Kurz & bündig
 
-Die Weiterbildung zum Diagnosetechniker Landmaschinen gibt es erst seit 2020.
-Die künftigen Diagnosetechniker besuchen während zwei Jahren wöchentlich einen Ausbildungstag im Bildungszentrum Aarberg und absolvieren dazu einen 66 Tage dauernden Blockkurs.

Die Zeit für die Reparatur von Traktoren und Landmaschinen wird immer knapper. Heutige Maschinen sind mit hohen Investitionen verbunden und ein Betriebsausfall kostet Geld. Der Ausfall muss so schnell wie möglich behoben werden.

Bei einem Maschinenausfall zeigt sich, wie abhängig die Landwirtschaft von Landmaschinenmechanikern ist. Zudem kommt ein Ausfall naturgemäss immer dann, wenn die Maschine oder der Traktor im Einsatz steht.

In solchen Fällen ist man froh, wenn ein Diagnosetechniker Landmaschinen zur Stelle ist. Sandro Weber hat diese Ausbildung im März 2023 abgeschlossen. Mit diesem Wissen ist er bei seinem Arbeitgeber, der Traber Landmaschinenbetrieb AG in Oberbüren SG, für die schwierigeren Fälle zuständig. Zum Beispiel Störungen beim Getriebe, am Motor oder der Hydraulik.

Hier erkennt man die Lösung meistens nicht von blossem Auge, oft hat eine Störung an modernen Maschinen mit der Elektronik zu tun, jedoch nicht zwingend. Mit Rätselraten über die Ursache kommt man hier nicht weiter. Und nicht selten braucht es Diagnosegeräte, welche auf die Spur helfen. Letztlich geht es bei der Tätigkeit von Sandro Weber darum, für komplexe Zusammenhänge effiziente Lösungswege zu finden.

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Störungen finden und beheben als Herausforderung

Für Sandro Weber ist es Herausforderung und täglicher Antrieb, Traktoren und Maschinen wieder einwandfrei zum Laufen zu bringen. Im Rahmen seiner Weiterbildung besuchte er während zwei Jahren wöchentlich einen Ausbildungstag und dazu einen 13-wöchigen Blockkurs im Bildungszentrum Aarberg, dem Ausbildungszentrum des Agrotec Suisse, dem Berufsverband der Landtechnikbranche.

Sieht man unter die Motorhaube eines modernen Traktors, wird klar, dass aufgrund der vielen Leitungen, Kabel und Stecker die einzelnen Baugruppen eines Traktors miteinander verbunden sind.

Wenn man mit dem Traktor auf dem Feld unterwegs ist, kann man sich nur schwer vorstellen, was im Hintergrund abläuft, damit beispielsweise Getriebe und Motor wie gewünscht miteinander kommunizieren. Diese Technik am Laufen zu halten ist eine Herausforderung. Und wenn etwas nicht mehr stimmt, ist die Fehlersuche eine komplexe Aufgabe.

Mit soviel Elektronik muss man zuerst Messen, dann Schrauben

Im Unterschied zu älteren Traktoren mit viel Mechanik, sind moderne Traktoren mit viel Elektronik ausgerüstet. Viele Sensoren und Aktoren gewährleisten die Funktionssicherheit und den Komfort. Kommt es hier zu einer Störung, beginnt die Fehlersuche oft mit dem Laptop, der die Fehlermeldungen anzeigt.

«Vielleicht führt dies direkt zum Problem und man kann ein defektes Teil ersetzen oder reparieren. Manchmal muss man weiter suchen, aber die Lösungswege werden mit zunehmender Erfahrung immer effizienter.»

Zuerst muss also alles diagnostiziert werden, bevor man mit dem Schlüssel hinter das Schrauben gehen kann. Dabei kann auch nur ein kleines Bauteil wie ein defekter Sensor ein Problem darstellen. Je nachdem, was er für eine Funktion hat, kann ein einziger Sensor das weitere Funktionieren der ganzen Maschine oder des Traktors beeinträchtigen.

Nebst der Fehlerauswertung mit dem Diagnosegerät helfen an modernen Traktoren auch die digitalen und sehr umfangreichen Herstellerunterlagen weiter. Sandro Weber schätzt auch den Support durch den technischen Dienst des Importeurs.

