Die Problematik Ammoniak ist komplex, einfache Lösungen gibt es kaum. Anfang Februar lud die Nationale Drehscheibe Ammoniak zu einer Fachtagung nach Hohenrain LU, die sich vor allem an Behörden von Bund und Kantonen richtete, aber auch an Stallbauplaner, die über ihre Erfahrungen berichteten. Und praktizierende Landwirte erläuterten ammoniakmindernde Massnahmen, die im Rahmen ihrer Stallbauten realisiert wurden.

Nachweisbare Wirkung

Zwar seien die Emissionen aus der Landwirtschaft seit den 1990er-Jahren kontinuierlich gesunken, die Zielgrössen seien aber noch nicht erreicht, er-klärte Thomas Kupper von der Hochschule für Landwirtschaft (HAFL). Anzusetzen sei vor allem beim Rindvieh (Anteil am Ausstoss 77 Prozent), und hier vor allem im Stall/Laufhof, bei der Güllelagerung und -ausbringung.

Die Drehscheibe Ammoniak will Wissen vermitteln, Umsetzungsempfehlungen für kantonale Massnahmenpläne Ammoniak sollen zur Harmonisierung beitragen. Zu fördern seien tierfreundliche Massnahmen zur Emissionsminderung, welche aber wissenschaftlich fundiert sein müssten. Das sei gar nicht so einfach, meinte Kupper. Die Liste sei zwar lang und umfasse viele Bereiche, die Beurteilung sei aber schwierig und langwierig. Er wies darauf hin, dass bei vielen Massnahmen eben die Datengrundlagen und Firmenangaben zu unsicher seien, damit diese als wissenschaftlich bestätigt emissionsmindernd empfohlen werden könnten. Empfohlen werden beispielsweise neben den finanziell geförderten Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne sowie erhöhten Fressständen in Rindviehställen auch die Laufgangmatte mit Gefälle oder der Amco-Rost auf Spaltenböden.

Zusatznutzen aufzeigen

Der Luzerner Fachexperte für Ammoniak, Markus Bucheli, wies darauf hin, dass Bauherren klare Vorgaben, Planungssicherheit und langfristigen Investitionsschutz bräuchten. Bei der Ammoniakberatung müsse der Zusatznutzen aufgezeigt werden wie Tierwohl, Gesundheit, Hygiene, Geruch und Image. Es brauche die Kostenwahrheit und auch finanzielle Unterstützung für Massnahmen. Trennung von Kot und Harn im Stall nehme eine Schlüsselrolle ein.

Stallbauplaner Pius Bucher von der Krieger AG stellte fest, dass viele bauwillige Landwirte wenig über Ammoniak wüssten, emissionsmindernde Massnahmen und finanzielle Unterstützung kaum kennen oder deren Nutzen teils in Frage stellen würden. Mehrkosten seien grundsätzlich Umsetzungskiller, zumal die Baukosten schon am Limit seien. Bauherren würden einfache Lösungen zugunsten des Tierwohls bevorzugen und einen klaren Nutzen erwarten. Ohne Auflagen oder finanzielle Förderung sei freiwillig kaum eine Bereitschaft für Massnahmen spürbar. Herausfordernd für Planer seien die verschiedenen Anforderungen in den Kantonen.

Franz Stadelmann von der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald sowie Roland Ilg vom Thurgauer Amt für Umwelt berichteten aus Sicht der Vollzugsbehörden über die Prüfung der Baugesuche und die Beurteilung der Ammoniakmassnahmen. In beiden tierintensiven Kantonen gibt es weitergehende Vorschriften zum Bauen und die Vollzugspraxis wie auch die Erfahrung mit Massnahmen seien auf einem überdurchschnittlichen Stand, wovon andere Kantone profitieren könnten.

Cow-Toilets geplant

Landwirt Franz Röösli aus Hellbühl LU erläuterte das langwierige Bauverfahren bei seinem Stallbauprojekt, so auch wegen dem «sehr schwerfälligen Bauamt der Stadt Luzern». Er realisiert einen Ersatzbau für 50 Milchkühe, in welchem er die kantonalen Vorgaben (Fressplatzauftritt und Harnsammelrinne mit Gefälle) umsetzen wird. Zusätzlich seien zwei CowToilets geplant (das freiwillige Uriniersystem für Milchkühe). Ziel müsse sein, dass der Stall 20 Jahre lang den Anforderungen genüge und mit dem Milchgeld amortisiert werden könne.

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Praxisbetriebe besucht

Vorgängig der Fachreferate wurden zwei Betriebe besucht, wo in Rindviehställen ammo­niak­reduzierende Massnahmen realisiert wurden.

Markus Kaufmann vom Ibenmoos in Kleinwangen LU hat vor rund zehn Jahren die zwei Standardmassnahmen Fressplatzauftritt und Harnsammelrinne mit Gefälle eingebaut. Vor einem Jahr musste er die drei Schieberanlagen ersetzen, da sie «durchgelaufen» waren. Er führt dies auf die höhere Abnützung zurück, da die Schieber wegen dem Gefälle weniger Urin vor sich her schieben. Kaufmann erwartet, dass bei der Bemessung von Unterstützungs­geldern für den Bau von emissionsmindernden Massnahmen nicht nur die Bau­kosten, sondern auch die laufenden Kosten berücksichtigt werden. Ansonsten seien seine Erfahrungen positiv. Insbesondere die Ruhe am Fressgitter und dass rangniedrige Tiere weniger verdrängt werden, hob er positiv hervor.

Beim Gutsbetrieb des BBZN Hohenrain wurde vor Jahren eine 3D-Gummimatte eingebaut, welche es ermöglicht, in einem bestehenden Laufstall mit Schieberentmistung  ein Gefälle zu schaffen. In Kombination mit einer häufigen ­Entmistung laufe der Urin rasch in die vorhandene Rinne und vermische sich weniger mit dem Kot. Bauberater Markus Bucheli sieht neben der Ammoniakreduktion mehrere Zusatzvorteile bei diesem Produkt: Die Kühe stehen trocken, der Boden ist rutschfest und der Urin läuft vom Fressgitter weg.