Kurz & bündig
-Maschinen vom Gebrauchtmarkt schonen die Liquidität des Betriebs.
-Ein Gebraucht-Kauf vom Händler, den man kennt, verringert das Risiko von verdeckten Mängeln.
-Angebote müssen sorgfältig geprüft werden.
-Der Zustand einer Maschine lässt sich mit einer Testfahrt und Wartungsprotokollen beurteilen.

Bei welchen Maschinenarten geht ein Landwirt ein hohes Risiko ein, wenn er eine gebrauchte Maschine kauft?

Hansjörg Furter: Bei Maschinen mit wenig Mechanik und wenig Elektronik ist das Risiko sicherlich kleiner. Zum Beispiel sind bei einfachen Bodenbearbeitungsgeräten wie Pflug, gezogenen Eggen, Grubber oder Hackgeräten der Verschleiss und der Zustand von Rahmenteilen optisch einfach zu beurteilen.

Bei Maschinen mit Motoren, viel Hydraulik und allenfalls noch hydrostatischen Antrieben oder Lastschaltgetrieben lässt sich der Verschleisszustand nicht immer einfach überprüfen. Das Risiko ist bei solchen Maschinenarten höher.

Was ist sinnvoller: Bei einem Händler kaufen oder direkt von Landwirt?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Wenn man den Verkäufer kennt und auch sonst in guter geschäftlicher Verbindung steht, ist das sicher vorteilhaft.

Beim Händlerkauf kann man immer versuchen, bei einer durchreparierten Maschine eine Garantiezeit auszuhandeln. Das geht beim Privatkauf natürlich nicht. Bei Motorfahrzeugen würde ich generell immer eine Motorfahrzeug-Kontrolle aushandeln. Das gibt eine gewisse Sicherheit. Bei grösseren Investitionen rate ich, den Händler seines Vertrauens in das Geschäft mit einzubeziehen.

Er wird die gute Geschäftsbeziehung mit dem Landwirt nicht aufs Spiel setzen. Deshalb wird er ihn auch gut beraten und ihm bei der Suche nach einer guten, passenden Occasionsmaschine behilflich sein. Das wird zwar ein paar Franken kosten, ist aber gut investiertes Geld.

Beim Privatverkauf kann man bei einer Besichtigung der Maschine auf dem Hof abschätzen, wie mit Maschinen umgegangen wird und so eventuell auch eine gewisse Risikoabschätzung vornehmen.

Wie kann man den Zustand einer Maschine beurteilen? Gibt es je nach Maschinenart typische Merkmale, die man anschauen muss?

Motorfahrzeuge müssen bei einem Besichtigungstermin gefahren werden können. So kann man die Funktionstüchtigkeit von Kupplungen, Getriebe und Bremsen beurteilen. Wenn der Anbieter sich auch noch bereit erklärt, ein Anbaugerät anzukuppeln, so kann man auch Funktionen der Zapfwelle und der Hydraulik überprüfen.

Es ist auch immer wichtig, wenn man sich vorher über Schwächen beim entsprechenden Produkt erkundigt, beispielsweise beim Händler oder bei Berufskollegen.

Wichtig ist, einen Blick in den Fahrzeugausweis zu werfen und die Servicedokumentationen zu verlangen. Dann muss man versuchen herauszufinden, ob die Maschine schon länger beim Verkäufer lagert und wie es um die Einsatzbereitschaft steht.

Macht die Maschine einen gepflegten Eindruck, zum Beispiel bei der Kabinenverkleidung, Fussmatte oder Blechteilen, kann das bedeuten, dass der Vorbesitzer achtsam mit der Maschine umgegangen ist. Verbogene Bleche, abgedrückte Kotflügel und ein vergammelter Kabineninhalt zeugen nicht von einem sorgfältigen Umgang mit der Maschine.

Soll man vor jeder Investition den Gebrauchtmarkt prüfen?

Mit der Investition in gebrauchte Maschinen kann man Geld sparen und die Option ist sicher immer prüfenswert. Gerade wenn man keine grosse Auslastung der Maschine erreicht, kann eine Occasionsmaschine sinnvoll sein.

Gut ist immer, wenn man sich für den Kauf von Maschinen Zeit lassen kann und den Occasionsmarkt gut beobachtet. Suchaufträge auf einschlägigen Occasions-Portalen können da hilfreich sein. Man kann die Angebote in aller Ruhe prüfen und vergleichen, und wenn es passt, zuschlagen.

Den Kauf einer Occasionsmaschine führt aber nicht immer zu günstigeren Maschinenkosten während dem Gebrauch. Man muss aber weniger Geld investieren und hat so eventuell Reserven für Investitionen in Gebäude oder Land.

Gibt es eine einfache Formel, wie man zwei Angebote, eines mit Neumaschine und eines mit Gebrauchtmaschine, bei einem Vergleich anwenden kann? Soll das Bauchgefühl entscheiden?

Man kann für beide Angebote eine Maschinenkostenberechnung machen, muss aber bei der Occasionsmaschine eine ehrliche und passende Abschätzung der Nutzungsdauer (Abschreibe-dauer) vornehmen.

