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Kurz & bündig

  • Die fünf wichtigsten Importeure von Melkrobotern haben 2020 mehr Anlagen verkauft als je zuvor.
  • Alleine im Jahr 2020 wurden in der Schweiz 300 Melkroboter verkauft.
  • Der Melkroboter-Anteil liegt heute bei 10 Prozent, längerfristig soll er auf bis zu 80 Prozent steigen.
  • Lely, DeLaval, Boumatic, GEA und Lemmer Fullwood über die Marktsituation und was ein Melkroboter in zehn Jahren kann.

Auf dem Melkroboter-Markt läuft es rund. Immer mehr Landwirte entscheiden sich für ein automatisches Melksystem AMS. In der «BauernZeitung» berichten die Marktleader in der Schweiz, dass sie im Jahr 2020 mehr Anlagen als je zuvor verkauft haben. Gegen 300 AMS sollen insgesamt neu installiert worden sein. Damit liegt der Melkroboter-Anteil in der Schweiz derzeit um die 10 Prozent.

2021 läuft es für die Anbieter weiterhin erfolgreich. Auf Anfrage berichten sie von einem erfolgreichen Jahresbeginn auf hohem Niveau wie im letzten Jahr, so bei Lely. Bei DeLaval hat man nach eigenen Angaben mit 48 verkauften Anlagen in den ersten drei Monaten die Verkaufszahlen vom Vorjahr verdoppelt. So etwas hätte man vor Kurzem nicht erwartet, erklärt Urs Schmid, Produktleiter Melken/Füttern/Kühlen bei DeLaval Schweiz. Bei GEA sieht man ebenfalls optimistisch in die Zukunft. Die Nachfrage nimmt stark zu, informiert das Unternehmen.

Starkes Wachstum erwartet

Hört man sich die Zukunftspläne der Robotermelktechnik-Anbieter in der Schweiz an, gehen diese von einem Anteil der AMS bis zu 80 Prozent aus. Marcel Schwager, Leiter Verkauf und Marketing beim Lely Center Härkingen, rechnet längerfristig mit rund 10 000 Milchproduzenten in der Schweiz. Dabei liege das Potenzial für Melkroboter bei 7000 bis 8000 Betrieben.

Marcel Schwager von Lely, wie auch Urs Schmid von DeLaval, orientieren sich bei der Marktabschätzung auch im vergleichbaren Ausland. Schwager nennt die Niederlande mit nahezu 100 Prozent AMS. Und Schmid schaut nach Norwegen, wo 90 Prozent der Betriebe bei einer Neuanschaffung auf den Melkroboter setzen.

Abwägen, ob sich die Investition lohnt

Heutige Melkroboter bieten weit mehr, als dem Landwirt die Melkarbeit abzunehmen. Sensoren erfassen den Zustand jeder Kuh und geben dem Landwirt entsprechende Handlungsempfehlungen. Zum Beispiel zum Brunstzeitpunkt oder zu allgemeinen Tiergesundheit. Die Anlagen erfassen immer mehr Tierdaten und unterstützen den Landwirt beim Herdenmanagement.

Solche zusätzliche Leistungen, die über das reine Melken hinaus gehen, führen zu höheren Unterhaltskosten als für eine Anlage, die ausschliesslich dem Melken dient. Ob sich ein Melkroboter im Einzelfall lohnt, ist also auch eine Frage der jährlichen Kosten, die vor dem Kauf so genau und plausibel wie möglich geprüft werden müssen.

Die Frage, ob sich eine Investition letztlich lohnt, ist nicht nur allein mit Zahlen zu beantworten. Alle Landwirte unserer Melkroboter-Serie 2020 berichteten von ruhigeren Tieren, mehr Tierwohl, weniger Tierarztkosten, mehr Milchleistung und gezielterer Tierbetreuung durch frühzeitige Erkennung von Abweichungen vom normalen Verhalten durch Sensoren. Durch Tierdaten, die der Roboter erfasst, und mit eigenen Beobachtungen, kann eine Erkrankung früher erkannt und behandelt werden. Ein Landwirt berichtete, dadurch den Erfolg mit homöopathischer Behandlung zu verbessern.

Ein Melkroboter ist also wie ein Smartphone, er kann viel mehr als bloss telefonieren, respektive melken.

