In der Berner Altstadt ist an der Münstergasse jeden Dienstag- und Samstagmorgen ein vielfältiger Markt mit Lebensmitteln. 1921 wurde die Höchstzahl von 108 Metzgern gezählt, 1940 waren immerhin noch 80, heute sind es noch 9 Fleischverkaufsstände. Doch noch immer heisst dieser Teil des Marktes gut Berndeutsch der «Fleischmärit».

Das Buch über den Fleischmarkt – halb Bildband und halb historische Abhandlung – zeigt mit vielen Schwarzweissbildern der Berner Fotografen Eugen Thierstein undPaul Senn aus den 1930er- und 1940er-Jahren eine Zeit, in welcher der Einkauf beim Landmetzger auf dem Markt noch «courant normal» war.

Romantische Bilder aus einer weniger romantischen Zeit

«Der Berner Fleischmarkt»

Hans-Uli Richard und Stephan Häsler, mit vielen Fotos von Eugen Thierstein und Paul Senn
Gebundene Ausgabe, 136 Seiten
Weber Verlag AG
1. Auflage 2023
ISBN 978-3-03818-490-4
49 Franken

Die Bilder wurden in einem Jahrzehnt fotografiert, das von politischen Neuordnungen weltweit geprägt war: Hitlers Machtergreifung (1933), Francos Sieg im spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) und von 1939 bis 1945 der Zweite Weltkrieg.

Die chronologisch letzten Bilder des Buches entstanden, als 1942 auch in der Schweiz die Fleischrationierung eingeführt wurde. Die Würste wurden mit Sojamehl gestreckt und die Fleischmenge wurde auf ein Drittel der vor dem Krieg üblichen Menge beschränkt.

Am Fleischmarkt wurden aber weiter Rindsbraten, Siedfleisch, Schweinskoteletten, Kalbfleisch und Innereien verkauft; dazu Bauernwürste, geräucherter Schinken, Blut- und Leberwürste. Einfach weniger.

Das Fleisch wurde vor Ort zugeschnitten – und weil es «mit Bein» verkauft wurde, mussten die Viertel und Stotzen auf dem hölzernen Haustock zerteilt werden. Gewogen wurde auf der Balkenwaage mit Messing- und Eisengewichten.

Unterhaltsame 800 Jahre Fleischmarkt-Geschichte

So weit, so romantisch. Die Textautoren Stephan Häsler und Hans-Uli Richard schauen zurück bis 1191, als Bern gegründet wurde. Sie werfen aber auch ein Licht auf den Kampf der radikalen Kantonsregierung gegen die konservative Stadt im 19. Jahrhundert.

Im alten Bern war der Fleischmarkt streng reglementiert und in einem Hofgebäude beim heutigen Konservatorium auf die privilegierten Stadtmetzger beschränkt. Der Markt für Landmetzger in der Münstergasse wurde erst 1862 zugelassen. Und 1957 wäre der Berner Fleischmarkt mit der neuen Fleischschauverordnung fast geschlossen worden. Nur eine Intervention des damaligen Berner Stadtpräsidenten rettete den Fleischmarkt.

Die Autoren

  • Metzgermeister Hans-Uli Richard führte die Metzgerei Richard am Kornhausplatzin Bern von 1967 bis 1989.
  • Stephan Häsler leitete ab 1979 die Abteilungen Fleischhygiene und Tiergesundheit des Bundesamtes für Veterinärwesen BVET und war ab 1995 stellvertretender Direktor des Amtes. Seit der Pensionierung 2007 forscht er über die Geschichte der Veterinärmedizin und hat dazu mehrere Publikationen verfasst.

Die Fotografen

  • Paul Senn (1901–1953), seine Bilder entstanden 1930 bis 1941
  • Eugen Thierstein (1919–2010), seine Bilder entstanden 1942 und 1943

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