Mit dem Row Chipper (Reihen-Hackgerät) baut Ruedi Emch einen Geräteträger für das Hackgerät mit Hanglenkung. Damit löst er ein gravierendes Problem: Wenn der Traktor samt Anbaugerät am Hang abdriftet und die Position des Hackgerätes ausser Kontrolle gerät, verliert die präziseste Spurführung mit GPS oder Kamera ihren Nutzen.

Leichte Hangneigung, etwas Zugwiderstand – und schon driftet der Traktor ab. Überspitzt gesagt fahren die Vorderräder oben und die Hinterräder unten der Reihe entlang. Das ist bis zu einem gewissen Grad weder gefährlich noch problematisch. Zum Beispiel mit einem Ladewagen trifft man mit dem Pick-up den Schwad immer noch.

Nicht jedoch beim Hacken von Reihenkulturen. Hier kann man nicht «schräg» daherkommen. Das Hackgerät muss parallel zur Kulturreihe stehen. Die diagonale Ausrichtung zur Kulturreihe lässt sich auch mit einem Schieberahmen am Hackgerät nicht korrigieren.

[IMG 1]

Ruedi Emch entwickelte den Row Chipper für präzise Arbeiten am Hang

Ruedi Emch ist langjähriger Mitarbeiter beim Lohnunternehmen Schneeberger und Berger in Oberbottigen BE. Und er weiss wie kein zweiter, wie man präzise Traktor fährt. Deshalb war ihm die Arbeitsqualität der Hackgeräte am Hang schon seit einigen Jahren ein Dorn im Auge.

Damit wegen der erwähnten Abdrift und der unkontrollierten Werkzeugführung keine Kulturpflanzen ausgehackt werden, bleibt nichts anderes übrig, als den unbearbeiteten Streifen in der Reihe zu verbreitern. Anstatt 10 Zentimeter misst dieser dann 20 oder 30 Zentimeter. Das gehackte Band wird dadurch schmaler und die Wirkung der Arbeit ist unvollständig.

Damit wollte sich Emch nicht mehr länger zufrieden geben. Auch wenn die Umstände am Hang schwierig sind, will er saubere und exakte Arbeit abliefern und er hatte sich bereits seine Gedanken gemacht, wie er dies zu tun gedenkt.

Mit Unterstützung seines Arbeitgebers und des Lohnunternehmen-Partnerbetriebs Remund in Rizenbach BE, wo die Hacktechnik stationiert ist, begann er im letzten Winter mit der Entwicklung des Row Chipper.

Es war klar, dass er einen einachsigen Geräteträger konstruieren wird. Dieser hat als wichtigstes Merkmal gelenkte Räder. Diese geben am Hang Gegensteuer und sorgen dafür, dass der Geräterahmen parallel zur Kulturreihe steht.

[IMG 3]

Der Row Chipper
 
- Breite: mit Hackgerät 3 m ohne Hackgerät 2,8 m
- Länge: 4,3 m
- Gewicht: 1600 kg
- Nutzlast am Dreipunkt: 3500 kg
- Bereifung: 270/95-32

Der Rahmen ist mit einer Dreipunktaufnahme ausgerüstet. Dort wird das klappbare 6-Meter-Hackgerät wie an einem Traktor angehängt. Das Einböck-Hackgerät Chopstar wurde im Lohnunternehmen Alexander Remund Farmwork bereits bisher im normalem Traktoranbau eingesetzt. Es können jedoch auch Geräte anderer Hersteller angebaut werden.

Der Row Chipper funktioniert wie Hundegang bei einem Zweiachsmäher

«Die Lenkung am Anhänger bewirkt nun, dass bei Bedarf die Räder des Row Chipper automatisch gegen den Hang lenken. Das funktioniert wie bei einem Zweiachsmäher, der mit der Hundegang-Lenkung seine Hinterräder auch gegen den Hang stellt. Das Signal für die Lenkimpulse stammt vom GPS-Empfänger des Traktors. Ich muss hier nicht von Hand eingreifen.»

Bei einem Arbeitsdurchgang bei Sojabohnen Ende Juni 2020 hat es sich deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, dass das Hackgerät parallel zur Kulturreihe steht.

Ruedi Emch legt einen Doppelmeter neben einer Hackeinheit aus, die aus mehreren Werkzeugen besteht. Vom vordersten bis zum hintersten Arbeitswerkzeug liegen 160 Zentimeter.

«Wenn hier die Ausrichtung zur Reihe abweicht, ist die Gefahr gross, dass man versehentlich die Kulturpflanzen verletzt. Oder man verbreitert den Durchgang so weit, dass nur noch ein schmales Band bearbeitet wird, aber das bringt ja nichts.»

