Kurz & bündig

- Dank der Maschinengemeinschaft können die beteiligten Landwirte technisch hochwertige Maschinen zu einem günstigen Preis, der meist unter dem Richtwert liegt, nutzen.
- Die Maschinenbeteiligung erfolgt individuell, nicht jeder Landwirt aus der Gemeinschaft ist an jeder Maschine beteiligt.
- Damit die Gemeinschaft funktioniert, braucht es Toleranz von allen Beteiligten – sowohl zwischenmenschlich, organisatorisch wie auch finanziell.

Hochwertige Maschinen gemeinsam kaufen, um die Kosten zusammenzutragen: das war die Devise von vier Landwirten aus dem bernischen Seedorf. Sie gründeten zusammen vor 20 Jahren eine eigene kleine Maschinengemeinschaft, obwohl es in der Region bereits zwei Maschinenringe gab.

«Zusammen können wir qualitativ und technisch bessere Maschinen anschaffen und deren Auslastung erhöhen. Somit können wir die Kosten unter den Richtwert des Maschinenkostenkatalogs bringen», erzählt Urs Häni, einer der Gründer und Administrator der Maschinengemeinschaft.

Was mit einem Dammformer und einer Kreiselegge begann, weitete sich bis heute auf 14 Maschinen und 14 beteiligte Landwirte in der Maschinengemeinschaft aus. Die Zahlen sind aber zufällig, denn es sind nicht alle Landwirte an allen Maschinen beteiligt. Das war von Anfang an die Philosophie. Jeder soll sich nur an Maschinen beteiligen, die er möchte und die seinem Betrieb etwas nützen. Die individuelle Abrechnerei gibt für Urs Häni bei der Buchhaltung zwar etwas mehr Aufwand, ist aber letztendlich für alle Beteiligten am sinnvollsten.

Vor Kurzem kam auch Roman Lauper neu zur Maschinengemeinschaft hinzu. Lauper hat 2023 den elterlichen Betrieb übernommen. Er kaufte sich in die Gemeinschaft ein, und zwar bei den Maschinen, die er nutzen will. «Jetzt habe ich die neuste Technik und kann viele verschiedene Maschinen brauchen, ohne dass ich als Junglandwirt gleich alles selber kaufen musste», erklärt Lauper.

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Die Maschinenkosten sinken weit unter den Richtwert

«Dass mittlerweile auch junge Landwirte in die Gemeinschaft einsteigen wollen, spricht für uns und zeigt, dass die Gemeinschaft weiterlaufen kann», sagt Urs Häni stolz. Die finanziellen Vorteile in der Maschinengemeinschaft überwiegen, das zeigt auch das Beispiel einer Kostenberechnung in den Tabellen 1 und 2. Dank der hohen Auslastung können die Flächenkosten im Vergleich zum Richtwert des Maschinenkostenkatalogs mehr als halbiert werden.

«Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Maschinenring ist bei der Maschinengemeinschaft meistens jeder Einzelne gleich beteiligt, wodurch derjenige auch gewillt ist, dass die Maschine gebraucht wird», betont Häni. Somit sei eine hohe Auslastung eher garantiert, als wenn ein Landwirt die Maschine kauft und sie den anderen vermietet.

«Wenn wir zusammen 50 000 Franken investieren, um eine Sämaschine zu kaufen, dann tut das dem Einzelnen nicht so weh, wenn sich zum Beispiel neun daran beteiligen», ergänzt Häni. Dank der Gemeinschaft können so auch teure, qualitativ hochwertige Maschinenausführungen mit neuster Technik angeschafft werden. «Beim Grubber erhieltich Ende Jahr sogar noch Geld zurück, weil ich ihn für weniger Fläche brauchte als die anderen», betont Lauper.

