In der Schweiz braucht niemand einen Lexion-Grossmähdrescher. Man kann auch zu viele Funktionen, zuviel Kraft, Ausdauer und Komfort haben. Das Mittelklasse-Modell von Claas, der Tucano, reicht auf Schweizer Feldern längstens.

Das war nicht immer so. Denn der Montana-Hangausgleich ist beim Tucano erst seit dieser Saison verfügbar, so dass mancher Landwirt oder Lohnunternehmer doch einen Lexion kaufte. Als Montana gleicht der Mähdrescher einen Seitenhang bis 18 Prozent aus. Ein wichtiges Kriterium in der Schweiz, wo ein Mähdrescher selten topfeben steht.

Nur wenn die Mähdrescher-Kiste senkrecht steht, kann die Drescherei im Innern ihre volle Leistung erbringen. Begrenzend sind die Reinigungs-Siebe, die am Hang einseitig belastet werden. Spreu, Korn und Kurzstroh rutschen auf die Talseite.

Auf der Bergseite sind die Siebe weniger bedeckt und der Wind, der die Spreu vom Korn trennen sollte, entweicht dort, weil der Widerstand geringer ist. Dadurch sinkt die Leistung ohne Hangausgleich stark. Bisher wurde mit einem dreidimensional gesteuerten Sieb dagegengewirkt. Dieses wird nicht nur in der Längsrichtung, sondern auch seitlich bewegt.

Beim Tucano regelt ein Fahrer-Assistenzsystem den Hangausgleich automatisch. Das System reagiert auch bei Längsneigung des Dreschers, reduziert die Gebläse-Drehzahl bei der Bergauffahrt und erhöht die Drehzahl bei der Talfahrt. Die Einsätze im Hang werden mit einem neuen Allradantrieb unterstützt. Mit Radmotoren wurde die Leistung der Hinterachse gegenüber der Standard-Allradachse deutlich erhöht.

Die Tucano-Mähdrescherfahren mit drei Modellen vor

Beim Tucano kennt man neben der «abgespeckten» Serie Tucano 300 die Serien Tucano 400 und Tucano 500.

Die Tucano 500er-Serie ist mit einem Rotor zur Restkorn-Abscheidung ausgestattet und hat somit ein Hybrid-Dreschsystem mit Dreschtrommel und Rotor. Gleich wie beim Lexion, allerdings hat dieser zwei Rotoren. Bei der Tucano 400er-Serie erfolgt die Restkorn-Abscheidung mit fünf oder sechs Schüttlern.

Diese beiden Serien haben ein APS-Dreschwerk (Accelerated Pre Separation = beschleunigte Vorabscheidung). Dabei wird mit einer Trommel vor der eigentlichen Dreschtrommel das Erntegut beschleunigt, was den Gutfluss verbessern soll.

Zusätzlich werden durch die Zentrifugalkräfte der ersten Trommel bis zu 30 Prozent der Körner durch einen Korb unter der Vortrommel getrennt. Beide Mähdrescher-Serien gibt es auch als Montana.

Die zwei Modelle der «abgespeckten» 300er-Serie haben fünf- oder sechs Schüttler, sind einfacher aufgebaut und bieten weder APS noch eine Montana-Variante.

Die Wahl des Dreschwerks ist von der Nutzung des Strohs abhängig. Schüttler sind weniger aggressiv zum Stroh und kommen dort zum Einsatz, wo der Stroh-Ertrag eine grosse Bedeutung hat. Geht es aber ausschliesslich um die Korn-Qualität, ist das Hybridsystem die bessere Wahl. Die Restkorn-Abscheidung ist intensiver (daher die Strohbelastung), dafür kann die Dreschtrommel etwas schonender eingestellt werden.

Tucano-Mähdrescher habeneinen grossen Korntank und viel PS

Die Einstellungen des neuen Tucanos werden am neuen Claas CEBIS-Terminal angezeigt. Die Dreschwerk-Einstellungen können entweder an Schaltern an der Armlehne oder am CEBIS-Touchscreen vorgenommen werden. Dabei tippt man mit dem Finger beispielsweise auf das Dreschwerk, das am Bildschirm dargestellt wird. Wie man es sich vom Smartphone gewohnt ist, öffnet sich ein Feld, auf dem die Verstellung der Drehzahl möglich ist. Der Vorgang ist intuitiv. Dadurch lässt sich der gesamte Mähdrescher einfach bedienen.

Die Motorleistung liegt beim grössten Tucano 580 Hybrid bei 381 PS. Damit leistet er nur knapp 30 PS weniger als der kleinste Lexion der neuen Serie, übertrifft aber den kleinsten Lexion mit 11 000 Litern beim Korntank-Volumen um 1000 Liter.