[IMG 4]

Die Kamera führt den Row Chipper hinter dem Traktor durch die Kulturreihen

Der Traktor am Row Chipper wird mittels Kamera-Auge durch die Reihen gesteuert. Hier hat John Deere einen entsprechenden Traktor mit der notwendigen Technik namens Auto Trac Vision geliefert.

An der Front des GPS-Signalempfängers ist eine Kamera integriert, welche Pflanzenreihen erkennt. Damit ist es möglich, auch dann mit exakter Spur zu fahren, wenn bei der Saat keine wiederholbaren Fahrspuren mit dem Positionierungsverfahren der GPS-Satellitennavigation (Real Time Kinematic RTK) gespeichert wurden. Das Kameraauge richtet sich also an das effektive Bild vor dem Traktor.

Das am Row Chipper angebaute Hackgerät ist zusätzlich noch mit einer eigenen Kamera ausgerüstet. Dabei wird das Gerät am Schieberahmen beidseitig bewegt, wenn die Spur korrigiert werden muss. Dieses System war bereits am Hackgerät montiert, und wurde davor beim direkten Traktoranbau genutzt.

Jetzt kann sich dieses System, welches nicht mit der Lenkung des Geräteträgers verbunden ist, viel besser entfalten, weil auch bei Hanglage die parallele Ausrichtung zur Kulturreihe gegeben ist.

[IMG 5]

Der Row Chipper-Geräteträger ist nahe am Traktor angekuppelt

Der Geräteträger ist an der Kugelkupplung angehängt. Diese befindet sich nahe der Hinterachse und die Verbindung ist spielfrei. Der Anbau an den Unterlenkern ist für präzises Lenken nicht geeignet:

«Die Unterlenker haben einen grösseren Abstand zur Hinterachse und sie schwenken mit jeder Lenkbewegung des Traktors aus, was die Spur des Geräteträgers verändert», erklärt Ruedi Emch.

Das gesamte System sorgt nicht nur dafür, dass man näher zur Kulturpflanze hacken kann, sondern dass auch mit zügiger Geschwindigkeit von bis zu 8 km/h unabhängig vom Gelände gefahren werden kann.

«Die Werkzeuge heutiger Hackgeräte benötigen eine gewisse Geschwindigkeit, damit sie eine gute Arbeitswirkung erzielen und man bei entwickelter Kulturpflanze mit Erde den Bereich innerhalb der Reihen mit Erde verschütten kann, um das Unkraut zu zerstören.»

Mit Hacktechnik kann auch im konventionellen Anbau auf Herbizide verzichtet werden

Ruedi Emch ist kein Verfechter einer grünen Landwirtschaft ohne Hilfsstoffe. Er ist jedoch überzeugt, dass mit Hacktechnik in Zukunft vermehrt auch im konventionellen Anbau auf Herbizide verzichtet werden kann.

Dank seiner Entwicklung bleiben auch Hanglagen nicht davor ausgeschlossen. Ein grosses Potenzial sieht er in der Hacktechnik, kombiniert mit Bandspritzung.

Der Row Chipper wird mit einem LS-Hydraulikblock bedient. Dieser ist auf dem Geräteträger verbaut und wird mit einem Dauer-Ölstrom des Traktors versorgt. Nebst der Lenkung wird auch der Dreipunkt am Anhänger damit bedient.

Für diese Bedienung und den manuellen Eingriff in die Lenkung, wurde ein der Kabine ein kleines Bedienkästchen zur Steuerung der elektronischen Hydraulikventile platziert.

 

Mit der Entlastung der Hinterachse löst der Geräteträger noch ein zweites Problem

Das Hackgerät an Ruedi Emchs Geräteträger wiegt rund 2,8 Tonnen. Damit diese Last am Dreipunkt des Traktors getragen und auf der Strasse legal von einem Feld zum nächsten verschoben werden kann, braucht es einen grösseren Traktor mit entsprechender Nutzlast, damit die zulässigen Achslasten nicht überschritten werden.

Begrenzend auf die Nutzlast ist auch die Tragkraft der Pflegebereifung, die für das Reihenhacken eingesetzt wird. Diese tragen weniger Last als Breitreifen.

Der Geräteträger verbessert nicht nur die Gerätesteuerung, er entlastet auch die Hinterachse des Traktors, weil sich ein Teil seines Gesamtgewichts auf der zusätzlichen Achse abstützt. Somit wird es möglich, die Hackarbeit mit einem leichteren Traktor zu erledigen und mit dem pneumatischen Zweileiter-Bremssystem einen sichereren Strassentransport zu gewährleisten.