Herr Bärtschi, wie beliebt und dementsprechend gefragt ist der Entlebucher Sennenhund in der Schweiz?

Alfred Bärtschi, Präsident SKES: Die Rasse ist sehr gefragt. Die Nachfrage nach Welpen ist beispielsweise zufriedenstellend. Eine gewisse Konkurrenz spüren wir, weil vermehrt Strassenhunde aus Spanien oder Osteuropa gerettet und in die Schweiz geholt werden. Bei diesen Hunden stellen die Halter aber oft erst später gewisse gesundheitliche Probleme fest.

Und die Entlebucher leiden nicht unter gesundheitlichen Problemen? Schliesslich können durch Zucht ungewollte Krankheitsbilder oder Erbfehler in einer Population gefestigt werden.

Das stimmt. Doch wir – der Schweizerische Klub für Entlebucher Sennenhunde SKESachten bei der Zucht stark darauf, gesunde Entlebucher heranzuziehen. Von der Hüftgelenkdysplasie, einer Fehlbildung im Hüftgelenk, ist der Entlebucher beispielsweise wenig betroffen. Das liegt sicher auch daran, dass es eine mittelgrosse und keine grosse Hunderasse ist. Den anderen Grund sehe ich im klaren Fokus unserer Zucht.

Dank der verbesserten Diagnostik können wir ausserdem die genetische Disposition verschiedener Krankheiten testen. So hatten Entlebucher früher häufig Augenerkrankungen. Heute haben wir diese recht gut im Griff: Jeder Hund, der zur Ankörung will, wird mittels Blutprobe getestet.

«Ein Rassehund ist zwar teurer, dafür aber gesund.»

Alfred Bärtschi, SKES

So wird herausgefunden, welche Entlebucher Träger der Genvariante sind, die für die für die Augenkrankheit Progressive Retinaatrophie PRA codiert. Durch gezielte Paarung mit einem Hund, der die andere, «gesunde» Genvariante trägt, kann verhindert werden, dass reingezüchtete Entlebucher Hunde an PRA erblinden.

Zusammenfassend kann ich nur empfehlen, einen Rassehund mit Abstammungspapieren zu kaufen. Er ist zwar teurer, dafür aber gesund. Natürlich kann auch er krank werden. Aber die erbliche Vorbelastung ist so gering wie möglich gehalten.

Sie haben die Zuchtpopulation erwähnt. Wie breit ist sie aufgestellt?

Die Population ist tatsächlich nicht allzu gross. Im letzten Jahr hatten wir 16 männliche und 20 weibliche Zuchttiere. Durch die hervorragende Arbeit unseres Zuchtwarts werden allerdings gezielte Anpaarungen gemacht. So konnte eine breite genetische Vielfalt erhalten bleiben.

Ergänzend kreuzen wir ausländische Entlebucher Genetik ein. So bringen Züchter ihre Hündin beispielsweise zu einem Rüden nach Schweden oder Österreich. Das frischt die Genetik auf. Und für die Züchter waren es Gelegenheiten für spannende Gespräche.

Das hört sich nach einigem Aufwand an. Wie viele Leute sind bereit, diese aufwändige Zuchtarbeit zu übernehmen?

Natürlich müssen nicht alle mit ihrer Hündin nach Schweden fahren, um sie decken zu lassen. Doch auch sonst ist der Aufwand eines Züchters gross und darf nicht unterschätzt werden. Die Aufzucht und Betreuung von Hundewelpen ist aufwändig und erfordert grosszügige Einrichtungen in den Zuchtstätten.

Dementsprechend fehlen uns Zuchtstätten. Aber die tiefen Geburtenzahlen der Entlebucher haben sich im letzten Jahr etwas erholt und so bin ich doch zuversichtlich.

Zum Schluss noch die Frage zum Wesen des Entlebuchers: Was zeichnet diesen Sennenhund aus?

Der Entlebucher ist ein ausserordentlich treuer Hund. Er eignet sich daher ideal als Familienhund. Früher hütete und trieb er das Vieh auf dem Bauernhof. Heute lassen nur noch wenige ihren Entlebucher treiben, eher noch hüten.

Die Rasse ist ausserdem agil, lernfähig und liebenswürdig. Das ermöglicht es, mit dem Entlebucher alles zu machen: Agility oder andere Hundesportarten, Lawinenrettungen oder Therapiestunden.

Zum Entlebucher Sennenhund im Nutztier-Lexikon