Er ist ein Bauernbub und Professor für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen: Ewald Frie wurde 1962 geboren und ist in einer streng katholischen Bauernfamilie in der Nähe von Münster in Westfalen aufgewachsen.

In seinem Buch «Ein Hof und elf Geschwister» schildert er als Beteiligter und gleichzeitig als Wissenschaftler, wie sich die Welt seiner Eltern – die elf Kinder in die Welt gesetzt hatten – nach und nach fundamental verändert.

«Ein Hof und elf Geschwister» beschreibt eine Familiengeschichte zwischen Stallgeruch und Stadtleben

Frie hat seine zehn Geschwister – geboren zwischen 1944 und 1969 – zu ihren Erfahrungen zwischen Stallgeruch und Stadtleben befragt. Er hat aber nicht nur die eigene Familiengeschichte geschrieben, sondern auch kluge Betrachtungen angestellt zu einander begegnenden und überschneidenden, völlig unterschiedlichen Lebenswelten.

Informationen zum Buch

«Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland»
von Ewald Frie
Gebundene Ausgabe mit 191 Seiten
Verlag C.H.Beck; 4. Auflage, 2023
23 Franken
ISBN 978-3-40679-717-0

Dabei verfällt Frie nie in einen Überlegenheits-Pathos gegenüber seiner «einfachen» Herkunft, sondern schildert das Leben seiner Eltern und deren Arbeit als mindestens ebenso wertvoll wie das eigene Akademikerleben – nur eben anders.

Zuchtstiere für die Auktion, Kühe und Schweine auf der Weide, Pferde vor dem Pflug, ein Garten für die Vorratshaltung – der Hof wurde von Eltern, Kindern und Hilfskräften einmütig und einträglich bewirtschaftet.

Ab den 1950er-Jahren änderte sich das traditionelle bäuerliche Leben: Die wohlhabende und angesehene Bauernfamilie galt trotz aller Modernisierung plötzlich als ärmlich und rückständig. Der Stallgeruch – im doppelten Sinne – ihrer elf Kinder wurde zum sozialen Handicap.

Im Laufe der 1960er-Jahre verschwand die stolze bäuerliche Landwirtschaft mit ihren Viehmärkten, mit Selbstversorgung und harter Knochenarbeit. Es war ein Verlust in rasantem Tempo – und doch ganz still und leise.

Die elf Geschwister der Bauernfamilie Frie wählen einen eigenen Lebensentwurf

Ewald Frie erzählt am Beispiel seiner Familie von dieser Zäsur. Anhand von vielsagenden Szenen und Beispielen zeigt er, wie die Welt der Eltern unterging, wie die Geschwister anderen Lebensentwürfen folgten und der allgemeine gesellschaftliche Wandel das Land erfasste.

In den 1970er-Jahren ist die Welt auf dem Land eine völlig andere. Staunend blickt man zurück, so still war der Wandel: «Mein Gott, das hab ich noch erlebt, das kommt mir vor wie aus einem anderen Jahrhundert.»

Eindrücklich zeichnet Ewald Frie «den stillen Abschied vom bäuerlichen Leben» in Deutschland nach, so lautet auch der Untertitel des Buches. Und dieser scheint mir – der den gleichen Jahrgang hat wie der Autor – für die Schweiz und ihre Landwirtschaft genauso treffend.

 

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