Michael Kern ist auf Fendt-Traktoren aufgewachsen – und mit ihnen verwachsen. Schon als Kind ist Kern mit Fendt-Traktoren herumgefahren auf dem Hof seiner Eltern irgendwo in jenen Weiten um Schaffhausen, wo man nie genau weiss, wo Deutschland anfängt und die Schweiz aufhört.

Kerns elterlicher Hof ist mittlerweile ein Teil jenes Unworts namens «Strukturbereinigung» geworden. Aber die Liebe zu den Traktoren ist ihm geblieben: Schon mit 31 Jahren wurde Michael Kern bei der GVS Agrar AG Verkaufsleiter für Fendt-Traktoren in der Schweiz.

Mit rund 400 verkauften Maschinen jährlich ist er Schweizer Marktführer – obwohl die grünen Traktoren preislich deutlich über der Konkurrenz liegen. Es ist wohl so, wie anderswo auch in der Schweiz – Schweizer Landwirte mögen Qualität und sind bereit (und auch in der Lage) mehr dafür zu bezahlen.

Entsprechend haben Schweizer Landwirte die modernste Traktoren-Flotte Europas mit der tiefsten Auslastung. Viele Schweizer Fendt-Traktoren erreichen deshalb die relativ lange Zeit von 500 Betriebsstunden zwischen zwei Service-Terminen nicht in einem Jahr – ein wichtiger Vorteil von Fendt, wie Michael Kern betont.

Das stufenlose Vario-Getriebe ist seit 1995 ein handfestes Argument für Fendt-Traktoren

Und hier relativiert sich auch die angebliche Übermechanisierung der Schweizer Bauern. Die Schweizer Landwirtschaft ist sehr kleinteilig und jeder Bauernbetrieb braucht einen Traktor als Basis-Arbeitsgerät, egal wie gross der Betrieb ist.

Zudem bietet Fendt seit 20 Jahren das stufenlose Vario-Getriebe an, das vor allem bei Landwirten in Bergregionen sehr beliebt ist. Da ist das Wegfallen des Schaltens nicht einfach ein «nice to have», ein Luxus-Feature an einem teuren Traktor. Es ist lebenswichtig.

Bei älteren Traktoren mit manuell geschaltetem Getriebe hängt am steilen Berghang die ganze Last an wenigen kleinen Zähnen der Zahnräder im Getriebe. Wenn auf einer steilen Wiese mit angehängtem Ladewagen der Gang rausspringt, rast das tonnenschwere Gespann plötzlich immer schneller rückwärts abwärts, Metallsplitter sirren durch die Luft, Maschinen überschlagen sich. Das Resultat: Totalschaden und ein Fall für die Rettungsflugwacht.

Das Vario-Getriebe ist immer kraftschlüssig, es gibt keinen Gang der herausspringen kann, auch auf der steilsten Wiese nicht. Allein das schon ist jeden Preis wert.

Es gibt immer mehr Schweizer Lohnunternehmen – und viele davon fahren Fendt

Während Lohnunternehmen in der Schweiz noch vor wenigen Jahren praktisch kaum bekannt waren, machen sie heute rund 30 Prozent des Absatzes von Fendt aus. Sie brauchen einen umfangreichen landwirtschaftlichen Maschinenpark, wenn das Wetter drängt, wenn ein Gerät aussteigt oder schon fest eingeplant ist. Die Lohnunternehmen brauchen grosse Maschinen, um die Bedarfsspitzen zu brechen. Oft auch für grosse Transportaufgaben mit ganzen Zügen von mehreren Anhängern.

Die Lohnunternehmen leisten mit ihren Maschinen deutlich mehr Betriebsstunden als ein bäuerlicher Kleinbetrieb. Da kommen schon mal 1000 Stunden und mehr pro Jahr zusammen – und die Maschine geht dann gleich zweimal jährlich in den Service.

70 Traktoren sind für die Fendt-Mietflotte in der Schweiz unterwegs

In eine ähnliche Richtung zielt auch die Schweizer Mietflotte von Fendt. 70 Traktoren sind permanent als Mietfahrzeuge unterwegs. Für die Kunden hat das den Vorteil, dass sie Arbeits-Spitzen brechen können ohne auf Lohnunternehmen zurückgreifen zu müssen oder zusätzliches Kapital für einen weiteren Traktor zu binden. Zudem können sie ausprobieren, welches Gerät für sie im Fall einer Neuanschaffung ideal geeignet wäre und wie sie es am besten einsetzen.