Ebenso sollte der Ansatz für Reparatur-und Wartungskosten noch oben korrigiert werden. So erhält man einen Überblick über die zu erwartenden laufenden Kosten. Ob neu oder gebraucht, ist letztendlich eine Frage der finanziellen Möglichkeiten und auch der gesamtbetrieblichen Ziele, die ein Landwirt verfolgt.

Wie kann man bei einer Gebrauchtmaschine sicherstellen, dass technisch alles kompatibel ist, zum Beispiel bei den Bremsen?

Man wird ja wohl wissen, welches Bremssystem auf dem eigenen Betrieb vorhanden ist, und dementsprechend muss auch ein Neuzugang ausgerüstet sein. Es sei denn, man will einen Schritt vorwärts machen. Bei Traktoren muss zwingend die Möglichkeit vorhanden sein, ein Anhänger mit hydraulischer Einleiter-Anhängerbremse zu kuppeln. So kann man den bisher vorhandenen Fuhrpark sicher weiterbewegen. Wer für die Zukunft gerüstet sein will, kauft sich Traktoren und Anhänger mit Druckluft-Bremsanlagen. Von Anhängern mit hydraulischer Zweileiterbremsen rate ich ab, weil diese mit älteren Traktoren nicht gesetzeskonform betrieben werden können. Bei neueren Maschinen muss auch ein Blick auf die Stromversorgung der Anbaugeräte gerichtet werden. Benötigt ein Anbaugerät viel Strom, sollte dies über eine zwei-oder dreipolige Steckdose mit 25 Ampère-Absicherung geschehen. Noch besser wäre eine Isobus-Steckverbindung. Auf der Hydraulikseite muss beachtet werden, dass man genügend Steckanschlüsse und auch eine genügend grosse Ölversorgung hat.

Was spricht für eine Gebrauchtmaschine?

Mit dem Kauf von gebrauchten Landmaschinen kann die Liquidität des Betriebes geschont werden. Im Gegenzug fährt ein gewisses Risiko über verdeckte Maschinenschäden mit. Es braucht eine seriöse Beurteilung vor dem Kauf, ohne die Emotionen zu stark einwirken zu lassen. Und später eine gewissenhafte Wartung sowie ein sorgfältiger Umgang mit der Maschine. Dann lässt sich die Arbeit mit einer gebrauchten Maschine ebenso gut und zufrieden wie mit neuer Technik.

 

Die Ausstattung von Gebrauchtmaschinen genau prüfen
Für Dominic Müller von der Müller Siblingen GmbH aus dem Kanton Schaffhausen ist der Gebrauchthandel von Landmaschinen ein wichtiges Standbein. «Auf dem Gebrauchtmarkt finden wir immer wieder passende Lösungen für unsere Stammkunden. Neugeschäfte kommen manchmal sogar nur dann zum Abschluss, wenn keine passenden gebrauchten Maschinen auf dem Markt sind.» Dabei kommen auch Geschäfte zustande, welche mit einer längeren Vorlaufzeit geplant wurden.

Zustand wichtiger als das Alter
Beim Zustand von Gebrauchtmaschinen setzt Dominic Müller auf seine Erfahrung und prüft den Zustand so exakt wie möglich. Aber oftmals seien Zustandsqualitäten Vertrauenssache und man benötige auch ein gutes Bauchgefühl für Bereiche, die man bei einer Maschine nicht im Voraus sehen kann. Dies ist auch abhängig vom Alter und den Betriebsstunden einer Maschine. «Bei Maschinen mit Motoren und viel Elektronik ist es umso besser, je neuer sie ist. Andere Maschinen leiden kaum unter dem Alter. Da ist weniger der Jahrgang denn die Einsatzzeit der entscheidende Faktor. Das lässt sich mit einer Besichtigung abschätzen.»

Wer eine Gebrauchtmaschine im Visier hat, fragt sich natürlich, wie lange diese bereits gestanden ist und nicht mehr gebraucht wurde. Laut Dominic Müller hängt auch hier vieles von der Art der Maschine ab. Viele Maschinen stehen ausserhalb ihrer Saison sowieso längere Zeit. Deshalb sorgen Standschäden selten für Probleme.

Nachrüstungen vermeiden
Eine weitere Frage stellt sich bei allfälligen Nachrüstungen an Gebrauchtmaschinen, wenn die Ausstattung nicht ganz den Anforderungen entspricht. Dies würde nur selten gemacht, so Müller. Anstelle zusätzlicher Investitionen in eine Gebrauchtmaschine dürfte eine vollausgestattete Maschine ab Werk die sicherere Investition sein. Das gilt auch für Bereiche, in denen eine Maschine kompatibel mit vorhandenen Geräten oder Fahrzeugen sein muss, beispielsweise bei den Bremsen zwischen Traktor und Anhänger.

Länderspezifische Eigenschaften
Bei länderspezifischen Ausrüstungen muss auf die Ausstattung ein besonderes Augenmerk gelegt werden. In der Schweiz ist man sich gewohnt, dass Traktoren ab einer gewissen Leistungs- und Ausstattungsklasse beispielsweise über eine Klimaanlage verfügen. Andernorts ist dies weniger selbstverständlich. Dies muss vor einem allfälligen Kauf genau abgeklärt werden, um eine teure Nachrüstung zu vermeiden.