Kurz & bündig

- In der Schweiz werden jährlich rund 500 Umschlaggeräte verkauft: kompakte Radlader, panzergelenkte Hoflader und kompakte Teleskopen bis 2,5 t/6 m Hubhöhe.
- Was ist der aktuelle Stand der Hoflader-Technologie? Haben sich die Elektro-Hoflader schon etabliert? Wo können Hoflader überall eingesetzt werden? Wieso sind Occasionen relativ teuer?
- Sechs Importeure und Händler beantworten diese Fragen.

Umschlaggeräte werden in der Schweizer Landwirtschaft in immer mehr Betrieben eingesetzt. Irgendwie muss immer irgend etwas gefahren, geladen und gestapelt werden. Dafür braucht es einen Hoflader, wie die Umschlaggeräte im bäuerlichen Alltag oft genannt werden.

Unsere Grossväter machten das mit Muskelkraft. Bis in den 1960er-Jahren die ersten kompakten Hoflader entwickelt wurden. Dabei waren auch Hoflader, die sprichwörtlich über das Ziel hinaus schossen.

Der Eicher-Hoflader mit Mist-Schleuder

Den originellsten Hoflader baute der legendäre Traktoren-Hersteller Eicher: Der 1970 in Bayern präsentierte Eichus HD12 war sehr leicht, sehr wendig und sehr kompakt.

Vielleicht ein bisschen zu kompakt: Auf grossen Misthaufen konnte der Eichus den Mist nämlich nicht abladen. Die grosse Schaufel wurde deshalb mit Federn gespannt. Wurden die Federn dieser Mist-Schleuder ausgelöst, flog der Mist im hohen Bogen auf den Haufen.

Hat der eine oder andere Knecht mit der Mist-Schleuder über das Ziel hinaus geschossen und (natürlich nur zufällig) den Bauern getroffen? Jedenfalls konnte sich der Eichus HD12 nicht durchsetzen, die Produktion wurde bald eingestellt.

Als 1972 der deutsche Landtechnik-Hersteller Weidemann seinen ersten Hoftrac präsentierte, löste er einen regelrechten Boom aus. Heute fährt in der kleinräumigen Schweiz fast auf jedem Landwirtschaftsbetrieb ein Hoflader. Zahlreiche Hersteller sind mit ihren Fahrzeugen am Markt aktiv.

Welches Umschlaggerät ist für welchen Betrieb ideal?

«Entscheidend sind die Hubkraft und Hubhöhe, aber auch die Schubkraft, Fahrgeschwindigkeit und Gewicht» erklärt Reto Meier, Vertriebsleiter im Weidemann Center Schweiz.

Aber auch Leistung, Verbrauch, Verarbeitung, Bedienung, Wartung oder das Verhältnis von Preis und Leistung sind relevant. Und für die Servicefreundlichkeit sollen alle relevanten Teile einfach und gut zugänglich sein. Gleichzeitig soll der Dieselmotor gut und lärmdämmend abgekapselt sein.

Und auch klein(st)e Hoflader haben ihre Vorteile: «Mit einem Minilader kommt man praktisch durch jede Türe und kann mit Panzerlenkung auch auf engem Raum wenden», erklärt Gregor Marti von der EMS Ersatzteil- und Maschinen-Service AG, welche Sherpa Hoflader in der Schweiz verkauft.

Ein neues Umschlaggerät wird selten alleine gekauft. Landwirte kaufen sich zum Radlader, Hoflader oder Teleskopen neben Schaufel und Palettengabel andere Anbaugeräte dazu: Kehrmaschine, Fräs-Mischschaufel, Silage-Zange, Sichelmäher, Ballenschneider, Stroh-Einstreugerät etc.

Das «richtige» Umschlaggerät ist jenes, das auch für die zukünftigen Anforderungen am besten passt. Je nach Betrieb kann dies ein grosser Hoflader sein, die Kombination von einem kleinen Hoflader mit Frontlader-Traktor oder ein Teleskoplader.

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Die nächste Umschlaggeräte-Generation kommt mit «Pfuus»

Elektrisch angetriebene Hoflader sind im kommunalen Einsatz schon beliebt. «In der Landwirtschaft haben sie sich aber noch nicht durchsetzen können», sagt Reto Meier vom Weidemann Center Schweiz.

Das sieht auch Fabienne Aggeler so, Marketingleiterin der Aggeler AG, dem Importeur von Manitou und Giant. Und Matthias Anliker, Verkaufsleiter der A. Leiser AG, welche die Marken Manitou, Giant und Bobcat vertritt, sagt: «Heutige Stallgebäude sind offener gebaut als früher und die Durchlüftung somit besser. Zudem ist die Skepsis gegenüber der Elektrotechnologie bei vielen Landwirten immer noch ziemlich gross.»

Kommt dazu, «dass ein Elektro-Hoflader im Vergleich zu den guten alten Diesel-Maschinen immer noch auf einem sehr hohen Preisniveau ist», erklärt Théo Hege, Verkaufsleiter der Ernest Roth AG, die Schäffer-Hoflader importiert.

