Neulich auf dem Maisfeld in Unterlunkhofen: Zwei Blackeneisen, Lehrling Jari und ich. Vor uns: Genug Blacken für 
zwei Stunden Arbeit. Zwischen uns: Viele Fragen rund um den Ackerbau, denn vor Jari: Die mündlichen Abschlussprüfungen seiner Ausbildung zum Landwirt EFZ.

Mir gefällt, dass wir auf unserem Betrieb einen Lehrling ausbilden. Mein erster Kontakt mit Lehrlingen in der Landwirtschaft fand auf dem Hof der Eltern statt: Vor rund 20 Jahren hatten wir zwei Jahre hintereinander einen Lehrling. Für mich als kleiner Bub war das interessant. Die Lehrlinge waren umgänglich, und für uns Kinder war es spannend, dass da noch jemand anderes im Haus war als unsere Eltern. Für diese war das zu dieser Zeit aber des Guten etwas zu viel, es folgte eine lange Periode ohne Lehrlinge.

Im Jahr 2012 habe ich dann selber unverhofft die Zweitausbildung zum Landwirt in Angriff genommen. Auf meinem ersten Betrieb klappte es damals nicht, und ich wechselte im Spätherbst auf einen Hof im Berner Mittelland. Dort verbrachte ich eine ebenso gute und lehrreiche Zeit, wie ein Jahr darauf im Kanton Aargau. Noch heute habe ich sporadischen Kontakt mit beiden Familien, was mich sehr freut. Nebst persönlichem Austausch kann ich auch beide ehemaligen Lehrmeister noch um Rat fragen. Ich habe schon Maschinen ausgeliehen und Ideen mit auf den elterlichen Hof nehmen und umsetzen können.

Parallel zu meinen Lehrjahren haben wir auch auf dem eigenen Betrieb wieder Lehrlinge ausgebildet. Seit dem Unterbruch deren vier, und die kommenden Jahre sind bereits ausgebucht. Auch zu unseren ehemaligen Lehrlingen besteht ein loser Kontakt, und es ist schön und spannend zu sehen, wie sie ihren Weg gehen.

Zurück zum Feld mit den Blacken: Fragen zu beantworten und selber zu stellen, das macht sogar eine triviale Arbeit wie das Blacken stechen plötzlich anspruchsvoll. Ein Lehrling hält auf Trab, man muss Antworten parat haben. In welchen Formen kommt Stickstoff im Boden vor? Welche Vor- und Nachteile haben die unterschiedlichen Anbauverfahren im Mais? Und die beste Frage: Wieso machen wir etwas auf unserem Betrieb so und nicht anders? Diese 
Frage regelmässig zu stellen oder gestellt zu bekommen, schadet gewiss nicht.

Ebenfalls zwingt uns der Lehrling, die Tage und Wochen sinnvoll zu verplanen, damit alle immer etwas Schlaues zu tun haben. Nicht, dass es uns an Arbeit und Ideen mangelte, aber diese gescheit 
zu koordinieren, das ist in der Hektik gewisser Perioden nicht immer ganz einfach.

Auch sonst ist es nicht immer leicht mit Lernenden. Wer denkt, er habe mit dem Lehrling oder der Lehrtochter einfach eine günstige Arbeitskraft auf seinem 
Betrieb, hat sich geschnitten. Es gehört dazu, sich Zeit für die Ausbildung zu nehmen. Der Lehrling wohnt auf dem Betrieb und nimmt Raum ein, der zulasten der Privatsphäre geht. Kleinere Arbeitsunfälle gehören dazu, ein neuer Rückspiegel pro Lehrling sollte ein budgetiert sein.

Ich hoffe, dass mir die Zusammenarbeit mit Lehrlingen nicht nur gefällt, weil derzeit die Hauptlast bei meinen Eltern liegt. Unsere Branche kann gut ausge
bildete junge Menschen dringend brauchen. Und die fallen nun einmal nicht einfach vom Himmel. Und wenn man etwas gerne und mit Überzeugung macht, so ist es doch auch etwas 
Schönes, wenn man das weiter
geben kann.

«Plötzlich Bauer»
Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet 
mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten im Freiamt AG. 
Er arbeitet in einem Teilzeitpensum als Redaktor Pflanzenbau für 
«die grüne».
Hagenbuch begann sich erst spät für die Landwirtschaft zu interessieren. In seiner Kolumne erzählt er
 von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischen Blick und einem Augenzwinkern.