Verendete Rinder mit Rundballennetz aus Kunststoff im Pansen: Solche Bilder zeigte der Neuseeländer Grant Lightfoot an der Präsentation seines Rundballennetzes aus Jutefasern. Die Präsentation fand Ende Juni auf dem Betrieb vom Lohnunternehmen Schneeberger & Berger in Oberbottigen BE statt, organisiert durch die BauernZeitung und «die grüne». Die Plastikproblematik spornte den Landwirt an, dieses Rundballennetz zu entwickeln. In Neuseeland werden Rundballennetze und Silofolie häufig verbrannt oder vergraben, deshalb sind Rundballennetze aus Kunststoff ein grosses Problem.

Rundballennetz aus Jutefasern kann gefressen werden

Das Netz wird aus Jutefasern hergestellt, welche in Indien angebaut und verarbeitet werden. Das Jutenetz ist daher biologisch abbaubar und könne gemäss Grant Lightfoot auch von Nutztieren wie Rindern, Hirschen und Pferden gefressen werden. Er selbst hält 500 Aufzuchtrinder und 350 Hirsche auf seiner Farm in Neuseeland und hat das Jutenetz seinen eigenen Tieren zum Fressen vorgelegt. Das Netz könne ohne Rückstände von den Tieren verdaut werden.

Das zeigte zum einen das Sezieren eines Rindes: Im Magen konnten keine Rückstände des Netzes nachgewiesen werden. Zum anderen liess Lightfoot bei einer Milchkuh eine Milchprobe im Labor untersuchen. Auch dabei liessen sich keine Rückstände feststellen. «Das Jutenetz kann direkt verfüttert werden», so Lightfoot. Selbst im Futtermischwagen werde es ausreichend zerschnitten.

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Netz sei für alle Rundballenpressen kompatibel

Das Jutenetz ist wie herkömmliches Netz aus Kunststoff konzipiert, ist aber etwas dicker. Eine Rolle Netz mit 30 cm Durchmesser hat 500 Meter Netz aufgewickelt, bei einer Rollenbreite von 125 cm. Mit diesen Massen sei die Netzrolle für alle Rundballenpressen kompatibel. Grant Lightfoot hat das Netz bei diversen Rundballenpressen in Neuseeland getestet. Getestet wurde das Netz auch in der Schweiz. Urs Schneeberger und sein Team vom Lohnunternehmen Schneeberger & Berger testeten das Jutenetz als Erste in ganz Europa.

30 Heuballen wurden mit diesem Netz gepresst. Zwei davon konnten am Anlass besichtigt werden. Gepresst wurde mit der Rundballenpresse John Deere 960 und einer Press-WickelKombi von Göweil. Der erste Eindruck ist gut. «Das Pressen mit dem Jutenetz hat gleich gut funktioniert wie mit herkömmlichem Kunststoffnetz. Auch das Schneiden des Netzes war kein Problem», erzählt Urs Schneeberger. Einzig bei der Rollengrösse hat Urs Schneeberger gewisse Bedenken.

Mit 500 Metern Netzlänge hat das Jutenetz nur rund einen Fünftel so viel Netz auf einer Rolle wie herkömmliches Kunststoffnetz. Für Lohnunternehmer, die viele Rundballen pro Tag produzieren, wäre es logistisch eine Herausforderung, genügend Netz mitzuführen. Urs Schneeberger sieht aber durchaus Potenzial für die Verwendung bei Landwirten mit eigenen Rundballenpressen. Der Preis pro Rolle beträgt aktuell 135 US-Dollar, umgerechnet 107 Franken (Angaben ohne Gewähr).

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