Kurz & bündig
- Kleinwiederkäuer sollten regelmässig auf Verwurmungsanzeichen untersucht werden. Ihr Aussehen und ihr Verhalten sollten beobachtet werden.
- Ausserdem empfiehlt sich eine Kotprobe, die Aufschluss gibt über die Parasitenart sowie deren Empfindlichkeit gegenüber Entwurmungsmitteln.
- Anschliessend können Tiere fachgerecht entwurmt werden.

Wer Schafe und Ziegen hält, weiss, dass er damit auch andere, ungebetene Tierchen beherbergt: Magen-Darm-Würmer, Lungenwürmer, kleine oder grosse Leberegel. Diese werden in verschiedenen Entwicklungsstadien von den Kleinwiederkäuern mit dem Weidegras aufgenommen. Anschliessend nisten sich die Parasiten im Tier ein – und schaden ihm damit beträchtlich. Sie beschädigen die Darmwand, wandern in Organe ein und können so zu Schwäche, Abmagerung, Durchfall oder Blutarmut führen.

Entwurmen: Nur wenn nötig

Dagegen kann eine fachgerecht eingesetzte Entwurmungskur helfen. Allerdings ist dies nicht in jedem Fall nötig oder auch möglich: Zum Beispiel darf eine Vielzahl der Wirkstoffe bei Ziegen und Schafen, deren Milch als Lebensmittel für den Menschen genutzt wird, nicht eingesetzt werden. Auch aus anderen Gründen darf man sich nicht auf das Entwurmen alleine verlassen, wie sich gleich zeigen wird. Es braucht also eine Gesamtstrategie.

In den letzten Wochen bevor die Tiere von der Weide in den Stall gehen, ist eine Wurmkontrolle sehr sinnvoll und wichtig, um die Gesundheit und das Leistungsvermögen der Tiere weiterhin auf einem hohen Niveau zu halten. Entwurmen, ohne zu wissen, welche Parasiten im Tier leben und ob das Entwurmungsmittel tatsächlich noch wirkt, ist aber nicht der richtige Weg. Bei jeder Entwurmung besteht das Risiko, dass Würmer überleben, die gegen das Entwurmungsmittel resistent sind. Diese werden sich wieder vermehren und ihre Resistenz an die Nachkommen weitergeben. Bereits heute haben einige Entwurmungsmittel ihre Wirkung verloren – Tendenz steigend.

Gesamtstrategie Parasitenbekämpfung
- Weidemanagement (siehe Artikel «Weidebewirtschaftung gegen resistente Würmer»).
- Neuzukäufe in Quarantäne halten, bis ihr Parasitenstatus geklärt ist.
- Zucht mit den Tieren, die mit dem Parasitendruck gut zurechtkommen.

Tiere genau beobachten und Kotproben einschicken

Weisse Schafe weiden und liegen im Gras.KleinwiederkäuerWeidebewirtschaftung gegen resistente WürmerMontag, 5. August 2024 Bevor entwurmt wird, müssen die Art und die Stärke des Parasitenbefalls bekannt, die Notwendigkeit der Behandlung erwiesen und die Wirksamkeit des gewählten Präparats für den Betrieb gesichert sein. Zu diesem Zweck sollten alle Tiere regelmässig bewusst auf Verwurmungsanzeichen kontrolliert werden, empfiehlt der Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer (BGK). Offensichtliche Symptome sind:

  • Pappiger, breiiger oder gar dünnflüssiger Kot (Durchfall)
  • Starke Abmagerung oder struppiges Fell bei den Ziegen
  • Massiver Bandwurmbefall lässt sich häufig an abgeschiedenen Bandwurmgliedern auf frisch abgesetztem Kot erkennen.

Weniger offensichtliche Anzeichen sind:

  • Blasse bis weisse Lidbindehäute
  • Trockene Wolle bei den Schafen
  • Geringer Ernährungszustand, welcher sich unter der Wolle versteckt.
  • Stagnierendes Wachstum, allgemein schlechte Leistungen bei der Gewichtszunahme oder Milchmenge.

Die aufgezählten Symptome können jedoch auch durch andere Erkrankungen sowie Fütterungs- und Managementdefizite entstehen. Deshalb sollte bei auffälligen Tieren gezielt eine Kotprobe entnommen und über den Bestandestierarzt untersucht werden.

Zudem bietet der BGK seinen Mitgliedern ein Parasitenüberwachungsprogramm an, welches teilnehmende Tierhalter und ihre Bestandestierärztinnen beim Parasitenmanagement ihrer Herden unterstützt.

