Die Trinkwasser-Initiative könnte eine Zustimmung von 46 bis 47 Prozent-Punkten erhalten, die Pestizid-Initiative 45 bis 46 Prozent-Punkte. Dies zeigt eine Extrapolation von Politikwissenschaftler Claude Longchamp, der vier Wochen vor dem 13. Juni 2021 von den Ausgangswerten der ersten Umfragen einen sogenannten «Zustimmungs-Rückgang» von rund 7 Prozent-Punkten subtrahiert.

Wenn die Extrapolation des renommierten Politikwissenschaftlers auf seinem «Zoon Politicon»-Blog zutrifft, dann würde sich die anfängliche Zustimmung-Mehrheit der Trinkwasser-Initiative und der Pestizid-Initiative in eine Ablehnungs-Mehrheit verwandeln.

Der «Zustimmungs-Rückgang» wird auch die Agrar-Initiativen treffen

Die erste erste «Tagesanzeiger»-Abstimmungsumfrage am 30. April 2021 und die erste SRG-Trendumfrage vom 7. Mai 2021 zeigten eine knappe Mehrheit für die beiden aktuellen Agrar-Initiativen:

  • 54 Prozent-Punkte für die Trinkwasser-Initiative
  • 55 Prozent-Punkte («Tagesanzeiger») respektive 53 Prozent-Punkte (SRG) für die Pestizid-Initiative

Bei den Abstimmungen der beiden Agrar-Initiativen am 13. Juni 2021 dürfte aber ein bekannter Effekt eintreten: Zu Beginn der Abstimmungs-Kampagnen beurteilen die StimmbürgerInnen eher das Problem, das die Initiativen ansprechen– am Ende stimmen sie aber über die vorgeschlagenen Lösungen ab.

Seit 2019 beträgt dieser «Zustimmungs-Rückgang» durchschnittlich 7,5 Prozent-Punkte, analysiert Longchamp die Abstimmungsumfragen von der Leewas GmbH für den «Tagesanzeiger» (korrekter: für die Tamedia). Am meisten Zustimmung verlor die Initiative zum Verhüllungsverbot mit 12 Prozent-Punkten, am wenigsten die Begrenzungs-Initiative mit 3 Prozent-Punkten.

Als Resultat dieses «Zustimmungs-Rückgangs» extrapoliert der Politikwissenschaftler Claude Longchamp vier Wochen vor dem 13. Juni 2021 «eine Zustimmung von 46 bis 47 Prozent-Punkten bei der Trinkwasser-Initiative und 45 bis 46 Prozent-Punkten bei der Pestizidid-Initiative.» Damit würde sich die anfängliche Zustimmung-Mehrheit in eine knappe Ablehnungs-Mehrheit verwandeln.

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Die letzten beiden Agrar-Initiativen (über diese wurde am 23. September 2018 abgestimmt) haben vom Zeitpunkt der ersten Umfragen bis zum Abstimmungstermin sogar massiv Vorsprung eingebüsst:

  • Die Fair-Food-Initiative stürzte von 64 Prozent-Punkten («Tagesanzeiger») respektive 78 Prozent-Punkten (SRG) auf 39 Prozent-Punkte ab.
  • Die Initiative für Ernährungssouveränität stürzte von 62 Prozent-Punkten («Tagesanzeiger») respektive 75 Prozent-Punkten (SRG) auf 32 Prozent-Punkte ab.

Ein Volksmehr ist nicht ganz auszuschliessen – könnte aber vom Ständemehr überstimmt werden

Sicher ist aber noch gar nichts. Denn die Kombination von zwei Vorlagen mit ähnlicher Zielsetzung ist unüblich. Die erste SRG-Trendumfrage von gfs.bern zeigt gemäss Longchamp, «dass rund 17 Prozent der Befragten zwei verschiedene Stimmabsichten haben. Das könnte sich angesichts der Kampagnen noch ändern.»

Im besten Fall für die Initiativ-Komitees stimmen zweifelnde Positiv-Eingestellte zweimal Ja, im schlechtesten Fall zweimal Nein. Das könnte zu Überraschungen in die eine oder anderen Richtung führen. Gemäss Claude Longchamp ist im ersten Fall die Annahme im Volksmehr nicht ganz auszuschliessen – das wiederum vom Ständemehr überstimmt werden könnte.