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Die Spezialisten tauschen sich aus und helfen mit Tipps

Im Austausch mit seinen Kollegen aus der Weiterbildung zum Diagnosetechniker Landmaschinen sammelt Sandro Weber ebenfalls ein grosses Wissen. Agrotec Suisse, der Fachverband für die Landtechnik, kann stolz auf seine Ausbildung sein, wenn die Teilnehmer markenübergreifend untereinander Tipps austauschen. Das ist vor allem dann wertvoll, wenn für einmal ein Traktor einer anderen Marke als der Hausmarke für die Diagnose in der Werkstatt dasteht.

In seiner noch jungen Berufskarriere hat Sandro Weber miterlebt, wie die Traktoren immer stärker vernetzt funktionieren. Die Antriebe werden so geregelt, dass der Traktor bereits heute gewisse Arbeiten vollautomatisch und ohne manuelle Lenkeingriffe ausführen kann. Und die Entwicklung geht immer weiter.

Sandro Weber hat manchmal das Gefühl, dass eine weitere Entwicklung kaum noch möglich sei. Er ist sich aber selbstverständlich bewusst, dass die Entwicklung immer voranschreitet, auch bei den Motoren.

Mittlerweile erkennt Weber bei jeder Maschine, wie sie der Landwirt pflegt oder nicht. Der Landwirt handle präventiv, wenn er seine Maschinen und Traktoren gut pflegt, die Schmierintervalle einhält und die weiteren Angaben im Wartungsbuch befolgt. «Das ist eine präventive Wartung, die Schäden zu vermeiden hilft. Zudem erkennt man mit einem aufmerksamen Auge, wenn Verschleissteile ersetzt werden müssen oder Reparaturen notwendig sind.»

Als Landwirt kann man mit einer umfassenden Wartung viel dazu beitragen, dass der Diagnosetechniker entlastet und die spätere Rechnung weniger hoch wird.

Europas bester Landmaschinenmechaniker

Sandro Weber hat 2019 die Schweizermeisterschaft der Landmaschinen-, Baumaschinen- und Motorgeräte-MechanikerInnen gewonnen und startete als bester Schweizer an den EuroSkills 2021 in Graz. An den Euro-Skills messen sich die besten jungen Berufsleute aus ganz Europa.

Mit seiner ruhigen Art und seinem Können konnte Sandro Weber den Wettbewerb für sich entscheiden und gewann die Goldmedaille. Darüber hinaus erhielt er die berufsübergreifende Auszeichnung «Medallion for Excellence» als bester Teilnehmer der Schweizer Delegation.

Der Erfolg freute auch Agrotec Suisse, der Fachverband für die Landtechnik bei der AM Suisse. Es zeige, dass die Ausbildung in der Schweiz auf einem sehr hohen Niveau sei. Die Aus- und Weiterbildungen sind dem Berufsverband sehr wichtig und deshalb auch sehr vielfältig. Die Ausbildungsmöglichkeiten sind vielfältig.

Wer den Weg wie Sandro Weber geht, hat nach der Berufsprüfung zum Diagnosetechniker die Möglichkeit, sich zum LandmaschinenmechanikerMeister weiterzubilden.

Ohne Mechaniker keine Landwirtschaft

Als Landwirt mit eigenen Maschinen ist man auf einen gut ausgebildeten Landmaschinenmechaniker angewiesen. Genauso wie man für die Tierhaltung auf einen Tierarzt angewiesen ist. Beide sind für Landwirtschafts-Betriebe wichtige Partner.

Der Landwirt muss sich dabei bewusst sein, dass diese Dienstleistungen mit zeitgemässen Löhnen abgegolten werden müssen. Nur so finden sich auch in Zukunft für diese Berufe genügend Fachkräfte.

So erfolgreich junge Landmaschinenmechaniker und Diagnosetechniker ausgebildet werden – so interessant sind sie mit ihrem Wissen nämlich für andere Bereiche der Wirtschaft.

Als Landwirt tut man gut daran, eine hohe Qualität der Dienstleistung des Landmaschinenmechanikers oder Diagnosetechnikers zu erwarten – aber auch die Verfügbarkeit solcher Fachkräfte entsprechend zu honorieren.

Muss eine Erntemaschine so rasch wie möglich wieder funktionieren, spielt es keine Rolle, ob der Stundentarif bei 90 oder 130 Franken liegt. Es zählt das Know-how des Mechanikers, der die Maschine wieder zum Laufen bringt.