

Wir vom Schweizerischen Klub für Berner Sennenhunde KBS gebenZuchtempfehlungen ab. Es ist jedoch im Ermessen jedes Züchters, ob er sich daran orientieren will oder nicht.

Mit der «Goldenen Bäripfote» zeichnen wir Züchter aus, die bei Gesundheitsmerkmalen noch zusätzlichen Aufwand betreiben. Die Gesundheit ist uns ein grosses Anliegen. Wir können sie unter anderem mit Hilfe zweier genetischer Tests in der Zucht berücksichtigen:

  • Test der genetischen Veranlagung des Histiozytären Sarkoms, einem sehr aggressiven Tumor,
  • Test der genetischen Veranlagung der degenerativen Myelopathie, welche die Hinterhand schwächen lässt.

Zuchtentscheide liegen indes beim Dachverband, der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft SKG. Die SKG stellt die Abstammungsurkunden der Hunde aus. Der Rasseklub prüft, ob alle Reglemente zur Zucht eingehalten werden. Dabei kommt es darauf an, ob die Selektionskriterien gemäss den Reglementen in Bezug auf Gesundheit, Wesen und äussere Erscheinung vom Züchter berücksichtigt werden und ob die Hunde diesen Kriterien am Ende entsprechen und somit gekört werden.

Nur bei Hunden mit Stammbaum und entsprechenden Papieren kann der Käufer sicher sein, dass er einen Berner Sennenhund aus seriöser Zucht kauft. Es gibt viele Hunde ohne Papiere, bei denen nicht nachvollzogen werden kann, wie gesund das Tier ist.

Wie steht es um die Gelenke der Rasse? Viele grosse Hunde haben doch damit Probleme.

Wir berücksichtigen die Hüftgelenkdysplasie HD (eine Fehlentwicklung der Gelenke) seit 1972 in der Zucht, die Ellenbogendysplasie ED seit 1991.

Wie uns der Radiologe Dr. vet. Mark Flückiger bestätigt hat, hat die Zuchtselektion sehr positive Auswirkungen auf die HD und ED: Die Gelenkprobleme kommen in der Population immer seltener vor.

Wie beliebt ist der Berner Sennenhund heute in der Schweiz?

Die Nachfrage nach Berner Sennenhunden ist gross. Leider hören immer wieder ältere ZüchterInnen auf, weil sie die aufwändige Aufzucht der Welpen nicht mehr bewältigen können.

Die Hundezucht macht nicht nur Freude, sondern auch Arbeit. Man muss sich ausserdem Fachwissen aneignen. ZüchterInnen sind in den ersten zehn Lebenswochen 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche mit der Aufzucht der Welpen beschäftigt.

Darum freuen wir uns über jeden Liebhaber von Berner Sennenhunden, der Gefallen an der Rasse findet und züchten möchte.

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