Maschinen, die weniger stark ausgelastet sind, wie zum Beispiel der Hackstriegel, können länger als zehn Jahre abgeschrieben werden, um die jährlichen Fixkosten tiefer zu halten. Der Hackstriegel wurde gekauft, weil die Gemeinschaft dem Trend zum herbizidlosen Anbau nachgehen wollte. Von zehn Beteiligten würden aber lediglich zwei die Maschine regelmässig nutzen. «Das ist eine Maschine, die nicht oder noch nicht rentiert, aber dank der Gemeinschaft finanziell trotzdem getragen werden kann», erklärt Häni.

Bei älteren Maschinen, die bereits abgeschrieben sind, stellte sich die Frage, wie die Maschinenkosten danach abgerechnet werden sollen – die Maschine ist nach der Abschreibungsdauer ja nicht wertlos. Die mittlerweile 19-jährige Kreiselegge wurde nach acht Jahren auf Null abgeschrieben. Nach der Abschreibungsdauer wurde der Flächenansatz aus dem Durchschnitt der letzten Jahre berechnet, zuzüglich der Reparaturkosten.

Maschinen aus der Gemeinschaft können auch von Externen gemietet werden. In diesem Fall wird ein Tarif leicht unter dem Richtwert des Maschinenkostenkatalogs verrechnet und der Ertrag aus der Vermietung in der Maschinenkostenabrechnung zusätzlich gutgeschrieben.

Die Abrechnung für alle Maschinen macht Urs Häni mithilfe einer selbst erstellten Exceltabelle (analog Tabelle Kostenbeispiel).

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Toleranz ist das A und O für eine funktionierende Gemeinschaft

«Damit die Maschinengemeinschaft langfristig funktioniert, braucht es von allen Beteiligten Toleranz in allen Belangen, sei es finanziell oder auch zwischenmenschlich», betont Häni. Denn wenn sich viele an einer Maschine beteiligen, dann wollen sie auch viele nutzen und das meistens im selben Zeitraum. Deshalb gehören der Maschinengemeinschaft vorwiegend Maschinen zur Bodenbearbeitung wie Grubber, Sämaschine, Kreiselegge und Dammformer – Futterbautechnik ist nicht dabei.

Lauper und Häni betonen, dass gerade das Jahr 2024 organisatorisch eine Herausforderung war, aufgrund der kurzen Schönwetter-Zeitfenster. Es braucht also eine gute Organisation. Zur Reservierung wird jede Maschine im Google-Kalender eingetragen. Dieser ist gratis, man braucht nur ein Google-Konto. Somit sieht jeder Beteiligte, wer welche Maschine an welchem Tag reserviert hat. «Das ist praktisch. Wenn man die Maschine am selben Tag auch nutzen will, kann man denjenigen kontaktieren, der bereits eingeschrieben ist, und fragen, ob er die Maschine wirklich den ganzen Tag braucht», ergänzt Lauper.

Somit konnten sich die Landwirte auch im 2024 gut organisieren. Und wenn man sich doch einmal zu spät eingetragen hat und die Maschine voll ausgebucht ist, bestünde immer noch die Möglichkeit, eine andere Maschine zu mieten. «Man muss etwas weiter vorausplanen und trotzdem das Wetter berücksichtigen und schliesslich flexibel bleiben», meint Lauper.

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Die Zusammenarbeit geht über die Gemeinschaft hinaus

Rücksicht und Toleranz sind zwei Begriffe, die während des Gesprächs immer wieder erwähnt werden und die essenziell seien für eine gut funktionierende Maschinengemeinschaft. Insgesamt herrsche ein sehr guter Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft sowie zwischen Jung und Alt.

