Tierarzt Hubertus Hertzberg, Leiter Parasitologie am Health Balance Uzwil, plädierte für ein Umdenken. In der Vergangenheit seien Entwurmungs-mittel zu unkritisch und zu häufig eingesetzt worden. Die Standard-empfehlung lautete: Pferde sollten drei bis vier Mal pro Jahr entwurmt werden. Als Folge hätten sich zunehmend resistente Wurmpopulationen gebildet, die nicht mehr oder nur noch unvollständig auf die Entwurmungsmittel reagierten, sagte Hertzberg.
Es gebe gar gute Gründe anzunehmen, dass der Kontakt mit einer Wurmpopulation für das Immunsystem und damit für den gesamten Organismus positive Effekte habe. Pferdehalter sollten deshalb ihre Einstellung ändern: «Wir müssen lernen, eine Koexistenz von Wirtstier und Parasit zu tolerieren», betonte Hubertus Hertzberg. Ein «normaler» Befall sei für ein gesundes Pferd nicht existenzbedrohend. «Das parasitenfreie Pferd ist eine Illusion», sagte der Tiermediziner.
Hertzberg plädierte für ein «selektives Behandlungskonzept». Bei erwachsenen Pferde sollte im ersten Untersuchungsjahr die individuelle Parasitenbelastung an vier Terminen während der Saison bestimmt werden. Von den klinisch gesunden Pferden sollten nur diejenigen behandelt werden, deren Parasitenausscheidung im Kot einen bestimmten Wert überschreitet. Das Parasitenmanagement werde gemäss Hertzberg in Zukunft aufwändiger und damit auch kostspieliger.
Michael Wahl, Strickhof