Sind vergärte Hofdünger in der Schweiz gefragt?
Victor Anspach: Vergärungsprodukte sind ein hochwertiger und daher beliebter organischer Dünger. Insbesondere biologisch wirtschaftende Betriebe fragen diesen Dünger gerne nach. Nach unserer Kenntnis haben landwirtschaftliche Biogas-Anlagen in der Regel keine Probleme, überschüssige Mengen abzugeben. Der weit überwiegende Anteil der Vergärungsprodukte geht jedoch zu Landwirtschaftsbetrieben, die durch Beteiligungen oder einer Zusammenarbeit mit einer Biogas-Anlage verbunden sind

Wie hoch ist der Anteil der Schweizer Hofdünger,welche vergärt werden?
Aktuell sind dies rund 4,5 Prozent.

Werden derzeit noch Biogas-Anlagen gebaut?
In den kommenden ein bis drei Jahren erwarten wir in der Landwirtschaft einen Zubau von rund 30 Anlagen, da im Juli 2019 noch einmal viele Biomasse-Anlagen eine Zusage für die KEV erhalten. Optimierungen und Erweiterungen bestehender Anlagen im Sinne eines grösseren Hofdüngereinsatzes sind ebenfalls zu erwarten.

Was hat bei einer Biogas-Anlage die grössere Bedeutung, die stoffliche oder die energetische Nutzung?
Die Wertschöpfung aus den organischen Nährstoffen ist in der Schweiz gering. Dies vor allem deshalb, weil die Referenz immer mineralische Düngemittel sind. Die günstigen Preise für Importdüngemittel deckeln den Wert für organische Dünger. Die energetische Nutzung hat daher eine deutlich grössere Relevanz.

Wie kann man die Qualität von Gärprodukten beurteilen?
Vergärungsprodukte sind die einzigen organischen Düngemittel, die regelmässig und systematisch auf Nähr-, Schad- und Fremdstoffe analysiert werden. Mindestens vier Laboranalysen sind jährlich notwendig. Dabei werden sowohl Hauptnährstoffe als auch Spurennährstoffe analysiert. Der Anwender weiss daher ganz genau, welche Nährstoffe er düngt und kann dies in seinem Nährstoff-Management berücksichtigen. Normalerweise werden in der Düngung für Hofdünger lediglich Standardnährstoff-Gehalte verwendet. Darüber hinaus werden Vergärungsprodukte mindestens einmal jährlich auf Schwermetalle analysiert. Eine unabhängige Kontrolle der Vergärungsanlagen, inklusive Kontrollanalysen, erfolgt jährlich durch das Inspektorat der Kompost und Vergärbranche im Auftrag der Kantone.

Mit Kunststoff verunreinigte Biomasse sind ein grosses Problem. Sind landwirtschaftliche Vergärungsanlagen auch davon betroffen?
In den letzten Jahren waren die Diskussionen der Kunststoff-Verunreinigungen tatsächlich gross. Gerade industriellen Vergärern ist die Problematik präsent, da sie im grossen Stil verpackte Abfälle verarbeiten, beispielsweise Lebensmittelabfälle von Grossverteilern.

Haben landwirtschaftliche Vergärer dieses Problem nicht?
Ökostrom Schweiz hat im Winter/Frühjahr 2019 eine Analysenkampagne bei seinen Mitgliedern durchgeführt. Die ersten und noch nicht veröffentlichten Ergebnisse bestätigen unsere Erfahrung, dass landwirtschaftliche Biogas-Anlagen mit Kunststoff-Verunreinigung kaum Probleme respektive Grenzwertüberschreitungen haben. Die meisten Biogas-Anlagen haben überhaupt keine analysierbaren Fremdstoffanteile in den Vergärungsprodukten. Grund dafür ist, dass die meisten landwirtschaftlichen Biogas-Anlagen keine Materialien einsetzen, die überhaupt Verunreinigungen in die Biogas-Anlagen bringen könnten.