Kurz & bündig

- Die Trocknung des Hühnermistes führt zu einer Reduktion von Ammoniak-Emissionen in einer Grössenordnung wie bei Abluftreinigern.
- Das Trocknen des Kotes setzt schon an der Quelle der Emissionen an.
- Das Verfahren schützt nicht nur die Umwelt, sondern verbessert auch das Stall-Klima.
- Die Kotband-Belüftung kostet deutlich weniger als Abluftreiniger und benötigt weniger Wartung.
- Die Bura-Kotband-Belüftung funktioniert ohne Zuluft-Schläuche und benötigt deswegen wenig Strom.

In Geflügelställen sind Ammoniak-Emissionen oft ein Problem. Sie führen zu einer Überdüngung von Wald- und Naturschutzgebieten. Zudem geht Stickstoff für die Düngung der Kulturen verloren.

Kotbandtrocknung im Legehennen-Stall als Pilotanlage

Hansjörg Goldinger hat im Weiler Eugerswil bei Homburg auf dem Thurgauer Seerücken im Jahre 2018 einen Stall für 10'000 Legehennen gebaut. Es ist ein tierfreundlicher Stall mit überdachtem Wintergarten, einem mit Holzschnitzeln eingestreuten Schlechtwetter-Auslauf sowie einem Auslauf auf die grüne Wiese.

Um Ammoniak-Eintragungen in den nah gelegenen Wald zu vermeiden, machte der Kanton die Auflage, entweder einen Luftwäscher oder eine Kotband-Trocknung einzubauen.

Mit Kotband-Trocknungen gibt es in der Schweiz noch wenig praktische Erfahrungen. Deswegen möchte der Kanton Thurgau die Anlage quasi als Pilotanlage testen, sagt Roland Ilg, Sektion Luftreinhaltung des Amtes für Umwelt in Frauenfeld.

Für den Landwirt bot die Kotbandtrocknung Bura der Firma R. Inauen AG vor allem finanziell gesehen einen grossen Vorteil. Sie kostete nur etwa 30'000 Franken. Ein Luftwäscher kostet dagegen rund 120'000 Franken.

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Vier Ventilatoren trocknen den Kot im Legehennen-Stall

Goldingers Voliere besteht aus den Lege-Nestern in der Mitte des Stalles und zwei seitlichen Aufbauten mit je zwei Etagen. Unter dem Rost jeder Etage nehmen Kotbänder die Ausscheidungen der Hühner auf. Entlang der vier 36 m langen Kotbänder sind auf den letzten 12 m vor dem Abwurf je vier Bura-Ventilatoren angebracht. Diese blasen jeweils über eine Breite von drei Metern die Stallluft über den Kot und trocknen ihn auf diese Weise.

Die Inbetriebnahme des Kotbandes lässt sich elektronisch steuern. Alle sechs Stunden setzt sich das Band in Bewegung und läuft 12 m weiter, so dass nach 18 Stunden eine ganze Kotbahn-Länge entmistet ist.

Länger sollte der Mist nicht unbelüftet liegen bleiben: Sonst entsteht Ammoniak. Dies empfiehlt Geschäftsführer Urs Inauen. Er stützt sich dabei auf Ammoniak-Messungen seiner Firma an frisch abgesetztem Geflügelkot.

Kot und Harn werden beim Geflügel gemischt als Kot ausgeschieden. Der Stickstoff liegt darin hauptsächlich als Harnsäure vor. Die Bakterien im Kot beginnen rasch Enzyme zu produzieren, welche die Harnsäure abbauen. Dabei entsteht Ammoniak, der in die Luft entweicht. Durch Trocknung des Kots auf 60 bis 70 Prozent TS lässt sich dieser Prozess unterbinden oder stark reduzieren. «Das war für mich für die Anschaffung des Gerätes ausschlaggebend», sagt Goldinger.

Das Klima im Geflügelstall wird dank Ventilatoren besser

Hansjörg Goldinger hat die Lüfter erst ein Jahr nach dem Stallbau eingebaut. Deshalb kann er die Situation vor und nach dem Einbau gut miteinander vergleichen. Früher hat er die Kotbänder zwei Mal pro Woche über die ganze Länge laufen lassen. Die Luft im Stall sei damals deutlich schlechter gewesen als heute mit der Bura-Belüftung.

