Simmentaler

Die Simmentaler haben ihren Ursprung im Berner Oberland. Von da aus wurden sie in die ganze Welt exportiert und vielseitig eingesetzt. In der Schweiz ist diese Zweinutzungsrasse nach wie vor als Alp- und Weidekuh beliebt.

Steckbrief

Gattung: Rind (Bos)

Art: Hausrind

lateinischer Name: Bos taurus

Rasse: Simmental

Ursprung: Berner Oberland

Beginn der Züchtung: bereits seit dem Mittelalter bekannt

Gefährdungsstatus gemäss FAO: nicht gefährdet (berücksichtigt werden u.a. Populationsgrösse und Anzahl männlicher/weiblicher Zuchttiere)

Masse

Widerristhöhe Kühe: 140 bis 148 cm

Gewicht Kühe: 650 bis 850 kg

Typische äusserliche Merkmale

Falbes (gelbes) Fell, seltener rot. Gefleckt, wobei der Kopf bis hinter die Ohren weiss bleibt und die Beine ebenfalls weiss sind. Hörner, wobei es auch genetisch hornlose Tiere gibt. Eine grossrahmige, kräftige Rasse.

Leistungsdaten

Simmental ist eine Zweinutzungsrasse, die sowohl für die Milch- als auch für die Fleischproduktion genutzt werden kann. Während in der Schweiz diese klassische Zweinutzung nach wie vor vorgesehen ist, wird die Rasse weltweit vor allem zur Fleischproduktion gehalten.

Milchleistung

Leistung: 6000 kg Milch/Laktation

Fett: 3,97 %

Protein: 3,35 %

Mastleistung

Geburtsgewicht: 39 bis 44 kg

Tageszunahme: 1200 bis 1500 g

Erstkalbealter: 27 bis 31 Monate

Zwischenkalbezeit: 371 bis 379 Tage

Das zeichnet die Simmentaler aus

Auffallendes Merkmal sind die breiten Hörner, die die meisten Tiere tragen. Sie machen die Simmentaler Kuh zu einer imposanten Erscheinung, deren breiter Kopf damit noch breiter wirkt.

Simmentaler sind anpassungsfähig und genügsam. Ihr Ursprung im Simmental macht sie bis heute zu guten Alpgängerinnen. Als Zweinutzungsrasse werden sie oft etwas extensiver gehalten, was die Simmentaler zu einer nachhaltigen Rasse macht.

Die Geschichte der Simmentaler

Die Anfänge

Es gibt keine andere Rinderrasse, die innerhalb der Rasse eine so grosse Vielfalt an Nutzungstypen hat, wie die Simmentaler. Einst kamen sie in der Schweiz sogar als Dreinutzungstiere zum Einsatz: Für Milch, Fleisch und Arbeit. Letzteres ist gut vorstellbar, wenn man Simmentaler – bis heute grosse, robuste und kräftige Tiere – anschaut.

Die Simmentaler Rasse stammt ursprünglich, wie es der Namen sagt, aus dem Simmental im Berner Oberland. Von dort wurde die robuste Weide- und Alpkuh ab dem 19. Jahrhundert in die Welt hinaus exportiert. 

Kreuzungen und neue Rassen

Weltweit wird die Rasse vor allem für die Fleischproduktion genutzt. Oft werden die Tiere nicht reinrassig gehalten, sondern werden beispielsweise mit Fleischrassen gekreuzt, um dank der Simmentaler die Milchleistung bei den Nachkommen zu verbessern.

Die Simmentaler Reinzucht in der Schweiz ist daher weltweit einzigartig. Diese verschiedenen Zuchtansätze sowie die unterschiedlichen, breit gefächerten Merkmale der Rasse selbst führen zu der Vielfalt, die eingangs erwähnt wurde.

Aus Kreuzungen mit Simmentalern entstanden auch eigenständige Rassen. Ein Beispiel ist die noch relativ junge Schweizer Rasse Swiss Fleckvieh, aus Simmental und Red Holstein. Ein anderes Beispiel sind die Montbéliards in Frankreich, die im 18. Jahrhundert aus der Kreuzung einer Landrasse mit Simmental entstand.

Schmuggel, Verfolgungen und Gefängnis

Bei der Züchtung geht es darum, bessere Nachkommen zu erhalten, als die Eltern waren. In dem Zusammenhang sind Kreuzungen mit anderen Rassen verlockend: So kommen neue Eigenschaften hinzu und Zuchtfortschritte können rassenübergreifend genutzt werden. Allerdings ist damit die Reinzucht gefährdet.

Dieser Clinch kann ernst werden, wie diese Geschichte aus dem Waadtländer Jura zeigt: In den 1960er-Jahren sahen die Schweizer die Milchleistung der eigenen Simmentaler sinken, während die Montbéliards in Frankreich mehr und mehr Milch gaben.

Da die Schweiz strikte Vorschriften betreffend ausländischer Genetik hatte, mussten sich Landwirte anders helfen. Sie begannen, Kälber und Samen über die Grenze zu schmuggeln.

Das klappte teils unbemerkt, führte aber auch zu Verfolgungen, Schusswechseln und Gefängnis für ertappte Schmuggler. 1967 geschah, was von den Zeitungen als «guerre des éleveurs» bezeichnet wurde, als «Krieg der Viehzüchter»: Die Landwirte erzwangen – beladen mit Kälbern und Kühen – den Durchgang am Zoll. Hohe Bussen und der Ausschluss aus dem Herdebuch brachten die illegale Einfuhr schliesslich zum Erliegen.

Den Konflikt endgültig beruhigt hat die Revision der Viehzuchtverordnung 1967, mit welcher der Genetikimport sowie die künstliche Besamung liberaler geregelt wurden.

Heute: Wichtige Schweizer Reinzucht

Auch heute wird Genetik aus dem Ausland importiert. Aktuell geht es darum, Hornlosigkeit in die Schweizer Simmentaler Population zu bringen.

Abgesehen davon ist die Reinzucht nach wie vor sehr wichtig. Simmentaler sollen im Schweizer Format erhalten bleiben. Sowohl die gute, in den letzten Jahren gesteigerte, Milchmenge als auch die Fleischmerkmale sollen beibehalten werden.

Die Schweizerische Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der reinen Simmentaler Fleckviehrasse SVS setzt sich dafür ein. Andere Vereine engagieren sich ebenfalls, um den Bestand zu erhalten und sogar auszubauen.

Bestandesentwicklung

Der Bestand der Simmentaler Rasse bleibt relativ stabil – verglichen mit anderen Milchviehrassen. Eine Abnahme ist trotzdem zu verzeichnen: In den letzten Jahren sanken die Zahlen von 25'100 (2011) auf knapp 23'100 Kühe (2021) im Herdebuch.

Der Anteil von Simmentalern am Kuchen ist unverändert: Jede zehnte Kuh im Herdebuch von swissherdbook ist eine Simmentaler Kuh.

Im Fleischrinder-Herdebuch von Mutterkuh Schweiz sind zusätzliche gut 1100 Kühe registriert.

Links & Quellen

«die grüne»-Artikel:

  • Buchbesprechung: «Arthur Zeller 1881-1931, Vieh- und Wanderfotograf im Simmental. Fotografien 1900-1931.»