 

DeLaval

Wie viele Anlagen hat DeLaval 2020 verkauft?
Wir haben im letzten Jahr 90 VMS V300 und 20 VMS Classic (Occasions-Melk-roboter) verkauft. Das waren mehr als erwartet. Einen grossen Schub gibt uns das neue Robotermodell VMS V300/V310 mit der Livebild-Kamera und der Progesteron-Messung. Hier wurde der Nerv der Zeit getroffen.

Wie viele Betriebe hatten vorher kein AMS?
Wir haben solche, die von einem Roboter auf zwei Roboter gewechselt haben oder das Classic Modell mit einem VMS V300 ausgetauscht haben. Einige kleinere Betriebe haben ein VMS Classic Modell installiert. 85 Betrieb hatten vorher noch kein AMS.

Wechseln Landwirte bei Ersatzbeschaffungen den Hersteller oder nur das Modell?
Rund 20 Betriebe wechselten von einem VMS Classic auf einen VMS V300. Die Classic Maschinen konnten wir wieder auf kleineren Betrieben einsetzen. Da haben wir eine grosse Nachfrage bei Betrieben ab 20 Kühen. Bei der Ersatzbeschaffung bleiben die Kunden in der Regel der Marke treu. Das ist dem neuen Modell VMS V300/V310 geschuldet, das so präzise und schnell arbeitet und eine genaue Progesteronmessung durch-führen kann.

Was sind die wichtigsten Ausstattungsoptionen?
Die dem menschlichen Auge nachempfundene Livebild-Kamera. Die genaue Progesteronmessung, ein Herden-managmentprogramm mit genauen Handlungsempfehlungen und das Melken nach den goldenen Melkregeln (Vormelken, dann richtig Melken, mit kuhindividueller Smart Pulsation).

Was kann Ihr Melkroboter in zehn Jahren?
Unser Melkroboter passt ideal zu den Familienbetrieben in der Schweiz und wird sich entsprechend weiterentwickeln. Es ist schwierig abzuschätzen was im Detail alles möglich wird. Der Melkroboter wird sich immer noch mehr zu einem verlässlichen Partner im Stall entwickeln, der mit den Tieren gut integriert ist. Er wird den Landwirt mit klaren Informations- und Handlungsempfehlungen unterstützen.

www.delaval.com 

Lely

Wie viele Anlagen hat Lely 2020 verkauft?
Wie seit Jahren stiegen auch die Verkäufe im letzten Jahr an. Es konnten über 130 Lely AMS verkauft werden. Der Lely Astronaut ist seit über 20 Jahren der mit Abstand meistverkaufte Melkroboter schweiz- und weltweit.

Wie viele Betriebe hatten vorher kein AMS?
Der Lely Astronaut erweist sich als langlebig und viele Anlagen laufen über 20 Jahre. Deshalb handelt es sich bei über 95 Prozent der 130 Anlagen um Neukunden, die bisher konventionell gemolken haben.

Wechseln Landwirte bei Ersatzbeschaffungen die Marke?
Unsere Kunden, die bereits gute Erfahrungen mit dem A2, A3 oder A4 Roboter gemacht haben, vertrauen auch beim nächsten Schritt wieder auf unsere Erfahrung und die kostengünstige Melkarbeit des Astronauten. Interessant ist zudem, dass sich in den letzten 10 Jahren rund 25 Betriebe für einen Wechsel von einem Fremdmarken-Roboter auf den bewährten Lely Astronaut entschieden haben.

Was sind die wichtigsten Ausstattungsoptionen?
Das I-Flow-Durchgangskonzept, bei dem die Kuh den Roboter gerade betreten und verlassen kann. Die Kuh melkt praktisch in der Herde, was den freien Tierverkehr unterstützt. Weitere Ausstattungen sind die Gesundheits- und Brunstüberwachung über das Halsband sowie eine Früherkennung von Stoffwechsel- und Eutererkrankungen durch Fett-Eiweiss-Messung und Tiergewichtsüberwachung.

Was kann Ihr Melkroboter in zehn Jahren?
Der freie Kuhverkehr wird sich weiter bewähren und mit den besten Ergebnissen überzeugen. Lely wird seine führende Position in der Analytik, Früherkennung und Tierwohl weiter ausbauen. Immer mit dem Fokus eines bestmöglichen Kosten-/Nutzenverhältnis. Bereits in naher Zukunft werden wir neue Werte zur Trächtigkeits- und Gesundheitsüberwachung wesentlich günstigster messen können als mit den heutigen Technologien. Der Familienbetrieb Lely hat sich durch bahnbrechende Innovationen zum marktführenden Roboterhersteller herangearbeitet und wird auch in Zukunft den Markt mit innovativen Produkten und Optionen überraschen und anführen. 

www.lely.com 

 

Boumatic

Wie viele Anlagen hat Boumatic 2020 verkauft?
Im vergangenen Jahr wurden 5 Stück verkauft. Damit waren es weniger als erhofft. Dafür konnten wir mehr Melkstände als erwartet verkaufen.