Messungen der R. Inauen AG in einem anderen Stall zeigten, dass bei einmal wöchentlicher Entmistung die Ammoniak-Werte nach sieben Tagen bei 9 bis 13 ppm lagen. Bei kontinuierlicher Belüftung lagen die Werte dagegen zwischen 1,2 und 1,9 ppm. Ganz lassen sich die Ammoniak-Emissionen im Stall nicht vermeiden: Es fällt immer auch Kot auf den festen Bodenflächen an, wo die Hühner scharren.

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Deutlich weniger Ammoniak-Emissionen im Geflügelstall

Urs Inauen spricht der Kotband-Trocknung eine Reduktion von 70 Prozent der Ammoniak-Verluste im Stall zu. Dies im Vergleich zu wöchentlicher Entmistung ohne Kotband-Trocknung. Der Trockensubstanzgehalt des Kotes liege nach der Belüftung bei 55 bis 65 Prozent.

Das Simulations-Modell Agrammon rechnet bei der Kotband-Trocknung mit einer Reduktion von gut 60 Prozent der Ammoniak-Emissionen. Die Kotband-Trocknung wird dabei mit der Situation ohne Trocknung, aber einmal täglicher Kotband-Entmistung verglichen. Abluft-Reinigungsanlagen können gemäss Agrammon zu Ammoniak-Reduktionen im Bereich von 70 bis 90 Prozent führen. Sie sind unabhängig von der Art der Entmistung. Aber sie reinigen nur die Abluft und verbessern das Stallklima nicht.

Ausserdem sind die Investitionskosten von Abluft-Reinigungsanlagen deutlich höher. Auch ist ihr Unterhalt aufwändiger.

Die Kotband-Trocknung verbessert nicht nur das Stallklima, sondert vermindert auch Geruchs- und Ammoniak-Emissionen aus dem Kotlager. Das stellte Hansjörg Goldinger nach Einbau der Kotband-Trocknung fest. «Es stank früher extrem, jetzt ist es wesentlich besser», sagt der Landwirt.

Direkte Belüftung des Geflügel-Kots benötigt wenig Energie

Kotband-Trocknungen sind nichts Neues. Meistens werde der Kot über einen Lüftungsschlauch über dem Kotband getrocknet, erklärt Urs Inauen. Dafür brauche es sehr starke Ventilatoren am Eingang der Schläuche und der Luftdruck lasse mit dem Abstand vom Lüfter nach.

Die Lüftungsventilatoren der Bura-Kotband-Belüftung blasen dagegen direkt über den Kot, ohne dass sie einen Schlauch-Widerstand überwinden müssen.

Der Stromverbrauch liege bei 130 Wh je Ventilator. Im Stall Goldinger benötigen die 16 Ventilatoren zusammen 50 kWh pro Tag. Bei einem Strompreis von 21 Rappen/kWh sind das 10.50 Fr. /Tag.

Der starke Luftstrom der Bura-Ventilatoren bläst vor allem direkt auf das Kotband. «Vom Tier her merkt man nichts», sagt Goldinger. Die Hühner halten sich nicht weniger im Bereich der belüfteten Kotbänder auf als im Rest des Stalles.

Der Legehennen-Halter hat aber festgestellt, dass es in den Querstreben der Roste im Bereich der Ventilatoren weniger Milben gibt. Anscheinend meiden diese die Luftbewegung.

 

 

Das Simulationsmodell Agrammon

Das Simulationsmodell Agrammon erlaubt die Berechnung der Ammoniak-Emissionen. Es wurde von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zusammenarbeit mit privaten Firmen entwickelt. Das Modell dient unter anderem zum Nachweis von Ammoniak-Reduktionen durch bauliche Massnahmen.

Die wichtigsten Faktoren bei der Entstehung von Ammoniak-Emissionen aus Geflügelkot sind die Temperatur, der Luftaustausch und die Feuchtigkeit des Kots. Bakterien-Enzyme zersetzen die Harnsäure, wobei Ammoniak entweicht.

Kühle Umgebungs-Temperaturen und Trocknung des Kotes hemmen die Aktivität der Bakterien-Enzyme. Deswegen sollte man den Kot möglichst rasch aus dem Stall bringen und kühl und trocken in einem geschlossenen Bunker lagern. Die Feuchtigkeit des Kots sollte dort deutlich unter 50 Prozent liegen.