Kurz & bündig

- Werner und Nicolas Linder bauen Kartoffeln herbizidlos an.
- Bei der Sorte Innovator erzielen sie seither höhere Erträge.
- Linders müssen die Kartoffeln ohne Labelzuschlag verkaufen.
- Herbizidlos-Beiträge gibt es nur, wenn auch das Kraut mechanisch vernichtet wird.

Saat-Kartoffeln hat schon der Vater von Betriebsleiter Werner Linder seit eh und je angebaut, ohne Herbizide einzusetzen. Werner hat diese Tradition nach einem kurzen Intermezzo mit Herbiziden wieder aufleben lassen.
«Nach der Betriebsübernahme 1994 habe ich begonnen, nebst Saat- auch Speise-Kartoffeln anzubauen. Letztere habe ich jeweils chemisch gegen Unkräuter behandelt», erklärt Werner Linder. Der Grund: Die Speise-Kartoffeln stehen viel länger auf dem Feld, und die Gefahr der Spät-Verunkrautung ist dadurch grösser.

Das ging einige Zeit lang gut, bis ins Jahr 2005. Mittlerweile bauten Linders Innovator als Saat-Kartoffeln und Innovator und Agria als Industrie-Kartoffeln an. Die Innovator waren gerade am Auflaufen, als Werner Linder nach Rücksprache mit dem Pflanzenschutzberater mit einer kleinen Dosis Sencor zu Werke ging. Anschliessend war er zwei Tage weg, und bei seiner Heimkehr erwartete ihn eine böse Überraschung: Die Kartoffeln zeigten sich braun und tot, er konnte die Stängel teilweise einfach aus der Erde ziehen. 50 Aren musste Linder zu Futter-Kartoffeln abschreiben.

«Das hat wehgetan und war mir eine Lehre. Ich wollte im nächsten Jahr versuchen, auch die Industrie-Kartoffeln herbizidlos anzubauen», erinnert sich Werner Linder.

Gesagt, getan, und zwar mit eindrücklichem Ergebnis. Einerseits hielt sich die Spät-Verunkrautung in tolerierbaren Grenzen, viel wichtiger aber: Die Erträge sind dadurch markant gestiegen.Und das nicht nur in einem Jahr. «Durchschnittlich haben wir über 50 Tonnen verkaufte Ware pro Hektare bei einem Abgang von rund 8 Prozent. In einem Spitzenjahr können wir bis zu 65 Tonnen pro Hektare abgeben», freut sich Linder.

Kartoffelsorten reagieren unterschiedlich empfindlich auf dem Herbizid-Wirkstoff Metribuzin 

Es ist bekannt, dass einige Kartoffelsorten – darunter Innovator – besonders sensibel auf den Herbizid-Wirkstoff Metribuzin reagieren. Sencor enthält den Wirkstoff Metribuzin.

Wissenschaftlich untersucht haben Linders diese Ertragssteigerung nicht, doch das soll sich nun ändern. 2019 ist ihr Feld einer von vier Versuchsstandorten für einen umfassenden Anbauversuch. Während die Erträge gesteigert werden konnten, ist die Anbauprämie von bis zu 5 Franken pro 100 kg Kartoffeln weggefallen. Die Vermarktung von IP-Suisse Kartoffeln hapert.

Werner und Nicolas Linder sind dennoch überzeugt von ihrer Strategie. Ihre Rechnung geht nicht dank Prämien, sondern wegen höheren Erträgen auf. Linders bekommen heute keine zusätzlichen Direktzahlungen für den Herbizidverzicht, da das 
Kraut vor der Ernte chemisch vernichtet wird.

Betriebsspiegel der Familie Linder

Werner und Gabriela Linder mit Sohn Nicolas, Schiffenen bei Düdingen FR

LN: 35 ha
Kulturen: Saatgetreide (Winterweizen, Gerste, Triticale), Saat-Kartoffeln (Innovator) und Industrie-Kartoffeln (Innovator und Agria), Süsskartoffeln, Kunstwiese
Tierbestand: 15 Simmentaler Mutterkühe, 70 IP-Suisse Mastschweine
Produktionsform: ÖLN
Arbeitskräfte:
Werner Linder, Nicolas Linder hilft aus, ein Lehrling