Fendt selber hat mit der Mietflotte einen kontinuierlichen Nachschub an praktisch neuen, sehr gut unterhaltenen Occasions-Traktoren, mit denen sich das Marktsegment jener Landwirt erschliessen lässt, die sich keine neuen Maschinen leisten wollen oder können – oder sonst auf günstigere Konkurrenzprodukte ausweichen würden. In der Automobilbranche würde man von Jahreswagen sprechen.

Lohnunternehmer und Gemüsebauern verplanen die Einsätze ihres teuren Maschinenparks minutengenau

Bei diesen Entwicklungen zeigt sich auch, dass Service immer wichtiger wird. Vor allem für Lohnunternehmer, welche die Einsätze ihres teuren Maschinenparks minutengenau planen und riesige Ausfälle mit einem Rattenschwanz von Termin-Kollisionen bewältigen müssen, wenn die Maschine nicht verfügbar ist.

Beim Service bekommen die Maschinen oft auch gleich noch eine neue Software eingespielt. Zudem ist das Konzept der heutigen Maschinen nicht mehr, dass man sie möglichst einfach reparieren kann, sondern dass man sie möglichst nie reparieren muss.

Denn nicht nur Lohnunternehmen sind auf minutengenaue Planung angewiesen, sondern auch ihre Auftraggeber, insbesondere Gemüsebauern, die mit ausgeklügelten Logistik-Ketten meist für Grossverteiler produzieren. Diese Logistik erträgt es nicht, wenn der Landwirt einen Vormittag lang mit ölverschmierten Händen fluchend unter dem Traktor liegt.

Im Gemüsebau sind bis 90 Prozent der ausgelieferten Fendt-Traktoren GPS-tauglich

Gerade der Gemüsebau ist es, der die High-Tech im Traktorenbau antreibt, sagt Michael Kern. Ausser der grünen Farbe haben die modernen Fendt-Traktoren deshalb kaum mehr etwas gemeinsam mit jenen Maschinen, auf denen er als Kind herumgeklettert ist: Im Gemüsebau sind 70 bis 90 Prozent der ausgelieferten Traktoren GPS-tauglich und haben entsprechend eine satellitengestützte Spurführung.

Das erlaubt fadengerade Ackerfurchen und Samenreihen. Bei jedem Mal, wenn man neu ins Feld fährt, bleibt der Traktor zentimetergenau in der alten Spur um ja kein bereits gewachsenes Pflänzchen zu verletzen. Und der Fahrer kann sich auf die exakte Dosierung von Dünger und Spritzmitteln konzentrieren.

Der Markt für Elektro-Traktoren liegt im Bereich Industrie, Strassen und Umwelt

Aber auch der Elektro-Antrieb für Traktoren ist ein Thema. Als Fendt im Sommer 2017 einen Prototyp im 100-PS-Bereich vorstellte, hat Michael Kern prompt schon Anfragen für die Maschine erhalten. Interessiert ist vor allem der so genannten ISU-Bereich (Industrie, Strassen und Umwelt), der etwa 10 Prozent der Verkäufe ausmacht.

Diese Kunden sind nicht Landwirte, sondern Gemeinden und Tiefbauämter, die Strassenborte mähen, Parks pflegen oder auch Schnee räumen. Diese ISU-Maschinen sind mitten in Städten und Siedlungen unterwegs, oft auf Quartierstrassen. Und nagelnde Traktoren-Diesel am frühen Morgen vor dem Schlafzimmerfenster sind für viele Städter ein Ärgernis, auch wenn sie die Strasse vom Schnee räumen, damit genau jene Städter mit dem Auto zur Arbeit fahren können.

Bis zum bezahlbaren Elektro-Traktor ist der Weg allerdings noch sehr weit. Der Lithium-Ionen-Akku allein kostet rund 90 000 Franken – soviel wie ein kompletter identisch grosser Traktor mit Dieselmotor.

Zudem sinkt die Einsatzzeit des Elektro-Traktors mit dem Betrieb von Zusatz-Aggregaten von sechs bis acht Stunden auf nicht alltagstaugliche drei bis vier Stunden. Immerhin lässt sich der Akku innerhalb einer Stunde wieder auf 80 Prozent laden.

Trotzdem – der Anfang ist gemacht und Michael Kern wird auch in diese Technologie mit Begeisterung hineinwachsen.