Wie viele Betriebe hatten vorher kein AMS?
Alle Betriebe haben vorher mit einem konventionellen Melksystem gemolken.

Wechseln Landwirte bei Ersatzbeschaffungen den Hersteller?
Bei uns gab es keine Markenwechsel.

Was sind die wichtigsten Ausstattungsoptionen?
Sehr häufig wird das RealTime Activity-System gekauft. Die Landwirte erhalten Daten über Brunst-, Fress-, Wiederkau-, Bewegungs- und Liegeverhalten der Kühe. Mit diesen detaillierten Informationen hat der Nutzer eine perfekte Entscheidungsgrundlage, um zum Beispiel die Kühe im richtigen Zeitpunkt zu besamen.

Was kann Ihr Melkroboter in zehn Jahren?
Bis in zehn Jahren werden noch wesentlich mehr Gesundheitsdaten der Kühe und Milchinhaltsstoffe wie Qualität analysiert. Die Systeme werden noch präziser sein und den Landwirten Entscheidungen vorschlagen, vielleicht sogar übernehmen.

www.hofstetter-melk.ch

Lemmer Fullwood

Wie viele Anlagen hat Lemmer Fullwood 2020 verkauft?
Einige Roboter-Melkanlagen konnten verkauft werden. 

Wie viele Betriebe hatten vorher kein AMS?
Es waren bei uns alle Neukunden, die vorher noch keinen Roboter hatten.

Was sind die wichtigsten Ausstattungsoptionen?
Die Armsteuerung mit Elektromotoren, damit ist der Merlin der energiefreundlichste Roboter auf dem Markt. Die Kochendwasserreinigung für eine Reinigung ohne Reinigungsmittel. Die Aktivitätsmessung mit Pedometer für eine exakte Brunstüberwachung. Die kostenneutralen Komponenten zur Berechnung des Vitalitätsprofils von jedem Tier.

Was kann Ihr Melkroboter in zehn Jahren?
Der Roboter wird immer zuverlässiger und kann immer mehr Daten aus-werten und somit dem Kunden helfen, die Herde zu überwachen.

www.lemmer-fullwood.info

 

GEA

Wie viele Anlagen hat GEA 2020 verkauft?
Wir belieferten 32 Kunden mit 40 Melk-boxen.

Wie viele Betriebe hatten vorher kein AMS?
30 Betriebe hatten vorher noch keinen Melkroboter.

Wechseln Landwirte bei Ersatzbeschaffungen den Hersteller?
Zwei Betriebe haben sich für einem Markenwechsel zu GEA entschieden.

Was sind die wichtigsten Ausstattungsoptionen?
Das «In-Liner Everything»-Konzept (stimulieren, waschen, vormelken, melken, dippen im selben Becher) und das viertelsweise Milchableiten sind Standardausstattungen. Die Kunden profitieren vom effizientesten Ansetzprozess und der Möglichkeit, die Milch von einzelnen Vierteln abzutrennen. Die Aktivitätsmessung CowScout wird sehr häufig gekauft. Mit der Aktivität, der Fress- und Wiederkauzeitenüberwachung erhält der Landwirt eine genaue verhaltensbasierte Rückmeldung über die Brunst und den Gesundheitszustand seiner Herde. Zudem entscheiden sich Kunden häufig für die Klauenwaschanlage. Im GEA Dairy-Robot R9500 kann diese tierindividuell eingestellt werden.

Was kann Ihr Melkroboter in zehn Jahren?
Schnell und schonend melken werden die wichtigsten Anforderungen bleiben. Bei der Sensorik und Herdenmanagement sind einige interessante Lösungen in Vorbereitung. Ziel der zukünftigen Entwicklungen ist, dass der Landwirt die Herde mit einem minimalen Aufwand «managen» kann. Dabei ist es wichtig, dass durch die Sensorik keine laufenden Kosten anfallen.

www.gea.com