Im März 2017 gab die Hochdorf Holding eine Pflichtwandelanleihe über 218.5 Mio Franken aus. Die Bedingungen dieser Anleihe waren für Schweizer Verhältnisse neu und wichen wesentlich von den sonst üblichen Hybridanleihen von Unternehmen ab. 

Für Philippe Oster, Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, ist das Wort «Pflichtwandelanleihe» heikel, «dieser Begriff kommt eigentlich aus der Bankenregulierung und ist ganz genau definiert.»

Bei der Hochdorf Pflichtwandelanleihe können die Anleihen während der Laufzeit zum fixen Aktienpreis von 304.67 Franken in Aktien verwandelt werden. Am 30. März 2020 findet dann eine Zwangswandlung statt. «Die Koppelung des Anleihens- mit dem Aktienwert verleiht dieser Pflichtwandelanleihe Aktiencharakter.» Bei Hochdorf wandelt sich die Anleihe am Ende der dreijährigen Laufzeit jedoch verpflichtend in eine Namenaktie. Oster weiss, dass dies einige Investoren irritiert hat. «Anleihen haben normalerweise nicht den Charakter von Aktien.»

Vielleicht hielt sich die Begeisterung bei den Anlegern deshalb in Grenzen. Wenn nicht die ZMP Invest AG für 362 Mio und die Innovent Holding AG für 12 Mio Franken Anteile gekauft hätten, wäre die Pflichtwandelanleihe möglicherweise gar nicht zustande gekommen. Als die Wandelanleihe ausgegeben wurde, war die Aktie 304.67 Franken wert, am 1. September dieses Jahres waren es nur noch 62.80 Franken. Die Investoren müssen also vorerst derbe Verluste einstecken.

Im schlimmsten Fall gehen die Hochdorf-Aktionäre leer aus

450'000 Anteile der Anleihe waren von Anfang an für Pharmalys-Verkäufer Amir Mechria reserviert. Sie sind Teil der Entschädigung für die 51% Beteiligung Hochdorfs an Pharmalys, die restlichen 114 Mio. vom Kaufpreis bekam Mechria in mehreren Tranchen ausbezahlt. Als Mechria den Kaufvertrag abschloss, waren seine 450'000 Anteile noch 131 Mio. Franken wert, inzwischen sind es rund 100 Mio. Franken weniger. Es könnte sogar noch schlimmer kommen: Es gibt Analysten, die nicht ausschliessen, dass die Aktionäre leer ausgehen.

Mit 20% der Aktien ist Mechria ab März 2020 Grossaktionär bei Hochdorf. Seine Mitsprache wird zwar über eine Stimmrechtsbeschränkung auf 15% begrenzt (vor dem Deal mit Pharmalys lag diese noch bei 5%) und 15% hat auch die ZMP. Aber zusammen mit weiteren Grossaktionären könnte Mechrias Einfluss gross werden.

Die Stichting General Holdings aus Holland hat am 20. August 220'000 Namenaktien gekauft, zum Schnäppchenpreis von je 56 Franken. Die Holding ist für Hochdorf keine Unbekannte, sie hält schon seit Jahren Aktien, lag bislang aber stets unter einem Anteil von fünf Prozent, nun hält auch sie über 15%. Laut Insidern handelt es sich dabei um einen Investor mit Beteiligungen an mehreren holländischen Lebensmittelunternehmen. Ob auch Babynahrungshersteller darunter sind, ist unklar.

Das wäre deshalb interessant, weil Mechria vor einem halben Jahr der Handelszeitung in einem Interview erzählt hat, dass er von einem holländischen Unternehmen ebenfalls ein Kaufangebot für Pharmalys erhalten habe. Man habe ihm sogar mehr geboten. Er habe sich dann aber für Hochdorf entschieden, weil er vom Unternehmen überzeugt sei.

Möglicherweise hat Amir Mechria diese Entscheidung inzwischen bereut.

 

 

Hat Hochdorf zu viel bezahlt?

Der Kaufpreis von Pharmalys gibt Anlass zu Diskussionen. Fakt ist, dass Hochdorf im Oktober 2016 einen Kaufvertrag über 51% der Aktien der Pharmalys Laboratories AG und Tochtergesellschaften abschloss. Der Kaufpreis wurde dabei definiert als Multiplikation der Betriebsergebnisse (EBIT) der Jahre 2016 und 2017 mit dem Faktor 14. Eine Kaufpreisfestlegung mit Multiplikator ist nicht unüblich, der Faktor 14 liegt dabei eher im oberen Bereich.

Im Jahr 2017 steigerte Pharmalys den Umsatz um über 50%, das Betriebsergebnis legte im selben Jahr um knapp 150 % zu. Wegen der Multiplikationsklausel (Kaufpreis = EBIT× 14) stieg damit auch der Kaufpreis auf 245 Mio.. Das ist deutlich mehr als die ursprünglich vorgesehenen 150 bis 190 Mio.. Mehr als die Hälfte, nämlich 131 Mio. des Kaufpreises, wurden in Form von Anteilen an der Pflichtwandelanleihe bezahlt. Diese Anteile waren Anfang September nur noch30 Mio. Franken wert.

Nach erfolgtem Kauf gingen die Bestellungen bzw. Umsätze von Pharmalys deutlich zurück, im ersten Halbjahr 2019 lagen sie mehr als die Hälfte unter Budget.