Dabei biete der Elektroantrieb viele Vorteile gegenüber dem Verbrennungsmotor, weiss Christian Keller, Produktmanager von JCB Agri Schweiz: «Kein Lärm, keine Abgase, weniger Treibstoff-Kosten und tiefe Servicekosten.» Zudem entfallen alle täglichen Kontrollen, die beim Verbrennungsmotor nötig sind (Ölstand, Filter usw.). Lithium-Ionen-Batterien sind komplett wartungsfrei.

Diese Vorteile nutzen heute vor allem Landwirte mit eigener Photovoltaik-Anlage. Aber auch Betriebsleiter von Staats- und Genossenschafts-Betrieben.

Die Akku-Laufzeiten und -Ladezeiten schränken den Einsatz zwar noch etwas ein. «Wir sind aber überzeugt, dass die Elektro-Hoflader mit dem technischen Fortschritt an Markt gewinnen werden», erklären die Importeure und Händler übereinstimmend.

Wie viele elektrische Hoflader sind schon im Einsatz?

Die Ernest Roth AG hat derzeit zwei elektrische Schäffer-Hoflader im Angebot, den 23e und den 24e. Im Jahr 2020 lag der Anteil der Elektro-Hoflader am Umsatz bei rund 8 Prozent. Mit dem 1160 eHoftrac verkauft das Weidemann Center Schweiz aktuell nur einen Elektro-Hoflader, der Verkaufsanteil liegt entsprechend im tiefen einstelligen Prozentbereich.

Auch die A. Leiser AG hat mit dem Giant G2200E nur einen Elektro-Hoflader im Angebot, der 2020 rund zwei Prozent der Verkäufe ausmachte. Bei JCB Agri Schweiz werden 2021 die ersten elektrischen JCB-Teleskoplader 525-60E eintreffen.

Die EMS Ersatzteil- und Maschinen-Service AG wiederum hat mit dem Sherpa 100 ECO und Elektro Sherpa EHD 100 gleich zwei «Stromer» im Angebot, die im doppelten Sinne des Wortes gut laufen.

Wieviele elektrische Hoflader fahren 2030 in der Schweiz?

Ohne Förderprogramme des Bundes schätzt die Leiser AG den Verkaufsanteil elektrischer Hoflader im Jahre 2030 auf 25 Prozent. «Mit einem Förderprogramm könnte sich das schnell grundlegend ändern und die Zahl bedeutend höher liegen», glaubt man auch bei JCB Agri Schweiz.

Auch das Weidemann Center Schweiz rechnet offenbar mit einem solchen Förderprogramm und «je nach technischer Entwicklung, Akku-Laufzeit und Akku-Ladezeit bis ins Jahr 2030 mit einem Verkaufsanteil von 50 bis 80 Prozent».

Wegen der sehr hohen Anzahl heute aktiver Hoflader schätzen alle angefragten Importeure und Händler den Anteil elektrischer Hoflader am Gesamtmarkt im Jahre 2030 auf höchstens 5 Prozent.

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Sicherheit ist beim Hoflader immer ein Thema

Seit 2011 sind Schutzdach, Rückhaltevorrichtung und Sitzkontaktschalter für Hoflader vorgeschrieben. Einige Importeure stellen aber fest, «dass es Lieferanten im Günstig-Segment gibt, welche diese Sicherheitsvorschriften ignorieren.»

Moderne Hoflader gehen aber viel weiter: Manitou-Kompakt-Teleskopen haben eine automatische Parkbremse, die das Wegrollen verhindert. Ein Kran-Programm für schwingende Lasten warnt den Fahrer vor einer Überlast.

Und bei den Giant-Knickladern sperrt ein Stabilo-System das Knickgelenk im Grenzbereich gegen Verdrehen und verhindert so ein Kippen der Maschine.

Die JCB-Teleskoplader wiederum sind durch die breitere Spur stabiler als Hoflader und haben Sicherheitssysteme, die das Kippen nach vorne verhindern.

«1990 galt der Hoflader als motorisierte Schubkarre. Als Werkzeuge standen Schaufeln und Gabeln zur Verfügung und die Auswahl an Maschinen war nicht gross», erinnert sich Théo Hege von der Ernest Roth SA.

Hoflader: Das Schweizer Sackmesser für Hof, Feld und Kommunaldienst

Heute ist der Hoflader ein Geräteträger, mit dem fast jedes gewünschte Anbaugerät eingesetzt werden kann – wenn es kompatibel ist. Man spricht deshalb auch von Umschlaggeräten, die neben den täglichen Arbeiten im Fütterungsprozess und Materialumschlag auf Hof und Feld für viele weitere Aufgaben eingesetzt werden:

  • Winterdienst mit Pflügen, Salzen und Schneefräsen
  • Kommunale Pflegearbeiten wie Mulchen, Heckenschneiden und Reinigungsarbeiten
  • Höhenarbeiten mit Arbeitskorb zum Beispiel im Obstbau
  • Schnelles Verschieben zwischen zwei Höfen mit grossen Teleskopladern, die Anhängelasten bis 32 t und bis 40 km/h Geschwindigkeit erlauben

Je nach Region und Betrieb werden andere Hoflader genutzt

Vor allem auf grossen Betrieben sind kompakte Radlader, panzergelenkte Hoflader und kompakte Teleskopen als Umschlaggeräte schon Standard.

