Die Bauernverbände der deutschsprachigen Länder fordern in der «Arenenberger Erklärung» die Stärkung der Ernährungssicherheit durch die eigene Landwirtschaft.

Die Präsidenten der deutschsprachigen Bauernverbände unterzeichnen die Arenenberger Erklärung.Arenenberger ErklärungDie «Arenenberger Erklärung» der Bauernverbände der deutschsprachigen Länder im WortlautMittwoch, 19. Oktober 2022 Konkret fordern die Bauernverbände der deutschsprachigen Länder ihre Regierungen auf allen politischen Ebenen sowie die Öffentlichkeit und alle Entscheidungsträger dazu auf, jegliche Massnahmen zu vermeiden, die einer nachhaltigen und effizienten Lebensmittelproduktion sowie der Versorgungssicherheit schaden.

Die Regierungen sollen Rahmenbedingungen schaffen, unter denen die Landwirtschaft alle verfügbaren Ressourcen effizient und nachhaltig für die Lebensmittelproduktion nutzen und ihre Produkte auf stabilen Märkten zu fairen Preisen handeln kann. Dazu gehöre auch ein angemessenes Einkommen für die Produzenten von Lebensmitteln.

Hinter der «Arenenberger Erklärung» stehen die Bauernverbände der deutschsprachigen Länder sowie deren jeweiligen Bundesländer, Kantone oder Landeskammern:

Die Landwirte kämpfen mit der ausufernden Bürokratie und immer höher steigenden Kosten

Die «Arenenberger Erklärung» wurde an dem alle zwei Jahre stattfindenden Treffen der deutschsprachigen Bauernverbände verabschiedet. Dieses fand am 18./19. Oktober 2022 auf dem Schloss Arenenberg im Kanton Thurgau statt, welches der «Arenenberger Erklärung» ihren Namen gab. Auf dem Arenenberg ist auch das Kompetenzzentrum für die Landwirtschaft im Thurgau, die frühere Landwirtschaftsschule Arenenberg.

Die Bäuerinnen und Bauern aller beteiligten Verbände kämpfen mit ähnlichen Herausforderungen:

  • Ständig zunehmende Regulierung und ausufernde Auflagen
  • Unzumutbarer administrativer Aufwand
  • Grundsätzlich hohe Kosten bei gleichzeitig unzureichenden Produzenten-Preisen
  • Zusätzlich extreme Erhöhung der Kosten von Energie, Futter und Dünger durch den Krieg in der Ukraine

Gleichzeitig ist die lange Zeit als gegeben betrachtete Versorgungssicherheit gerade durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der Weltwirtschaftskrise keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Präsidenten aller teilnehmenden Organisationen verabschiedeten und unterschrieben daherdie gemeinsame «Arenenberger Erklärung» zuhanden ihrer Regierungen.

Die Diskrepanz zwischen Sonntagswünschen und Montagsrealität

Beim letzten Treffen der deutschsprachigen Bauernverbände im Mai 2018 (2020 musste pandemiebedingt ausfallen) funktionierte die Landwirtschaft noch in einem völlig anderen politischen Umfeld. Die Corona-Pandemie und der brutale Krieg von Russland in der Ukraine waren damals nicht vorstellbar.

Die Pandemie (seit Februar 2020) und der Ukraine-Krieg (seit Februar 2022) veränderten auch die Landwirtschaft in Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Österreich und im Südtirol (I). Obwohl die fünf Länder sehr unterschiedliche politische Rahmenbedingungen haben, haben sie aber die gleichen Probleme: Sie müssen mitten in einer Weltwirtschaftskrise die Ernährungssicherheit mit dem Klimawandel und der Biodiversität «unter einen Hut» bringen.

Dabei zeigt das Konsumverhalten noch viel mehr als vor der Pandemie und dem Krieg, dass die Forderungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft und das tatsächliche Konsumverhalten oft weit auseinander klaffen. Vor allem in Deutschland ist der Bio-Markt 2022 völlig zusammengebrochen. «Diese Diskrepanz zwischen den gut gemeinten Sonntagswünschen und der Montagsrealität im Supermarkt können die Landwirte nicht lösen», brachte es der Direktor den Schweizer Bauernverbandes, Martin Rufer, auf den Punkt.