Auf dem Katzhof in der luzernischen Gemeinde Richenthal wurden im Frühling 2023 anhand von Keylines Wassergräben ausgebaggert und Kastanienbäume gepflanzt. Der Katzhof war einer der ersten Betriebe in der Schweiz, der das Wassermanagement-System umsetzte. Der Hof liegt in der Nähe von Marc Frühaufs Betrieb Grünboden (Beitrag ab S. 12).
Das Wasser auf der Kuppe halten
Markus Schwegler, der Betriebsleiter des Katzhofs, hat ähnliche Beweggründe für Keylines wie Marc Frühauf. Der Katzhof befindet sich auf einer Kuppe. Deshalb läuft ein Teil des Wassers, welches nicht versickern kann, den Hang hinunter und somit von den Parzellen des Hofes weg.
Das wertvolle Wasser will Schwegler zukünftig mit den Wassergräben entlang der Keylines auf seinen Parzellen zurückhalten und dort versickern lassen. Seine Gemüseparzellen liegen auf einer Kuppe. Bisher hat er diese längs zum Hang angelegt. «Bei Starkregen konnte ich im Gemüse feststellen, dass es zwischen den Reihen zu oberflächlicher Abschwemmung und Erosion gekommen ist.» Seit Schwegler die Keyline-Gräben errichtet hat, legt er seine Parzellen und die Gemüsereihen quer zum Hang an.
Es ist noch zu früh,um einen Effekt festzustellen
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Die Keylines auf dem Katzhof bestehen jetzt erst seit einer Saison. Markus Schwegler sagt, dass es noch zu früh sei, um einen Effekt feststellen zu können. «Das Ganze ist von A bis Z ein Experiment», so Markus Schwegler. Ausserdem sind die Kastanienbäume noch sehr klein, deshalb kann die Agroforst-Anlage noch keine Auswirkungen zeigen.
Schwegler konnte aber bereits beobachten, dass bei grösseren Regenmengen das Wasser in den Gräben stehen bleibt. Zur Erhebung der Daten wurde zudem ein Niederschlagsmesser und Feuchtigkeitssensor im Feld aufgestellt. Diese sollen mit der Zeit Vergleichsdaten liefern können.
Wie kann denn der Nutzen von Keylines gemessen werden? «Wasser ist nicht direkt monetär messbar. Die Stärkung der verschiedenen Bodenfunktionen ist aber sehr wichtig in Bezug auf die Produktion», antwortet Schwegler. Er hat die Keylines nicht in erster Linie gemacht, um bei den Ackerkulturen mehr Ertrag zu bekommen. Er hofft auf guten Ertrag aus den Bäumen als Diversifizierung und als zusätzlichen Betriebszweig. Der Ertrag aus der Ackerfläche, welche für die Keylines und Agroforst verloren ging, soll mit dem Ertrag der Bäume kompensiert werden.
Ob die dazwischen liegenden Kulturen anschliessend mehr Ertrag geben, ist noch unklar. Es gibt erst wenige Studien zum Thema Keylines.
Bei einem Feldversuch in Mexiko mit Bohnen konnte aber festgestellt werden, dass die Parzelle mit Keylines fünf Prozent mehr Wasser zurückhalten konnte als die Kontrollparzelle. In der Studie wurden die Keylines nicht mit Agroforst kombiniert. Der Bohnenertrag war bei der Keyline-Parzelle leicht höher, aber das Ergebnis war nicht signifikant. (1)
Von der Konkurrenz zwischen den Bäumen und Ackerkulturen fürchtet sich Schwegler nicht. Bewusst hat er gerade neben den Gemüsekulturen eher kleiner wachsende Bäume und Sträucher gesetzt, damit das Gemüse trotz Agroforst ausreichend Licht bekommt.
Speicherbecken sind geplant, brauchen aber eine Bewilligung
Zusätzlich stehen Speicherbecken auf der Planungsliste. Um den grössten Nutzen der Speicherbecken zu haben, sollten diese möglichst hoch am Hang errichtet werden. Dazu werden die Keylines so erstellt, dass bei grossen Niederschlagsmengen das überschüssige Wasser ins Speicherbecken geleitet wird.
Später, in trockenen Zeiträumen, kann das Wasser vom Speicherbecken wieder in tiefer liegende Flächen geleitet werden. Dies, indem beim Speicherbecken ein Schieber gezogen wird. Das Wasser könnte aber auch zur künstlichen Bewässerung genutzt werden. Markus Schwegler möchte zusätzlich sämtliches Dachwasser ins Speicherbecken leiten. Für die Errichtung von Speicherbecken wird eine Baubewilligung benötigt. Das Baggern der Keylines ist bis zu einer Grabenkantenhöhe von 40 cm bewilligungsfrei.
Die Keylines beim Gülleausbringen berücksichtigen
Insgesamt sieht Schwegler aber kaum Nachteile. Einzig, dass die Mechanisierung etwas an die neue linienförmige Bewirtschaftungsform angepasst werden muss.
Beispielsweise wäre Schwegler froh um ein Frontmähwerk für die einfachere Bewirtschaftung der Agroforststreifen. Auch das Gülle ausbringen mit der Verschlauchung ab Hof muss Schwegler gut planen, damit er nicht in die Baumreihen einfädelt.
Da die Ackerstreifen relativ lange sind, musste Schwegler auch Übergänge über die Keylines bauen. Jetzt kann er auch in der Mitte des Ackerstreifens über den Übergang in den anderen Feldstreifen fahren. Das ist besonders praktisch für den Lohnunternehmer, der die Rundballen presst.
«Keylines sind eine Investition in die Zukunft.»
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Keylines sind teuer – aber eine Investition in die Zukunft
Das ganze Projekt ist auf den ersten Blick teuer. Insgesamt kostet das Ganze inklusive Planung, Baggerarbeiten, Bäumen, Eigenleistung und Speicherbecken rund 200 000 Franken. Davon hat das «Slow Water Projekt» einen Teil finanziert.
«Das klingt nach viel, ist aber eine Investition in die Zukunft», meint Markus Schwegler. Andere würden sich für diesen Preis einen neuen Traktor kaufen. Er ist überzeugt, dass sich die Investition lohnt – obwohl erst die nächste Generation vollkommen davon profitieren kann.
Quellen
(1) Keyline in Bean Crops for Soil and Water Conservation, M. Ponce-Rodríguez et al.
www.diegruene.ch/keyline-mexiko
Betriebsspiegel Katzhof
Markus Schwegler, Richenthal LU
LN: 15,1 ha
Bewirtschaftung: Demeter
Kulturen: Freiland-Gemüse, Dinkel, Einkorn, Speisehafer, Speisehirse, Obstkulturen
Tierbestand: 7 Mutterkühe
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung, Gemüsetasche
Arbeitskräfte: Lernende, Schwiegervater, Freiwillige aus der solidarischen Landwirtschaft
www.katzhof.ch