Nebst dem jährlichen Treffen zum Abrechnen wird auch sporadisch eine kleine Reise organisiert. «Letztes Jahr fuhren wir mit einem Car zwei Tage in die Westschweiz und haben Betriebe angeschaut», erzählt Häni. «Solche Tätigkeiten sind sehr wertvoll für den Zusammenhalt», betont Lauper. Das würde auch der Gemeinschaft helfen, damit alle miteinander besser Zeit zum Diskutieren haben. Vielleicht deshalb habe es in den zwanzig Jahren noch nie Knatsch gegeben. «Es kann immer mal passieren, dass man an einer Maschine aus Versehen etwas kaputt macht. Dann soll man die Reparatur organisieren und bezahlen», sagt Häni. Wenn nicht, müssen am Ende alle Mitglieder der Maschine die Reparatur übernehmen. Auch für solche finanziellen Sachen brauche es Toleranz. «Wenn man Rappen spalten will, geht’s nicht», betont Lauper.

Die Beziehungen können auch über die Gemeinschaft hinausgehen. Es sei ein Geben und Nehmen, nur so komme man weiter. «Wenn ich am Schwaden bin und mein Nachbar gleich daneben noch eine Hektare Futter am Boden hat, dann kann ich auch gleich alles schwaden und der andere hilft mir ein anderes Mal», sagt Lauper.

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Eingeschränkte Maschinenverfügbarkeit in Kauf nehmen

Nebst den bisher genannten Vorteilen kann es auch Nachteile geben. Einer davon ist die Maschinenverfügbarkeit. «In diesem Punkt muss jeder überlegen, wie stark er das gewichtet», betont Häni. Wie oben beschrieben, gibt es organisatorische Möglichkeiten, aber man muss sich bewusst sein, dass die Maschine nicht jederzeit verfügbar ist. Vor allem die Sämaschine mit Kreiselegge war im Herbst 2024 für die Getreidesaat fast Tag und Nacht ausgebucht. Deshalb will die Gemeinschaft eventuell eine zweite Sämaschine anschaffen, um zeitliche Engpässe besser überbrücken zu können. 2024 habe die Sämaschine 180 Hektaren geleistet, womit die Flächenkosten bei 38 Franken pro Hektare lägen.

Als weiteren Nachteil nennen die beiden die Verrechnung von Reparaturkosten. In einem Jahr mit hohen Reparaturkosten zahlt derjenige, der die Maschine in diesem Jahr viel genutzt hat, entsprechend mehr für die Reparatur, auch wenn diese Kosten nicht nur von diesem Jahr entstanden sind. Auch dort brauche es die Toleranz, «ds Füfi la grad zsi».

Weiter würden die Betriebe immer grösser werden. Somit nutzt nicht mehr nur der Betriebsleiter die Maschine, sondern auch Lernende und Angestellte. Dort sei es wichtig, die Mitarbeitenden zu sensibilisieren, dass Sorge getragen werden muss und Defekte gemeldet werden.

Seit der Gründung ist die Maschinengemeinschaft kontinuierlich gewachsen. Die Mitglieder stellen sich die Frage, ob sie überhaupt noch mehr Landwirte in die Gemeinschaft nehmen sollen. «Je mehr Beteiligte, desto mehr Meinungen hat man», schmunzelt Häni.

Was passiert, wenn jemand austreten möchte?

Da stelle sich die Frage, ob sich die Beteiligten in einer offiziellen Form absichern wollen. Rechtlich gesehen handle es sich bis jetzt um eine einfache Gesellschaft.

Urs Häni als Gründer denkt bereits etwas weiter voraus, zum Beispiel an seine Pensionierung. Bisher ist noch nicht klar, ob und unter welchen Bedingungen aus der Gemeinschaft ausgestiegen werden soll oder kann. Diese Fragen seien noch nicht geklärt. Häni ist es ein grosses Anliegen, dass aus solchen Situationen keine Konflikte entstehen. Deshalb überlegt er, eine Art Leitbild mit einigen Grundsätzen aufzusetzen, die alle bestehenden Mitglieder und allfällige neue Mitglieder anerkennen müssen.

Ob grösser oder nicht, auf jeden Fall wird diese Maschinengemeinschaft weiter bestehen und kann als Vorbild für Neugründungen in anderen Regionen dienen.