Welche Tiere beprobt man?

TierhalterInnen können Kotproben von Schafen, Ziegen, Milchschafen, Hirschen und Neuweltkameliden einschicken und untersuchen lassen und erhalten anschliessend eine Entwurmungsempfehlung aufgrund der von ihnen eingeschickten Kotproben.

Wenn Einzeltiere Anzeichen von Verwurmung haben, schickt man Einzelproben von ihnen ein. Sind mehrere Tiere betroffen, wird die Herde gruppiert, um eine Sammelkotprobe, bestehend aus frischem Kot von maximal 5 Tieren, einzuschicken. Eine wichtige Unterteilung ist diejenige nach dem Alter. Jungtiere sind anfälliger für Parasiten als gesunde, erwachsene Tiere und sollten deshalb immer getrennt kontrolliert werden.

Doch auch der Gesundheitszustand, der Ernährungszustand, die Leistung oder das Trächtigkeitsstadium sind Faktoren, welche den Verwurmungsgrad eines Tieres mitbestimmen und für die Auswahl von möglichst ähnlichen Tieren in einer Sammelkotprobe sinnvoll sind.

Dieses Vorgehen ermöglicht einen guten Überblick über den Parasitenstatus der Herde und die Behandlungsnotwendigkeit der jeweiligen Gruppe.

Rückzugsorte innerhalb der Wirtstiere schaffen

Kommt das Ergebnis der Kotanalyse zurück und es wird eine Entwurmung notwendig, ist es wichtig, nicht unkritisch die ganze Herde zu entwurmen, sondern nur die Tiere, die es brauchen, mit einem Mittel, das wirkt. Denn um die Resistenzbildung bei den Parasiten zu verlangsamen, sollten gezielt einige erwachsenen Tiere, die gesund scheinen und munter sind, nicht entwurmt werden.

Die Überlegung dahinter: Werden alle Tiere entwurmt, überleben nur die resistenten Würmer. Bei der nächsten Entwurmung wird das Mittel nicht mehr wirken. Werden aber nur die geschwächten Tiere entwurmt, haben die empfindlichen, nichtresistenten Parasiten einen Rückzugsort in den unbehandelten Tieren.

So ist gewährleistet, dass sich nach der Entwurmung sowohl resistente als auch empfindliche Parasiten fortpflanzen. Die resistenten Würmer werden von den empfindlichen in Schach gehalten und können so nicht so schnell Überhand nehmen.

Wenn nun also entschieden ist, welche Tiere entwurmt werden, ist es wichtig, dass die Dosierung korrekt ist: Sie muss hoch genug sein, damit auch wirklich alle empfindlichen Parasiten abgetötet werden. Sie ist an das Gewicht der Tiere gekoppelt (Herstellerangaben und Anweisungen des Tierarztes beachten). Wird eine ganze Gruppe ähnlich schwerer Tiere zusammen entwurmt, sollte die Berechnung auf das schwerste Tier ausgelegt sein.

Bei der Verabreichung muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass die gesamte Menge des Medikamentes in das Tier gelangt – andernfalls wird unbeabsichtigt unterdosiert und damit ebenfalls die Resistenzbildung gefördert.

Wirkung kontrollieren und ohne Würmer durch den Winter

Die Resistenzlage ist auf jedem Betrieb wieder anders. Was beim Nachbarn funktioniert, kann in der eigenen Herde unwirksam sein. Deshalb ist jeder Tierhalter gut beraten, wenn er in regelmässigen Abständen die Wirkung der Entwurmung überprüfen lässt. Dazu muss eine bis zwei Wochen nach der Entwurmung erneut Kot eingeschickt werden – von den genau gleichen, nun entwurmten Tieren. Je weniger Wurmeier in dieser Kontrollprobe nachgewiesen werden, desto besser hat das Wurmmittel gewirkt.

Solange die Tiere frisches Gras fressen, nehmen sie weiterhin Parasitenlarven auf – auch im Winter. Werden die Tiere während der Wintermonate jedoch dauerhaft aufgestallt, stoppt dieser Infektionsweg und die Tiere sind weitestgehend vor neuem Befall geschützt.

Idealerweise werden zwei bis drei Wochen nach dem letzten Weidetag eine oder mehrere Kotproben untersucht. Ist der Wurmbefall hoch, ist nun der beste Zeitpunkt, betroffene Tiere und Gruppen zu behandeln – so kommen sie möglichst ohne unliebsame «Mitbewohner» und «Mitesser» durch den Winter.