Die Betriebe werden grösser und haben umgekehrt weniger Personal, statt kleiner Ballen müssen grosse Quaderballen oder Rundballen bewegt werden. Das alles fördert die Nach-frage nach Umschlaggeräten.

Der Gesamtmarkt bewegt sich seit Jahren auf stabilem Niveau: In der Schweiz werden nach Schätzungen der Importeure und Händler jährlich rund 500 Umschlaggeräte verkauft. Eine Veränderung hat nur in der Zulassung der Maschinen stattgefunden.

Wurden vor ein paar Jahren lange nicht alle Maschinen für den Strassenverkehr zugelassen, haben heute die meisten Umschlaggeräte ein Kontrollschild. Denn auf fast jedem Betrieb müssen öffentliche Strassen überquert oder befahren werden. Und die Aktionsradien haben generell zugenommen.

Occasionen sind gesucht und erzielen hohe Preise

Hoflader aus zweiter Hand sind sehr gesucht und werden meist von Landwirt zu Landwirt weiter verkauft. «Insbesondere für Landwirte im Nebenerwerb oder als Zweitmaschine sind qualitativ gute Gebrauchtmaschine interessant», rät die A. Leiser AG.

«Der Gebrauchtmarkt für Hoflader ist derzeit durch das mangelnde Angebot gekennzeichnet», stellt man aber bei der Ernest Roth SA fest.

«Deshalb werden die Occasionen im Vergleich zu Neumaschinen zu überhöhten Preisen gehandelt», bestätigt das Weidemann Center Schweiz.

Wie bei allen Gerätschaften auf dem Landwirtschafts-Betrieb hängt die Lebensdauer der Umschlaggeräte vom gewissenhafter Unterhalt und der Pflege ab. Wenn man gut zu seinem Hoflader schaut, kann man ihn später auch zu einem guten Preis als Occasion verkaufen.

«Leider ist dies genau der Punkt, der nicht beachtet wird», stellt Reto Meier vom Weidemann Center Schweiz fest. «Die Landwirte wollen oder können nicht auf den Hoflader verzichten und vernachlässigen deshalb die Unterhaltsarbeiten – bis es nicht mehr anders geht.» Was oft im Totalausfall der Maschine endet.

Der Landwirt hat die Lebensdauer des Hofladers in seiner Hand

Nebst einer professionellen, periodischen Wartung im Fachbetrieb sorgt vor allem der Tages- und Wochen-Parkdienst mit regelmässigem Schmieren aller Drehpunkte, Kontrolle der Flüssigkeiten und Reinigen für eine lange Lebensdauer.

Oder, wie es Matthias Anliker von der A. Leiser AG mit Nachdruck sagt: «Jeder Landwirt hat die Lebensdauer seines Hofladers mit seinem eigenen sorgfältigen und korrekten Fahrverhalten sprichwörtlich in der Hand.»

Importeure und Händler von Umschlaggeräten

Diese Importeure und Händler von Umschlaggeräten wurden angefragt:

Aggeler AGFabienne Aggeler, Marketingleiterin
EMS Ersatzteil- und Maschinen-Service AGGregor Marti
A. Leiser AGMatthias Anliker, Verkaufsleiter
Ernest Roth AGThéo Hege, Verkaufsleiter
JCB Agri SchweizChristian Keller, Produktmanager
Weidemann Center SchweizReto Meier, Vertriebsleiter 

Der Hoflader (oder korrekt: Umschlaggerät)

Hoflader wurden ursprünglich für enge Gegebenheiten konzipiert wurde, wie sie vor allem auf tierhaltenden Betrieben vorherrschen.

Die ersten Hoflader waren schon in den 1960er-Jahren im Einsatz. 1972 präsentierte die deutsche Maschinenfabrik Weidemann aber den Hoftrac,ein knickgelenktes Fahrzeug, das den Hoflader im agronomischen (und nicht royalen) Sinne des Wortes hoffähig machte.

Typische Einsatzbereiche für heutige Umschlaggeräte sind Fütterung und Entmistung in Ställen sowie Transport- und Verlade-Tätigkeiten auf dem Betrieb oder von Hof zu Hof.

Im Unterschied zu konventionellen Radladern sind Hoflader wesentlich schmaler und kompakter, ausserdem ist der Wendekreis kleiner. Dafür besteht aber besonders bei angehobenem Arbeitsgerät oder beim Einlenken eine grosse Kippgefahr. Pflicht sind heute Schutzdach, Rückhaltesystem und Sitzkontaktschalter. Nur ein Überrollbügel genügt nicht mehr.

Im Prinzip ist jedes Umschlaggerät ein Geräteträger, der mit vielen Anbaugeräten ausgestattet werden kann: Zum Beispiel mit Ladeschaufeln, Palettengabeln, Ballenzange oder Krokodilgebiss.

Die meisten Hoflader werden mittels einer Knicklenkung gelenkt. Es gibt aber auch andere Lenksysteme wie die Panzerlenkung.